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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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gerichtet. Es war ein bedeutungsschwerer Blick, auch wenn Orisian nicht ganz verstand, was er zum Ausdruck bringen wollte, und als Inurian wieder sprach, wandte er sich an Ess’yr. Er sagte etwas in der Sprache der Füchse. Ess’yr spannte sich an, und ihre Hand zuckte von seinen Fingern zurück. Varryn drehte sich um. Orisian spürte, dass eine Entscheidung gefallen war. Inurians Sätze hatten irgendwie die Pläne der Kyrinin verändert.
    »Folgt ihnen«, sagte Inurian zu Orisian. »Sie wissen, welchen Weg sie einschlagen müssen.«
    Kurz darauf setzten sie ihre Flucht fort.

    Sie stiegen höher, und mit jeder Stunde, die verging, wurde die Luft kälter. Sie bewegten sich nicht mehr im Laufschritt; Rothe war am Ende seiner Kräfte. Aber die Ungeduld der Kyrinin war verflogen, so als spiele ein schnelles Vorwärtskommen keine Rolle mehr.
    Sie gelangten an einen Wasserlauf, der viel breiter war als die Bäche, die sie bisher überquert hatten, und sie folgten seinem Bett bergan. Orisian kam die Landschaft vertraut vor. Zum ersten Mal seit Beginn ihrer Flucht hatte er das Gefühl, hier schon einmal gewesen zu sein.
    »Das muss der Snowfluss sein«, meinte Anyara.
    Sie hatte recht. Es gab in dieser Gegend keinen anderen Fluss, der von den Hängen des Car Criagar herunterkam.
    »Das muss er sein«, stimmte er zu. »Ich verstehe allerdings nicht, was wir hier suchen.«
    Ihr Wortwechsel hatte Rothe aus seiner tranceartigen Erschöpfung geholt. Er hob den Kopf und sah sich um, ohne seinen Schritt zu verlangsamen.
    »Es ist der Snow«, sagte er. »Wenn wir ihm noch lange folgen, sitzen wir in der Falle.«
    Orisian war sofort klar, was er meinte. Er hatte sie noch nicht mit eigenen Augen gesehen, aber die Jäger seines Onkels hatten von der Schlucht erzählt, durch die sich der Snow in seinem Oberlauf zwängte. An ihrem Eingang war sie eng, mit steil abfallenden Seitenwänden und einer Felsenstufe, über die sich der Snow als mächtiger Wasserfall in die Tiefe ergoss.
    Die Jäger nannten diesen Wasserfall den Sarnsprung, und sie behaupteten, dass ein Fluch auf ihm liege. Wenige stiegen dort hinauf. Wenn sich ein Mensch in die Gegend verirrte, blieb ihm keine andere Wahl, als umzukehren und sich den Flusslauf entlang talwärts zu begeben. Schon jetzt stieg das Land zu beiden Seiten in felsigen Rippen und Graten an, die an die Netze eines Wilderers erinnerten.
    »Ess’yr«, rief Orisian, »hier gibt es keinen Durchstieg! Wir kommen nicht an den Wasserfällen vorbei.«
    Sie gab keine Antwort.
    Inurian murmelte etwas. Rothe verlangsamte seine Schritte und musterte den Na’kyrim , den er trug, als sei er überrascht, dass er noch lebte.
    »Vertraut ihr«, sagte Inurian.

    Klippen ragten über ihnen auf, als sie endlich haltmachten. Der Snowfluss hatte sich eine gigantische Steinfurche gegraben. Sie rasteten an seinem Ufer und tranken. Von irgendwo weiter vorn hörten sie das Tosen und Rauschen von Wassermassen, die über Felsenstufen in die Tiefe stürzten. Noch waren die Kaskaden des Sarnsprungs hinter einer Biegung der Schlucht verborgen.
    »Und was nun?«, erkundigte sich Rothe.
    Orisian starrte auf das dichte Weidengehölz, das sich zwischen ihnen und dem Wasserfall erstreckte. Die Bäume scharten sich auf dem Boden der Schlucht. Es gab keinen Weg um sie herum. Er kannte ihre Bedeutung.
    »Wir gehen weiter«, sagte Ess’yr zu Rothe. »Sie werden nicht folgen.«
    »Wohin denn?«, murmelte Rothe. »Dies ist ein verwunschener Ort. Er brachte Sarn kein Glück. Und auch sonst niemandem. Warum sollten sie uns nicht folgen und an den Fällen umzingeln?«
    »Vor uns liegt ein Dyn Hane «, erklärte Orisian. »Eine Totenstätte. Sie ist sicher sehr alt und seit Langem verlassen. Die verstorbenen Kyrinin leben in den Bäumen weiter.«
    Sein Leibwächter sah ihn skeptisch an. »Deshalb werden die Schleiereulen diesen Ort nicht betreten? Schön, aber was tun wir, sobald wir den Wasserfall erreicht haben? Fliegen? Sie müssen nur warten, bis wir umkehren. Es gibt da vorn keinen Weg, der uns weiterführt, Orisian.«
    »Doch«, widersprach Varryn.
    Orisian hatte plötzlich eine schlimme Vorahnung. Die Stimme des Kyrinin ließ keinen Widerspruch zu. Die Entscheidung war längst gefallen. Das war der springende Punkt.
    Inurian, der auf dem Boden lag, stützte sich plötzlich auf einen Ellbogen und winkte Orisian zu sich.
    »Hör mir gut zu, Orisian! In den Bergen über uns gibt es eine Ruinenstadt. Du kennst sie?«
    »Criagar Vyne? Ich

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