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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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mit Büroflächen gespickt war. Eine seltsam graue Welt, die sich trotzdem den Luxus von Flächen gönnte, auf denen Objekte und Bänke zum Verweilen einluden. Doch niemand ging der Einladung nach; diese Plätze waren immerzu verwaist. Wer es eilig hatte - und hier hatten es alle eilig, weil die Stechuhr im Kopf tickte -, mied diese Flächen sogar und nutzte sie nicht einmal für eine Abkürzung. David schien für solche Feinheiten an diesem Mittag nichts übrigzuhaben, denn er marschierte kurzerhand über einen betonierten Platz. Er war sogar derart guter Laune, dass er über den Rand eines Springbrunnens balancierte, anstatt ihn einfach zu umrunden. Jannik hingegen hielt sich zurück und schielte in das Wasser. Auf dem blau getünchten Grund lag eine Getränkedose.
    »Nun hör mal zu, Superman«, setzte Jannik erneut an und packte David am Ärmel. Doch der weigerte sich einfach, stehen zu bleiben. »Du bist ernsthaft aufgekratzt, weil du diese Frau noch einmal vernaschen durftest. Okay, freut mich für dich. Jetzt bist du voll auf körpereigenen Drogen, aber musst du deshalb gleich dermaßen auf die Pauke hauen? Nathanel  will, dass wir Maggies Revier heute Abend einen kleinen Besuch abstatten. Das ist Stress genug. Uns jetzt auch noch bei ihr anzukündigen, ist völlig bescheuert. Mal abgesehen davon, dass das so gar nicht geplant war. Du solltest Maggie eigentlich nicht einmal kennen, so wie es sich für den Bodensatz des Rudels geziemt. Geschweige denn wissen, wie man ihr eine Nachricht zukommen lässt.Wenn Hagen davon was mitkriegt …«
    »Aber Hagen wird davon nichts mitkriegen«, unterbrach ihn David übermütig und zog ihn an einer Zottel, die von seinem Hinterkopf abstand. »Das hier ist herrenloses Revier, wir sind also runter von seinem Radar. Wenn du allerdings meinst, dass du dich später nicht zusammenreißen kannst und alles verpetzt, dann solltest du mir besser nicht hinterherlaufen.«
    »Ich laufe dir nicht hinterher«, erwiderte Jannik beleidigt, sah aber rasch zur Seite, als David ihm einen höhnischen Blick zuwarf. Burek schloss mit heraushängender Zunge auf, und fast wäre Jannik über ihn gestolpert. »Wunderbar, Burek findet es hier auch klasse. Wenn man sich euch beide so anschaut, könnte man glatt auf die Idee kommen, dass euch dieses unabhängige Gebiet zusagt. Die beiden Herren sind mit einem Schlag ja so unheimlich gelöst, geradezu überschäumend.«
    »Ja, ganz im Gegensatz zu dir, du Jammerlappen.«
    Jannik zeigte seinem Freund den Mittelfinger, doch David grinste nur.
    »Schön, dass es dir so gut geht. Denn das wird sich schlagartig ändern, wenn Hagen dich für die Aktion erst einmal an den Eiern hat. Eins kann ich dir nämlich verraten: Nathanel wird danebenstehen und keinen Mucks von sich geben, während Hagen sie dir langzieht. So eine Scheißidee.«
    »Na, wenigstens werde ich nicht allein leiden müssen. Du weißt ja: mitgefangen, mitgehangen. Hagen wird begeistert  sein, sich an uns beiden austoben zu dürfen.Also reiß dich besser zusammen, dann wird alles wie am Schnürchen laufen.«
    Vor lauter unterdrücktem Unmut knurrte Jannik. »Neutraler Boden, Leitwolfgehabe«, nuschelte er in seinen hochgestellten Jackenkragen.Aber er sah ein, dass es sinnlos war, weiterhin auf seinen Freund einzureden.
    Am gestrigen Abend hatte es eine Besprechung im kleinen Kreis wegen einiger geplanter Grenzüberschreitungen auf das benachbarte Rudelgebiet gegeben. »Um die Möglichkeiten auszutesten«, wie Nathanel es formuliert hatte. Im Klartext hieß das, dass einige von ihnen sich auf Maggies Territorium herumtreiben und ihre Markierungen hinterlassen sollten. Eigentlich eine unangenehme Aufgabe, denn es widersprach ihren Instinkten.Trotzdem hatte Jannik in einigen Gesichtern Vorfreude aufflackern sehen, was ihn beunruhigt hatte. Offensichtlich waren sie der Auffassung, dass es richtig sei, gerade so, als stünde ihnen Maggies Revier zu. Oder als freuten sie sich auf eine Auseinandersetzung mit den Nachbarn.
    David war zu dieser Besprechung gerade noch rechtzeitig eingetroffen, ziemlich außer Atem und leicht neben der Spur. Nathanel hatte ihn kurz beiseitegenommen und ihm ein paar Worte zugezischt, doch zu mehr hatte ihm die Zeit gefehlt. Jannik hatte ihrem Disput voller Beklemmung zugehört.
    »Du solltest dir wirklich genau überlegen, ob du diese Frau wiedersehen willst. Wenn du eine Beziehung außerhalb des Rudels eingehen solltest, wird Hagen auf sein Recht pochen.«
    Jannik hatte

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