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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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»Gyre versucht Horin kleinzuhalten, so wie wir versuchen, Lannis zu schwächen. Ich gehe davon aus, dass Ragnor oc Gyre dem Haus Horin-Gyre nicht zu Hilfe kommen wird.«
    Daran glaubte der Kanzler immer noch. Er – und deshalb auch der Hoch-Than – hatten immer gewusst, dass es zu einem Angriff auf das Tal des Glas kommen könnte, nachdem sie Croesans beste Krieger angefordert hatten, aber Mordyn war überzeugt, dass Ragnor oc Gyre der Wille fehlte, eine solche Aktion mit ganzem Nachdruck durchzuziehen. Er hatte einige wertvolle Augen und Ohren in die Häuser des Schwarzen Pfads eingeschleust und wusste so einiges darüber, wie dort die Dinge standen. Was noch wichtiger war – er kannte die Ansicht des Gyre-Thans selbst. Vermutlich bräche auf der Stelle eine Revolution in den Ländern der beiden Hoch-Thane aus, wenn ans Licht käme, dass Gryvan und Ragnor in den vergangenen Jahren regelmäßig Botschaften ausgetauscht hatten – und erst recht, wenn ihr Inhalt bekannt würde. Es gab keine Versprechen und keine ausdrücklichen Garantien, aber doch eine in groben Umrissen formulierte Verständigung: Gryvan würde die Festungen des Schwarzen Pfads nicht angreifen, solange Ragnor die Wahren Geschlechter in Ruhe ließ. Sollte es mit einigen der kleineren Häuser Streit geben – am nächstliegenden waren Lannis und Horin, auch wenn keine Namen genannt wurden –, würden die Hoch-Thane weder zulassen, dass der Konflikt zu einem richtigen Krieg ausartete, noch einen Landanspruch der eigenen Häuser unterstützen. Solange sich beide Seiten an diese Abmachung hielten, konnte durch die jüngsten Unruhen kein großer Schaden entstehen. Schlimmstenfalls würde der Stolz von Lannis ein wenig leiden.
    Doch seit einigen Tagen nagten leise Zweifel an Mordyns Zuversicht. Er hatte lange nichts mehr von Behomun Tole aus Anduran gehört, und Lagair, der Steward in Kolkyre, erwähnte in seiner letzten Botschaft das Gerücht, dass die Hauptstadt von Lannis-Haig selbst unter Belagerung stehe. Der Kanzler war solche Überraschungen nicht gewohnt; die Nachricht hatte ihn aufgeschreckt. Wie die Truppen von Horin-Gyre angesichts der starken Befestigungen an der Nordgrenze von Lannis-Haig so rasch nach Anduran vordringen konnten, war ihm ein Rätsel. Die Möglichkeit, dass die Geschlechter des Schwarzen Pfads letztlich doch vereint angegriffen und Tanwrye mit einem gewaltigen Heer überrannt hatten, beunruhigte den Kanzler so sehr, dass er sie Gryvan gegenüber gar nicht erwähnen mochte. Dennoch blieb ihm nichts anderes übrig, als sie ins Auge zu fassen und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Sollte sie sich tatsächlich als zutreffend erweisen, dann hatte Ragnor oc Gyre den Verstand verloren. Er musste wissen, dass die Haig-Geschlechter früher oder später auch das größte Heer des Schwarzen Pfads vernichten würden, das sich über das Tal der Steine hinaus nach Süden vorwagte.
    »Was befürchtet Ihr also, sofern Ihr nicht gerade annehmt, dass Ragnor uns an der Nase herumgeführt hat?«, erkundigte sich der Hoch-Than.
    Mordyn versuchte, unterwürfig zu bleiben. »Ich kann bis jetzt nur sagen, dass die Horin-Gyre-Truppen offenbar schneller vorstoßen, als ich – oder irgendjemand sonst – es für möglich gehalten hatte«, entgegnete er. »Es ist keine große Sorge, da uns immer noch genug Zeit zum Eingreifen bleibt. Mir geht es in erster Linie um Kilkry-Haig.« In diesem Gedankengang steckte nach Mordyns Ansicht genug Logik, um Gryvan zu überzeugen.
    »Selbst ein Machtwort von Euch wird Lheanor vermutlich nicht lange davon abhalten, in das Geschehen einzugreifen. Und es wäre nicht in unserem Sinn, ihm den Siegesruhm allein zu überlassen. Außerdem könnte sich die Sache unnötig lange hinziehen, wenn er in die Kämpfe verwickelt wird, ehe wir unser Heer aufgestellt haben. Der Ausgang wäre der gleiche, allerdings mit einer größeren … Verschwendung.«
    »Verschwendung«, wiederholte der Hoch-Than. »Und Ihr hasst jede Verschwendung, nicht wahr, Mordyn? Nun, wie ich Euch kenne, sprächet Ihr die Angelegenheit sicher nicht an, ohne mir eine Lösung vorzuschlagen. Lasst hören!«
    »Wir raten Lheanor dringend, nichts allein zu unternehmen, sondern auf die Heere der übrigen Häuser zu warten. Um ihn zu beruhigen, entsenden wir vorweg eine kleinere Truppe. Ein paar hundert Mann müssten genügen.«
    Gryvan nickte. »Das lässt sich leicht bewerkstelligen.«
    »Und vielleicht«, setzte Mordyn hinzu, »sollten wir uns

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