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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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nahmen sie an, dass ihr Einfluss zu schwach und ihr Ehrgeiz zu eng begrenzt waren, um eine so heftige Reaktion hervorzurufen. Gryvan hatte an ein anderes Publikum gedacht, als er den abtrünnigen Than blenden ließ – an Igryns Nachfolger und an die störrischen, wenngleich zur Zeit mit eigenen Sorgen belasteten Thane von Lannis und Kilkry. Der Hoch-Than besaß leider eine Vorliebe für plumpe Gesten. Diese hätte Mordyn verhindert, wenn er in der Wildnis von Dargannan-Haig dabei gewesen wäre. Die plötzliche Wiedereinführung der Gnade der Könige stellte eine allzu deutliche Verbindung zwischen Gryvan und den längst zu Staub zerfallenen Monarchen von Dun Aygll dar. Es wäre besser gewesen, Igryn sofort zu töten.
    Gerade näherte sich ein Diener in der Zunfttracht der Goldschmiede dem Thron. Er kniete vor Gryvan oc Haig nieder, legte ein in Samt eingeschlagenes Bündel auf den Boden und öffnete es. Ein aus haarfeinen Goldfäden gesponnenes Kollier kam zum Vorschein. Der Diener hob es kurz hoch, damit der versammelte Hofstaat seine erlesene Schönheit bewundern konnte, und bettete es gleich darauf wieder ehrerbietig zurück auf den Samtuntergrund.
    Mordyn unterdrückte ein Lächeln und schaute auf. Tara befand sich in der Menge, die den Saal säumte. Wieder einmal genoss der Kanzler das Gefühl des Staunens, dass sich diese schöne und talentierte Frau für ihn entschieden hatte. So viele Jahre waren sie nun schon vermählt, und immer noch vermochte er kaum zu glauben, dass er dieses Glück verdiente. Im Moment allerdings betrachtete er vor allem die dezenten goldenen Tropfen, die sie als Ohrgehänge trug. Lammain, der Gildemeister der Goldschmiede, hatte sie Tara erst vor zwei Tagen persönlich überreicht und erklärt, er hoffe, sie seien der passende Schmuck für diesen besonderen Anlass. Später, bei einigen Gläsern Gewürzwein in einem der persönlichen Gemächer von Mordyns Rotem Steinpalast, hatte der Gildemeister ganz nebenbei verlauten lassen, dass er Igryns Vetter Gann nan Dargannan-Haig für einen würdigen Nachfolger des verstoßenen Thans halte. Mordyn wusste sehr genau, dass Gann ein primitiver Angeber war und dass die Goldschmiede dem jungen Mann seit einigen Jahren heimlich die Taschen füllten. Wahrscheinlich hatten sie ihn mittlerweile mehr oder weniger in der Hand. In den Bergen von Dargannan-Haig gab es mehrere ergiebige Goldadern, und die Vorstellung eines willfährigen Thans sagte den Goldschmieden zweifellos zu.
    Mordyn hatte den Gildemeister mit dem Gefühl entlassen, dass die Ohrgehänge ein gut angelegtes Geschenk waren. Gann würde zwar niemals das Erbe des Thans antreten – und vermutlich wusste Lammain das bereits –, aber man konnte ihm vielleicht eine höhere Stellung bei Hofe besorgen, die es den Goldschmieden ermöglichte, Nutzen aus ihrer Investition zu ziehen. Zumindest so lange, bis der Kanzler genau herausgefunden hatte, wie tief sie ihre Krallen in das Fleisch des Hauses Dargannan-Haig geschlagen hatten.
    Seite an Seite auf dem Thronpodest sitzend, gaben Gryvan und seine Gemahlin Abeh ein prächtiges Paar ab. Sein purpurroter Umhang überstrahlte alles im weiten Rund der Großen Halle und zog die Blicke magisch an. Abeh besaß wie gewohnt weder die Vernunft noch die geringste Lust, das Entzücken zu verbergen, das all dieser Pomp und Überfluss in ihr auslösten. Wann immer Mordyn die Gemahlin des Hoch-Thans in dieser Umgebung sah, befiel ihn der Gedanke an eine Sau, die sich ekstatisch im Schlamm suhlte.
    Aertan oc Taral-Haig befand sich dicht neben dem Podest, umringt von einer aufmerksamen Schar seines Gefolges. Der Than von Taral verbrachte beinahe mehr Zeit in Vaymouth als in seiner eigenen Residenzstadt Drandar. Er hatte sich fast den ganzen Sommer in einem Flügel des Mondpalasts einquartiert und dort auf Gryvans Rückkehr von seinem Feldzug gewartet. Nur zu gern vertauschte er die Unbilden der heißen Jahreszeit im ausgedörrten Innern von Taral-Haig – wo ihn die kleinen Adligen, die sich wie eine Seuche in seinem Land ausgebreitet hatten, mit ihren ständigen Streitereien belästigten – mit dem Luxusleben in Vaymouth. Wenigstens um den brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, dachte Mordyn. Aertans Loyalität stände nie in Frage, solange sie ihm Bequemlichkeit und Wohlstand brachte. Weit weg von ihm und ganz am Rande der Menschenmenge drückte sich Roaric nan Kilkry-Haig herum, als wolle er jeden Moment die Flucht ergreifen. Selbst auf diese Entfernung

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