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Winterreise

Winterreise

Titel: Winterreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Roth
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den Zehenspitzen, ihre Brüste hingen wippend herunter, und da sie ihren Kopf tief gebeugt hielt, um zwischen ihre Beine sehen zu können, fielen ihre Haare aus dem Nacken und schaukelten mit dem Kopf hin und her. Sie stürzten auf die Matratze, ihr Hintern drängte sich noch immer an ihn, aber ihre Beine waren geschlossen. Ihm fiel ein, daß die Balkontür offen war, doch der Gedanke daran machte ihn nur noch erregter. Er warf einen Blick auf die Zimmertür, und es fiel ihm ein, daß er sie nicht versperrt hatte. Er sagte es ihr, und sie wartete, bis er sie geschlossen hatte und wieder zurückkam. Er lag jetzt zwischen ihren Beinen, die sie um seinen Rücken schlang. Sie fuhr mit einem Finger in ihr Loch und kratzte seinen Schwanz, die andere Hand schlang sie um seinen Hintern und kitzelte ihn. Das Bett quietschte, sie leckten sich in den Ohren und an der Schulter, und als es Anna kam, biß sie in seinen Hals.
    Speichel rann aus Annas Mundwinkeln, sein Schwanz war noch in ihr. Anna flüsterte, daß sie ihn liebe, und er flüsterte zurück. Wenn er allein war, sehnte er sich gerade nach diesen Momenten: Mit einer Frau zu schlafen, neben ihr zu liegen, ihre Wärme zu fühlen. Oft hatte er eine Frau umarmt, weil er alleine war, obwohl sie ihm nicht besonders gefallen hatte. Er fühlte, daß sein Schwanz aus ihr glitt. »Wir müssen gehen«, sagte Nagl. »Ein paar Minuten noch«, sagte Anna schläfrig. Sie schlug die Augen auf, gähnte und lächelte.
26
    Die Dämmerung senkte sich auf die weißen Statuen, die grünen Gärten, die Brunnen und die vergoldeten Kirchen. Auf dem Platz vor dem terrassenförmigen, weißen Monument Victor Emmanuel II spazierten Mönche mit Schirmen und nackten Füßen in Sandalen. Daneben standen alte Männer, die Unterschriften für irgendeinen Zweck sammelten. Den ganzen Nachmittag hatten sie sich durch Rom treiben lassen, waren in lindgrünen Doppeldeckerbussen ohne Ziel herumgefahren, an beflaggten Häusern vorbei, von denen Papierbögen »Case Occupate« verkündeten und Plakate »Basta con la rapina delle Immobiliare del Vaticano! Casa per I Lavoratori!« forderten. Eine Weile standen sie überflüssig zwischen den Alten, dann gingen sie zum Sammelplatz für Busse, in die Priester mit breiten Hüten und schwarzen Kleidern stiegen.
27
    Die Bahnfahrt war ermüdend gewesen. Kaum hatten sie ein Abteil betreten, als sie ein kleiner, saure Drops lutschender Araber nach ihrer Nationalität gefragt hatte. Er hatte ihnen Zigaretten angeboten und erzählt, daß er auf einen Freund wartete. Es war ein großer schlanker Algerier mit Sonnenbrille und gekräuseltem Haar, der betrunken gewesen war. Sie waren durch das Grün der Landschaft gefahren, und der Algerier hatte versucht, mit Anna in ein Gespräch zu kommen. Als er begonnen hatte, ihr näherzurücken, hatte sie sich neben Nagl gesetzt, daraufhin hatte der Algerier Nagl auf französisch angesprochen. Mit einer Hand hatte er zwischen seine Beine gegriffen und gelacht. Nagl hatte zum Fenster hinausgesehen. Durch einen Weingarten, dessen Ranken netzartig zwischen Baumstämmen hingen, war ein Bauer mit einem hinkenden Hund gegangen. Später hatte Nagl ein Kind gesehen, das hinter abgewrackten Autobussen seine Notdurft verrichtete. Die ganze Zeit aber überlegte er, was er mit dem Algerier machen sollte. Jedoch nichts Weiteres geschah. Der Algerier war eingeschlafen, und sein Kopf schaukelte bei den Rüttelbewegungen des Zuges. In Lattina stieg ein korpulenter Mann ein, der eine weit auseinandergefaltete »Corriere della Sera« las, so daß man weder sein noch das Gesicht des Algeriers erkennen konnte. Sie hatten eine Pension gefunden, im fünften Stock eines alten Hauses an der Ecke der Piazza Esquilino zur Via Cavour, mit Blumentapeten in den Gängen und einem Kasten vor einer Verbindungstür. Aus dem Fenster sahen sie auf das verblichene Ziegelrot der Dächer. Nagls Bartstoppeln waren ein paar Tage alt, sein Haar war ungekämmt und der Burberry zerknittert. Sie hatten ihr Gepäck achtlos im Zimmer liegen gelassen und waren auf die Straße gegangen.
28
    In einer kleinen, reich mit Gold und Marmor verzierten Kirche saßen zwei Nonnen. Sie trugen Brillen und lasen. Ihre Kleider waren eierschalenfarben, ihre Schleier weiß. Menschen traten durch die Schwenktür, griffen in den Weihwasserkessel, bekreuzigten sich, setzten sich auf einen der Stühle und verschwanden wieder. Nagl saß schläfrig da und war verwundert, daß er sich wohl fühlte. Er war

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