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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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sich und zog sein Messer. Zwei der Tarbain verlangsamten ihre Schritte, als sie merkten, dass sie es mit mehr als einem Feind zu tun hatten. Zwei andere liefen weiter, zu heftig vom Jagdfieber ergriffen, um die Gefahr zu erkennen. Varryn, der etwa die Hälfte des Hangs erklommen hatte, hielt inne und erwartete sie. Der erste Verfolger, der ihn erreichte, war der Tarbain, den sie vor der Hütte gesehen hatten. Er schwang seine Stachelkeule. Der Kyrinin duckte sich unter der Waffe weg und rammte dem Mann seinen Speer durch den Leib. Die Wucht des Stoßes war so groß, dass die Spitze im Kreuz wieder austrat. Varryn ließ den Gegner mitsamt dem Speer zu Boden sinken und empfing den zweiten Angreifer mit einem Tritt gegen das Knie. Gemeinsam gingen sie zu Boden, und jeder versuchte den anderen zu umklammern und niederzuringen.
    Der Tarbain, den Ess’yr an der Schulter erwischt hatte, wandte sich zur Flucht. Sie erledigte ihn mit einem Pfeil in den Rücken. Rothe warf sich auf die beiden letzten Gegner. Der eine stürzte unter der Wucht seines Ansturms nach hinten. Der andere erstarrte, unschlüssig, ob er kämpfen oder fliehen sollte. Ess’yr zielte auf ihn, doch als sie den Pfeil abschießen wollte, riss ihre Bogensehne. Der Pfeil trudelte zu Boden. Der Tarbain schaute auf. Er starrte die junge Frau an und traf seine Entscheidung. Mit langen Sprüngen kam er auf sie und Orisian zu, den Speer zum Stoß gezückt. Ess’yr warf den Bogen beiseite und bückte sich nach ihrem eigenen Speer. Der Tarbain kam näher. Orisian trat einen Schritt zurück. Der Barbar hatte keine Augen für ihn; ebenso gut hätte er unsichtbar sein können.
    Ess’yr hechtete dem Tarbain entgegen. Er tat einen Ausfallschritt zur Seite, schlitterte kurz über das feuchte Gras und kam zum Stehen. Wie ein Falke stieß der Schaft von Ess’yrs Speer auf ihn herab und krachte ihm ins Kreuz. Er stöhnte, aber er war kräftig, und der Hieb brachte ihn kaum aus dem Gleichgewicht. Er täuschte eine Attacke an. Ess’yr wich zurück. Der Tarbain stieß einen merkwürdigen Laut aus, halb Knurren und halb Stöhnen. Die in seine Haare eingeflochtenen Lederstreifen raschelten, als er den Kopf hin und her warf. Orisian drang auf ihn ein.
    Er kam schräg von hinten, und der Tarbain, der ihn erst im letzten Augenblick sah, holte mit dem Speer wie mit einer Sense aus. Orisian duckte sich unter dem Hieb hinweg und rammte dem Gegner eine Faust in die Magengrube. Der Mann schwankte, aber er fiel nicht, und irgendwie bekam Orisian sein Messer nicht so in die Faust, dass er zustoßen konnte. Dann vernahm er einen dumpfen Schlag und einen Schrei, der ihm durch Mark und Bein ging. Ess’yr hatte ihren Speer tief in die Flanke des Barbaren gebohrt. Ein Blutschwall schoss aus der Wunde. Der Tarbain wollte fliehen und stolperte. Orisian warf sich auf ihn und grub ihm das Messer tief in die Brust. Der Stoß gegen seine Hand war so heftig, dass ihm der Griff entglitt. Überall klebte Blut, auf seinen Fingern, auf der Klinge, auf seiner Kleidung. In Orisians Schläfen war ein Rauschen, vielleicht auch ein Aufschrei, der jeden Gedanken übertönte und ihn auf einer gewaltigen Woge von Zorn und Schmerz forttrug. Er umklammerte das Messer, zog es aus der Brust des Gegners und stach immer wieder auf ihn ein.
    Der Tarbain rührte sich nicht. Er gab immer noch seltsame Laute von sich, aber sie wurden zunehmend schwächer. Das Gras ringsum war dunkel von Blut. Ess’yr rannte bereits den Hang hinab auf die Hütte zu. Orisian wollte nicht allein mit dem Sterbenden zurückbleiben und folgte ihr.
    Rothe hatte seinen Mann getötet. Varryn saß rittlings auf der Brust seines zweiten Widersachers. Noch ehe sie ihn erreicht hatten, riss er einen Pfeil aus dem Köcher und durchbohrte damit den Hals des Barbaren. Der erste Gegner, den Ess’yrs Pfeil getroffen hatte, kroch auf Händen und Knien zurück zur Hütte. Er brabbelte etwas in einer unverständlichen Sprache. Aber auch wenn seine Worte keinen Sinn ergaben, verrieten sie doch seine Angst und sein Entsetzen. Rothe trat neben ihn und hielt ihm das Schwert in den Nacken. Orisian wandte den Blick ab.
    Sie fanden den Vater, die Mutter und zwei Schwestern des Jungen tot in der Hütte.

    Später saß Orisian ein Stück von der Hütte entfernt im Gras. Er hatte dem Schauplatz des Kampfs den Rücken zugewandt und starrte zum Wald hinüber. Dort erschien alles normal, so als sei nichts geschehen. Die Bäume sahen aus wie immer. Die Flechten an

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