Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
Dinge jedoch waren ihr völlig klar – sie vermisste ihn so sehr, dass es drohte, sie innerlich zu zerreißen, und sie war Schuld an seinem Tod.
Im Grunde war sie es gar nicht wert, ihr Leben weiterzuleben, während er entschieden hatte, seines zu beenden. Es stand ihr nicht zu, auch nur für einen Moment zu vergessen, was geschehen war oder gar Freude zu empfinden. Nicht einmal das kleinste Fünkchen Glück hatte sie noch verdient – so wie in dem Moment, als sie die kleine Hellen kennen gelernt hatte. Sie war ein erbärmlicher Versager und der einzige Grund, dass sie noch am Leben war, war der, dass sie es auch nicht verdient hatte, all diesen Schmerz durch ihre eigene Hand einfach so zu beenden. Dafür wandelte sie noch immer auf dieser Erde – sie sollte für ihre Vergehen leiden, bis sie daran zugrunde ging. Arrow fühlte das und in jedem Moment, in dem sie das vergaß, hasste sie sich danach umso mehr.
Zu Arrows Verwunderung erfreute sie sich bald immer größerer Neugier anderer. Naturgeister kamen von überallher und fragten nach dem Tor, durch das sie gekommen war.
Viele erklärten Arrow, dass es für eine Weile ganz nett war, unter den Menschen zu leben, sie sich allerdings mittlerweile missverstanden und ignoriert fühlen würden. Seit neustem redeten alle nur noch über die Bibel und die Kirche. Der Kult um die Natur würde dabei zu kurz kommen und das ödete viele an. Die Menschen waren dabei, den alten Glauben völlig aufzugeben. Das war natürlich ein harter Brocken für die Geister. Die meisten hatten sich unter den Menschen offenbar sehr wohl gefühlt. Sie wurden mit Respekt behandelt. Aber wie so immer im Leben kam wohl für jede Kreatur irgendwann die Zeit, einen neuen Weg zu beschreiten. Deshalb suchten alle nach dem Tor, das sie zurück bringen würde.
Ein Kobold erzählte Arrow einst, dass der Weg nach vorn manchmal auch den Weg zurück bedeuten könne. Sie verstand nicht so recht, was er ihr damit hatte sagen wollen, fand die Aussage aber trotzdem hochinteressant.
Glücklicherweise hatte Arrow auch das Vergnügen, kurz vor Wintereinbruch die Bekanntschaft eines Gnoms zu machen. Gnome waren ja bekannt für ihr Schusterhandwerk und darüber hinaus sehr freundliche Wesen. Auf den ersten Blick konnte man sie mit einem Zwerg verwechseln, denn den langen Bart hatten sie mit Zwergen gemeinsam. Allerdings unterschied das auffällig dicke Kopfhaar, welches scheinbar mit dem Barthaar zu verschwimmen schien, die Gnome dann doch von den Zwergen. Es sah immer so aus, als würden sie ihr Haar wie Kleidung tragen. Das Haar dieses Gnomes reichte beinahe bis zu seinen Füssen. Darunter lugten noch der Saum seines Beinkleides und ein paar unterschiedlich aussehende, jedoch schön gearbeitete Schuhe hervor.
Witzig allerdings war der winzige Hut auf seinem Kopf, der in einem früheren Leben wohl mal eine Tasse hatte sein wollen.
Natürlich konnte man mit einem Gnom auch eine überaus nette und anregende Unterhaltung führen, während Zwerge in ihrer Meinung doch immer recht festgefahren und barsch in ihrem Ton waren.
„Komm doch herein, junges Fräulein“, bat der Gnom. „Ich werde erst einmal Maße von deinen Füßen nehmen, und während du ein Tässchen Tee schlürfst, fertige ich dir die Schuhe an.“
„Das ist sehr freundlich. Dankeschön.“
Neugierig sah Arrow sich in dem Bau des Gnomes um. Er war ziemlich zugestopft mit allem möglichen Zeug – hauptsächlich Schuhen. Trotzdem konnte man meinen, dass dahinter eine gewisse Ordnung steckte.
Glücklicherweise verfügte der kleine Kerl, der Arrow höchstens bis zur Hüfte reichte, auch über einen Sessel für Leute von ihrer Größe. Offenbar beschränkte sich sein Kundenstamm nicht ausschließlich auf Gnome.
„Mein Name ist Socks“, stellte er sich vor.
Arrow kicherte, da sie diesen Namen als äußerst passend empfand.
Sie redeten über dies und jenes. Socks erzählte Arrow, dass sie den Wald nicht verlassen könne, weil die Menschen Wind von dem regen Geisterverkehr bekommen hätten. Daraufhin haben sie an der Waldgrenze dicke Eisenstangen unter der Erde vergraben und da Geister bekanntermaßen allergisch auf Eisen reagieren, war es niemandem möglich, den Wald zu verlassen. Allerdings konnte ihn aber auch niemand betreten und so blieben die Geister nach und nach fern.
Socks sagte aber auch, dass es auf der anderen Seite des Waldes eine Stelle gab, die nicht mit Eisen vermint war, doch das würde eine Reise von zwei Tagen in
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