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Winterlicht

Winterlicht

Titel: Winterlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melina Marchetta
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beschämt.
    „Setz dich“, forderte Tesadora ihn auf. „Du bist ein Glückspilz, denn ich habe heute Zeit.“
    Ein Glückspilz, in der Tat, dachte er. Er nahm widerwillig Platz und Lady Beatriss gab Tesadora ein Tuch, das sie ihm um die Schultern legte.
    Tesadora zerrte an seinem Haar, während sie es mit einem Messer bearbeitete. Es war leicht, einen Widerwillen gegen sie zu empfinden. Trotz ihrer Schönheit hatten ihre Hände nichts Behutsames und ihre Augen nichts Sanftmütiges. Er beobachtete die dicken Haarbüschel, die bald den Boden bedeckten. Er fühlte sich schon ganz nackt, obwohl sie erst die eine Hälfte geschnitten hatte. Als er nach den Stoppeln greifen wollte, schlug Tesadora seine Hand weg.
    Er starrte auf das Bündel auf dem Tisch und betrachtete dann Lady Beatriss. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie sich überhaupt nicht dafür zu interessieren schien. Sie sah ihn feierlich an.
    „Warum fürchtest du dich, kleiner Finn?“, fragte sie sanft.
    „Ich fürchte mich, weil die Königin mir vorwirft, dass ich das Königreich von meinem Felsendorf aus beherrsche, obwohl doch sie zusammen mit euch Frauen und der Yata regiert“, sagte er zornig. „Habt ihr hier den Giftanschlag auf den Thronräuber ausgeheckt?“
    Schweigen war die Antwort.
    „Nein“, sagte Lady Abian nach einer Weile. „Aber wenn wir schon darüber sprechen: Es war in meinem Haus. Und im Nachbarraum spielten meine Söhne. Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der sie in einen sinnlosen Krieg ziehen müssen.“
    „Warum lässt du unsere Königin warten?“, fragte Tesadora.
    Finnikin sehnte sich danach, endlich gehen zu können, doch Tesadora drückte ihr Messer an seine Kopfhaut.
    „Ich glaube, ich weiß den Grund“, sagte Lady Beatriss. „Wenn Finnikin König wird, muss sich sein Vater eines Tages vor ihm verbeugen.“
    Er versuchte aufzuspringen, doch Tesadora hielt ihn an den übrig gebliebenen Haaren fest. „Ich werde niemals zulassen, dass sich mein Vater vor mir verbeugt!“
    Tesadora ließ ihn nicht los. „Dann bist du nicht der richtige Mann für unsere Königin. Also gib sie frei! Geh zu ihr und sag ihr, dass sie einen König auswählen müsse. Wenn sie diese Worte aus deinem Mund hört, versteht sie, dass es keine Zukunft für euch beide gibt. Sie wird auf niemanden sonst hören. Der Prinz von Osteria wird kein Problem damit haben, wenn sich dein Vater vor ihm verneigt, und mit der Zeit wird sie glücklich mit ihm werden. Wie ich hörte, ist er ein strammer Bursche.“
    Finnikin schnaubte.
    „Nichts wird die Lumaterer glücklicher machen als die Gewissheit, dass unsere geliebte Königin von einem liebenden Gatten umsorgt wird“, fuhr sie fort und zerrte grob an seinen Haaren. „Dass sie jeden Morgen in den Armen eines Mannes erwacht, der ihr Ehebett warm hält und fruchtbar macht.“
    Ihm wurde klar, dass er für Tesadora mehr als Ablehnung empfand. Er verachtete sie. „Was weiß eine Novizin der Sagrami denn über warme, fruchtbare Betten?“, spottete er. „Es scheint mir, Ihr hasst alle Männer.“
    „Maße dir niemals an, meine Bedürfnisse zu kennen oder Vermutungen darüber anzustellen, wer mein Bett wärmt! Und wenn du glaubst, ich hasse die Männer, liegst du falsch. Ich verachte nur diejenigen, die Gewalt und die menschliche Habgier dazu benutzen, andere zu beeinflussen. Zum Nachteil deines Geschlechts findet sich dieser Charakterzug eher bei Männern als bei Frauen. Doch sperr mich in einen Raum mit den Frauen, die sich dem Thronräuber an den Hals geworfen haben, und ich verspreche dir, es wird ein Blutbad geben und ich werde es genießen.“ Sie packte ihn am Kinn. „Was hast du nur an dir, dass du die stärkste Frau in unserem Land so tief berührst? Denn sie ist die Stärkste von allen, zweifle nie daran!“
    „Du solltest ihre Schwächen nicht unterschätzen!“, rief Finnikin wütend. „Ich kenne sie. Sie könnten die Königin vernichten.“
    „Siehst du mein Haar?“, fragte Tesadora und zog an den weißen Strähnen. „Es ist weiß geworden, weil ich durch schreckliche Träume gewandelt bin, um Vestie vor den grauenhaften Bildern darin zu bewahren. Diese Farbe habe ich der dunklen Seite der menschlichen Seele zu verdanken. Und die Königin? Nicht ihre Jugend bewahrt sie davor, im Angesicht des Grauens weiße Haare zu bekommen. Es ist ihre innere Stärke.“
    Er schwieg einen Moment. „Warum hätte ic h … hätten wir sie dann beinahe verloren, als wir das Königreich

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