Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
dunklen, frostigen Winterlandschaft, denn das ließ es anmuten wie ein kleines Märchenschloss.
Als sie die Eingangstür erreicht hatte, stürmte sie geradewegs hinein. Hastig zog sie ihre Stiefel aus und ließ sie mitten im Raum stehen. Anschließend eilte sie samt Mantel, Schal und Mütze durch das ganze Haus – ein sehr großes Haus, in dem viele Leute damit beschäftigt waren, es weihnachtlich zu dekorieren, und festliche Lieder dabei sangen.
Sie lief in das große Kaminzimmer, doch ihr Vater war nicht zu sehen und so rannte sie direkt weiter in den nächsten Stock. Doch als sie an die Tür zu Melchiors Arbeitszimmer klopfte, kam auch hier keine Reaktion.
Überall schaute Arrow nach – in allen Gästezimmern, in der Bibliothek, in ihrem eigenen Zimmer, wo sie nur eine kleine Schachtel mit einer roten Schleife drum fand. Eilig griff Arrow nach dem kleinen Geschenk und rannte wieder hinunter. Dann stürmte sie in die Küche. Wie es aussah, hatten sich alle Leute des Hauses inzwischen zum gemütlichen Beisammensein dort versammelt und so wurde Arrow, die heftig nach Luft schnappte, von allen Seiten angestarrt. Einzig die Blicke ihres Vaters vermisste sie noch immer sehnsüchtig.
„Du liebes Bisschen ... Kind, wie siehst du denn aus? Wenn dein Vater dich so sieht!“ Anne war völlig empört über Arrows Anblick, die mit zerzausten Haaren, völlig errötet und mit Schal sowie Mantel und – was das Schlimmste war – mit Hosen vor ihr stand. Zu allem Überfluss tropfte ihr auch noch jede Menge geschmolzener Schnee von der Kleidung.
„Wenn er mich so sieht?“, fragte sie fassungslos. „Wo ist er denn? Ich habe jeden Winkel dieses Hauses nach ihm abgesucht!“
„Wirklich jeden Winkel?“, ertönte eine Stimme hinter ihr. Sie drehte sich um und da stand Dewayne. Er sah völlig entspannt aus, gar nicht so, als wäre er gerade noch in der eisigen Winterlandschaft herumspaziert. Auch machte er nicht den Eindruck, als wäre er durch das ganze Dorf gehetzt.
„Wie hast du das nun schon wieder angestellt?“, fragte Arrow mehr wütend als überrascht.
„Das ist aber keine sehr herzliche Begrüßung, Arrow“, zog er sie auf. „Immerhin ist es Monate her, dass wir und das letzte Mal gesehen haben.“
Arrow fiel wieder ein, dass niemand von ihrem Gespräch erfahren sollte, und so gab sie sich widerwillig geschlagen.
„Dewayne, wie schön, dich hier zu sehen!“ Abermals fiel sie ihm in die Arme und ergänzte heuchlerisch: „Du hast ja ganz warme Wangen. Du bist wohl schon eine ganze Weile hier und zwischendurch nicht ein einziges Mal vor die Tür gegangen.“
Alle starrten Arrow verwundert an. Statt der erwarteten Freudensprünge machte sie eher den Eindruck, als wäre sie verrückt geworden.
„Ich freue mich auch, dich nach so langer Zeit wieder zu sehen. Ich denke, ich nehme dir erstmal deinen Mantel ab, dann können wir uns weiter unterhalten.“ Schelmisch grinste er sie an und hielt ihr seine Hand entgegen.
„Wo ist er denn nun?“, fragte sie die ungeduldig und begann, Schal und Mütze abzulegen und sie Dewayne zu reichen.
„Kind, geht es dir gut?“, fragte Anne verunsichert.
Arrow drehte Dewayne den Rücken zu und knöpfte weiter ihren Mantel auf.
An Anne gewandt erwiderte sie aufgebracht: „Ja, es geht mir gut. Ich bin den weiten Weg wie verrückt gelaufen, weil ich dachte, Dad wäre hier. Ich habe ihn im ganzen Haus gesucht, aber er war nirgendwo zu finden, und obwohl ich alle Welt nach ihm befrage, verrät mir niemand, wo er steckt.“
Hinter ihr fragte Dewayne: „Aber wie kommst du denn darauf, dass er hier ist? Meines Wissens sollte er erst morgen eintreffen.“
In diesem Moment platzte Arrow der Kragen. Sie konnte eine ganze Menge Spaß verstehen, doch was diesen Punkt anging, war die Grenze erreicht, an dem sie überhaupt nichts mehr witzig fand.
Vor lauter Wut lief sie rot an, holte tief Luft und drehte sich zu Dewayne mit dem Gedanken, ihm den Hals umzudrehen, doch zu ihrer Überraschung blickte sie in ein ganz anderes Gesicht.
Völlig entrüstet stand sie nur da und regte sich nicht, als dann endlich die Anspannung von ihr fiel.
„Dad!“ völlig überwältigt fiel sie Melchior in die Arme und auch er war so gerührt, dass er nicht einmal eine Begrüßung herausbringen konnte.
Der Abend vor dem Fest
Obwohl bis tief in die Nacht viel geredet und ausgiebig gespeist wurde, verging der Abend für Arrows Empfinden viel zu schnell. Die ganze Familie sowie auch die
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