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Winterliebe: eine Anthologie aus fünf sinnlich-romantischen, humorvollen und homoerotischen Love Storys (German Edition)

Winterliebe: eine Anthologie aus fünf sinnlich-romantischen, humorvollen und homoerotischen Love Storys (German Edition)

Titel: Winterliebe: eine Anthologie aus fünf sinnlich-romantischen, humorvollen und homoerotischen Love Storys (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls , Karo Stein , Raik Thorstad , Nico Morleen , Isabel Shtar
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Aischa zum ersten Mal in ihrer Firma darum gebeten hatte, jemand anderen zu einem Meeting zu schicken, um den Tag mit Lily zu verbringen. Sie verspürte den Anflug eines schlechten Gewissens, wusste, dass ein solches Verhalten nicht förderlich für ihre weitere Karriere sein würde, dennoch hatte sie es getan. Sie musste es einfach tun. Lily wiederzusehen erschien ihr selbst wichtiger als ihre Arbeit. Und das war dumm, wie sie wusste.
    Immer hatte sie ihrem beruflichen Fortschritt Priorität eingeräumt. Bis jetzt.
    Sie bereute es nicht. Mit Lily zusammen zu sein gab ihr Kraft, stärkte sie für die nächste Woche. Der Tag ging viel zu schnell vorüber. Leider besaß Lily kein Telefon und da Aischa über Weihnachten zu ihren Eltern fliegen wollte, wusste sie nicht recht, wie sie sie erneut kontaktieren konnte. Die Zeit der Weihnachtsmärkte war vorbei und Lily hatte erwähnt, dass sie nun erst im Frühling wieder unterwegs sein würde.
    „Wenn du wieder hier bist, komm vorbei. Ich werde da sein. Du kannst jederzeit kommen“, bot ihr Lily an, als sie sich verabschiedeten. „Ich würde dir gerne helfen, dich zu entspannen. So ein wirklicher Verwöhntag. Ich glaube, du kannst einen Tag fernab von all deinen Verpflichtungen gebrauchen.“ Sie hatte recht, Aischa wusste, dass ihr gerade in letzter Zeit viel zu viele Fehler unterliefen, sie oft abgelenkt war. Ein Tag Auszeit würde ihr guttun. Ein Tag mit und bei Lily, der Gedanke war zu verlockend.
    Sie war am 27. wieder in Hamburg gelandet und am nächsten Morgen früh losgefahren. Ihr Navigationsgerät hatte den Ort nicht angezeigt, aber Aischa hatte an der Autobahnraststätte eine Karte gekauft und ließ sich nun zumindest in die Nähe leiten. Es hatte in den letzten Tagen geschneit, nicht viel, jedoch ausreichend, um die typischen Kiefernwälder in ein mystisches Grau zu tauchen. Die Sonne verbarg sich hinter schneelastigen Wolken. Die Straßen waren leer und sie kam gut voran.
    In dem angezeigten Ort folgte sie mit der Karte in der Hand einem kleinen Schild. Sie fuhr vorsichtig, denn die Straße ging bald darauf in einen unbefestigten Weg über. Weiden erstreckten sich links neben ihr, rechts war dichter Wald. Die Straße machte einen Bogen in den Wald hinein und vor ihr öffneten sich die Bäume und gaben den Blick auf ein kleines Haus frei, welches sich an eine Gruppe von Birken drängte, die wie eine Insel inmitten einer freien Fläche standen.
    „Andernort“, murmelte Aischa zustimmend. Es hätte kaum einen passenderen Namen geben können. Sie ließ das Auto ausrollen, parkte es neben Lilys und stieg aus.
    Es war still. Nicht mit dem Begriff Stille zu vergleichen, den Aischa kannte. In dem Vorort Hamburgs, in dem sie lebte, bedeutete Stille das entfernte Rauschen von Autos, irgendwo Hundegebell und Kinderlärm. Hier hieß „still“, absolute Stille.
     Sie lauschte angestrengt, doch nur der leise Wind, der die gefrorenen Zweige der Birken bewegte und sich in dem nahen Schlehengestrüpp verfing, war zu hören.
     Ein Schaf blökte und Aischa öffnete die Augen, bemerkte da erst, dass sie sie geschlossen hatte. Idyllisch, dachte sie. Dieser Ort trifft es genau. Ihr Blick schweifte über den Garten rechts von ihr. Der Schnee lag wie Puderzucker auf den gelbbraunen Resten des Sommers, Raureif bildete filigrane Muster an den langen Gräsern, wob sie zu elbisch anmutenden Skulpturen.
    Die kalte Luft kitzelte in Aischas Nase. Gegenüber des Gartens lag ein etwas baufälliges Gebäude, aus welchem unverkennbarer Stallgeruch warm zu ihr herüberwehte. Sie musterte das Haus und entdeckte Lily, die in der Haustür stand und ihr zulächelte. Neben ihr erschien langsamen Schrittes ein brauner Hund, dessen graue Schnauze sein hohes Alter verriet. Er ließ sich zu einem einzigen Bellen herab, wedelte dafür umso eifriger mit der Rute, als Aischa näher kam.
    „Willkommen! Du hast es gefunden“, stellte Lily fest. Ihre schönen Augen leuchteten und Aischa vermeinte zu sehen, dass ihr Mund etwas bebte. Sie selbst spürte ihre Finger zittern und den dringenden Wunsch, Lily zu umarmen, sie in ihre Arme zu ziehen. Sie wirkte zierlich in ihrem viel zu langen dunkelroten Pullover und der Jeans. Die Haare trug sie offen und sie fielen ihr weich auf die Schultern.
    „Mein Navi hatte ein wenig Probleme, diesen Ort zu finden“, gab Aischa zu und holte den Kuchen aus dem Auto. „Ich freue mich … dich zu sehen.“
    Das winzige Zögern musste Lily auffallen, sie scheuchte

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