Winterliebe: eine Anthologie aus fünf sinnlich-romantischen, humorvollen und homoerotischen Love Storys (German Edition)
erwärmen, pulsierte mit ihrem Herzschlag. Braun leuchteten Lilys Augen, Unsicherheit und ein verstecktes Verlangen darin.
„Wir sollten ...“, begann sie, sog die Lippen ein. „Ich hatte dir doch versprochen, dass du dich entspannen könntest. Ich habe … ich dachte, ich verwöhne dich ein wenig.“
Ihre Stimme wurde immer leiser. Aischa lächelte, erhob sich und beugte sich zu Lily hinab.
„Das würde ich gerne annehmen. Was hast du geplant?“ Sie legte ihre Hand unter Lilys Kinn, hob es ein wenig an und küsste sie. Lily schloss die Augen, erwiderte den Kuss zaghaft.
„Wollen wir probieren, ob mein Kuchen genießbar ist?“, bot Aischa an. Lily nickte und führte Aischa in eine gemütliche Küche mit einem Fußboden aus Ziegelsteinen. Ein großer Herd dominierte den Raum, unter der Decke trockneten Kräuter. Es duftete nach Thymian und dem fruchtigen Tee, der auf dem kleinen Küchentisch stand.
„Möchtest du?“ Lily holte zwei Tassen aus einer alten Vitrine und Aischa setzte sich und schnitt ihren Kuchen an. Sie war sich nicht sicher, ob er gut gelungen war, doch Lily behauptete es zumindest.
Sie sprachen nicht viel, es waren kleine Gesten, flüchtige Berührungen, die mehr aussagten. Aischa erzählte von ihrem Job, von ihrem derzeitigen Projekt. Lily hörte zu, bemerkte jedoch: „Ist es das, was du tun möchtest?“
Aischa sah sie überrascht an und nickte automatisch: „Es ist ein toller Job. Ich habe gute Chancen, demnächst noch weiter aufzusteigen. Ich wollte immer erfolgreich sein. Eine Frau hat es nicht so leicht hochzukommen in meinem Job.“
„Das glaube ich dir, aber ist es das, was du wirklich willst?“, fragte Lily nach.
Aischa konnte dem durchdringenden Blick nicht ausweichen. Verunsichert umklammerte sie ihre Tasse. „Ja, ich denke schon. Es ist etwas, von dem ich immer geträumt habe. Erfolgreich zu sein, anerkannt. Mir macht mein Job Spaß.“
Lily erhob sich. Sie streckte Aischa ihre Hand hin und forderte: „Komm. Komm mit mir.“
Sie zogen sich ihre Mäntel an und wanderten länger als eine Stunde durch die stillen Wälder. Frost verwandelte die Gräser und Bäume in märchenhafte Skulpturen, die Sonne blieb verborgen, stattdessen begann es in feinen Flocken zu schneien.
Lily erzählte von ihrem Leben, von ihrem vergangenen und ihrem jetzigen, von der engen Verbundenheit, die sie mit der Natur ringsum eingegangen war, wie sie ihr Stärke gab. Aischa hörte zu. Vieles, was Lily erzählte, erschien ihr zu abwegig, extrem esoterisch angehaucht, oftmals mystisch. Lily glaubte daran und hier war sie die starke, selbstbewusste Frau, die Aischa an die Hand nahm und ihr einen Teil ihrer Welt zeigte.
Hand in Hand gingen sie durch den Wald, blieben immer wieder stehen, um sich zu küssen, zaghaft zunächst, sich ihrer Gefühle füreinander jedoch immer sicherer werdend. Aischa bemerkte zunächst die zunehmende Kälte nicht, die unter ihre zu dünne Kleidung kroch. Erst als sie das Haus vor sich sahen, begannen ihre Zähne zu klappern und sie konnte ihre Zehen in den modischen, allerdings unpraktischen Stiefeln nicht mehr spüren.
Besorgt beobachtete Lily ihr Zittern, bot ihr sofort an, sich eine Badewanne einzulassen und ihr einen heißen Tee zu bringen. Aischa nickte, nahm das Angebot dankend an und Lily wies ihr den Weg.
Das Badezimmer war geräumig, ganz in Weiß und hellem Gelb gehalten. Die große Badewanne stand etwas erhöht. Das Wasser gurgelte und der Dampf erwärmte bereits Aischas Hände, während sie darauf wartete, dass die Wanne volllief. Lily hatte den Lehmputz an den Wänden gestaltet und zu Landschaftsbildern geformt. Steine in ganz unterschiedlichen Farben waren darin eingearbeitet.
Noch immer zitternd stieg sie schließlich in das heiße Wasser und lehnte sich entspannt zurück. Lily hatte ihr einen besonderen Badezusatz gegeben, der das Wasser in ein duftendes Erlebnis verwandelte. Wohlig kroch die Wärme durch ihren Körper, ließ ihre Zehen kribbeln und sie fühlte sich leicht und schwebend.
Es klopfte und Lily kam mit der Tasse Tee herein, stellte sie wortlos neben ihr auf den kleinen Hocker ab. Sie war nervös, warf ihr verstohlene Blicke zu und wandte sich rasch zum Gehen. Aischa bemerkte es und lächelte verständnisvoll. Sie wusste, dass es an ihr war, der anderen Frau weitere Hemmungen zu nehmen. Sie begann sich zu waschen, hörte, wie Lily an der Tür zögerte, spürte ihre Blicke auf sich, die sich in ihre Haut brannten.
„Willst du
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