Winterliebe
Oder Kaffee? Ich kann dir auch ein Spiegelei machen.”
Claudette hob abwehrend die Hand. "Ich krieche gleich in die Federn”, sagte sie und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch das Haar. "Wie war es auf der Silvesterparty?”
"Ganz nett. Ich habe viel getanzt.”
Claudette sah die beiden Kaffeetassen auf dem Wohnzimmertisch stehen. "Hat Rigobert Köberl dich nach Hause gebracht?”
"Nein, nicht Rigobert, sondern Adalbert. Adalbert Siebenstern.”
Claudette dachte nach. "Kenne ich den?”
"Nein. Vielleicht vom Sehen, denn er wohnt auch in Haidhausen. Namentlich ist er dir sicher nicht bekannt.” Kurze Pause. Dann: "Ich - ich habe mich in ihn verliebt.”
Claudette sah ihre Tochter überrascht an. "Und Rigobert?”
"Der war doch nur ein Notnagel.”
"Du bist also wieder einmal verliebt.” Für Claudette war das nichts Neues mehr. Waltraude verliebte sich pausenlos - in der Schule in den Turnlehrer, in Kitzbühel in den Schilehrer, im Kino in die Filmschauspieler, im Tanzunterricht in ihre jeweiligen Partner, im Büro in ihre Arbeitskollegen… Sie kam zu manchen Zeiten aus dem Verliebtsein gar nicht mehr heraus.
Waltraude nickte heftig. "Ja, ganz schrecklich.”
"Und wie lange wird es diesmal dauern?” fragte Claudette nüchtern.
"Das mit Adalbert, das - das ist kein Strohfeuer, Mutti”, beteuerte Waltraude. Ihre veilchenblauen Augen strahlten und funkelten. "Ich liebe ihn ganz irrsinnig.”
Claudette wiegte sanft lächelnd den Kopf. "Mir ist so, als hätte ich das schon mal gehört.”
"Mit Adalbert ist es anders, ehrlich. Er ist der Richtige für mich.”
Claudette betrachtete ihre Tochter nachdenklich. "Er scheint dich wirklich verzaubert zu haben.”
Vor Waltraudes innerem Auge lief ein extrem erotischer Film ab, und die Hauptdarsteller waren sie und Adalbert. Sie sah seinen Kopf zwischen ihren Schenkeln, sah sich auf seiner mächtigen Lanze geradewegs in den siebten Himmel reiten... "O Mutti, ich bin ja so glücklich. Wenn du Adalbert kennenlernst, wirst du ihn auch mögen.”
"Wie sieht er aus?” erkundigte sich Claudette Pessacker.
"Phantastisch.”
Natürlich, dachte Claudette. Die Frage hätte ich mir sparen können. "Hat er einen Beruf?”
"Er ist Grafiker”, antwortete Waltraude.
"Und er ist auch in dich verliebt.”
"Genauso wie ich in ihn.” Glückseligkeit ließ Waltraudes Stimme beben.
Claudette lächelte mild. "Mehr kann eine Mutter sich für ihr Kind eigentlich nicht wünschen.”
"Er holt mich heute ab. Wir wollen einen Neujahrsspaziergang machen. Wenn du möchtest, stelle ich ihn dir vor.”
"Zuvor muss ich aber ein paar Stunden schlafen”, schmunzelte Claudette. "Ich möchte schließlich nicht, dass deine große Liebe mich mit Krähenfüßen kennenlernt.”
8
Draußen schneite es nicht vertikal, sondern horizontal. Das bedeutete: Sturm. Dr. Hadubrand Emmerson ging zum Frühstücksbüfett. Es war halb zehn. Rüdiger und Yvette hatten beschlossen, das Frühstück heute ausfallen zu lassen, und Leo und Lottchen hatten bereits kategorisch verkündet, dass sie bei diesem Mistwetter keinen Fuß vor das Hotel setzen würden. Wenn die Eltern bei diesem Schneetreiben zur Lacknalm wandern wollten, sei das ihre Sache. Sie würden auf jeden Fall zu Hause bleiben, Radio hören, fernsehen, lesen, vielleicht im hoteleigenen Hallenbad ein wenig schwimmen…
Hadubrand Emmerson legte etwas Wurst und Käse auf seinen Teller.
"Guten Morgen”, sagte jemand hinter ihm.
Er drehte sich um. "Ah, guten Morgen. Auch schon auf?”
"Haben Sie schon einen Blick aus dem Fenster geworfen?” fragte der lange Piet van Geest.
Hadubrand schmunzelte. "Es schneit
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