Wintermond
Ordnung?«, fragte sie, ohne das Gesicht vom Kissen zu heben.
»Soll ich dir etwas aus der Küche mitbringen, einen Kaffee vielleicht?« David schob die Decke zur Seite und sah zu, dass er aus ihrem Blickfeld kam, bevor sie die Schamesröte auf seinem Gesicht entdeckte.
»Gern«, hörte er sie noch antworten, doch es klang nicht sehr dringlich.
In der Küche ging David einige Male auf und ab, und zum ersten Mal ärgerte er sich über die Beengtheit seiner Wohnung. Er konnte es einfach nicht fassen, dass er sich so hatte gehenlassen. Es gab einen Grund dafür, warum die meisten aus seinem Rudel sich nicht auf Liebesgeschichten einließen. Für sie alle gab es keine wahre Zweisamkeit. Oder zumindest war David nicht bereit, den Preis zu zahlen, den sein Wolf dafür fordern würde: den Preis, endlich in der Rudelordnung aufzusteigen.
Stirnrunzelnd blickte David zum Bett, auf dem sich Metas Silhouette unter der Decke abzeichnete. Über ein paar triebgesteuerte Nummern mochte Hagen schief lächeln und Amelia den Rücken streicheln. Aber sollte mehr daraus werden...
Ja klar!, spottete eine Stimme in David. Die Prinzessin auf deinem Lager ist sicherlich ganz entzückt, wenn du sie ins Kino und anschließend zum Asiaten um die Ecke einlädst, dessen Billigfraß nicht einmal Jannik ohne Zuckungen herunterbekommt.
In Gedanken versunken, machte David sich an der Kaffeemaschine zu schaffen und durchforstete den Kühlschrank, während das Wasser aufkochte. Er fand ein altes Stück Pizza, eine braun gefleckte Banane und ein Packet Hackfleisch, von dem er nicht wusste, wie es in seinen Kühlschrank geraten war. Nachdem er alle Schränke abgesucht hatte, fand er schließlich eine Packung Hundekekse und eine Tafel Schokolade, die er wohl einmal für Jannik gekauft und vergessen hatte.
Mit zwei Bechern Kaffee und der Schokolade kehrte David schließlich ins Schlafzimmer zurück, wo Meta gegen die Wand gelehnt auf dem Bett saß. Sie hatte sich ihr zerwühltes Haar glattgestrichen und die Decke sorgfältig um die Brust gewickelt, so dass sich David seiner Nacktheit mit einem Mal sehr bewusst wurde. Der Blick, mit dem sie ihn musterte, machte das Ganze nicht unbedingt einfacher. Zumindest schien ihr zu gefallen, was sie sah. David schaute sie herausfordernd an, und sie schenkte ihm ein Lächeln, das ihm ein Kribbeln über den Rücken jagte.
Er setzte sich auf den Rand der Matratze und stellte die beiden Becher auf den Boden. Dann hielt er die Schokoladentafel hoch. »Eine Portion Zucker ist jetzt bestimmt nicht verkehrt«, sagte er, als Meta skeptisch die Lippen aufeinanderpresste.
Nach einigem Zögern sagte sie: »Wahrscheinlich hast du Recht.«
Während sie umständlich die Silberfolie abwickelte, trank David einige Schlucke Kaffee und fragte sich, wie es nun weitergehen sollte. Meta widmete ihre Aufmerksamkeit der Schokolade und schien den nackten Mann an ihrer Seite vollkommen vergessen zu haben. Verstohlen betrachtete David die Rundungen ihrer Schultern, die helle Haut, die sie so verletzlich aussehen ließ, und die sanfte Rötung, mit der ihr Dekolleté immer noch überzogen war. In einem Anflug von Erregung wandte er sich ab und blickte in seinen leeren Becher.
»David?« Metas Stimme klang eine Spur zu zurückhaltend für eine Frau, die vorhin noch voller Leidenschaft gewesen war. Einen schrecklichen Moment lang glaubte er, dass sie seine Erregung bemerkt hatte und ihm nun erklären würde, dass sie losmüsse. Automatisch verspannten sich seine Schultern.
»Ich wollte mich für das Bild bedanken, das du mir geschenkt hast. Das war wirklich … Ich habe mich sehr darüber gefreut.«
David stellte den Becher ab und versteckte sein erleichtertes Lächeln hinter seinen Händen. Meta rutschte von hinten an ihn heran und begann, seinen Nacken mit Küssen zu bedecken. Dabei mieden ihre Lippen die Blutergüsse, die Mathols brutaler Griff hinterlassen hatte, wie auch die Narben auf seinen Schulterblättern. Doch Meta war sich dessen wohl gar nicht bewusst, denn ihre Hände gingen bereits auf Erkundungstour.
»Brauchst du vielleicht auch noch ein wenig Zucker?«, fragte sie sanft. Sie fand ihre Antwort, bevor David etwas erwidern konnte.
Kapitel 13
Grenzen abstecken
»Die Idee ist totaler Mist«, erklärte Jannik und hieb mit der Hand nach der steinernen Fassade eines riesigen Gebäudekomplexes. David schenkte ihm ein Grinsen und ging unbeirrt weiter.
Sie durchquerten eine dieser Gegenden, in denen jedes Gebäude
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