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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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Ende der Anlegestelle und reckte das Schwert in die Höhe, als drohe er dem grau verhangenen Himmel.
    Vom Sturm aufgepeitschte Wogen schlugen gegen den Bug des Kahns. Wasser schwappte über den Bootsrand und umspülte ihre Füße. Gischt hüllte die Gesichter ein.
    Orisian schmeckte Salz. Keuchend und mit letzter Kraft tauchte er das Ruder ein. Während sie sich von Koldihrve entfernten, sah er durch die Regenschleier Kanins verschwommene Gestalt. Der Than des Hauses Horin-Gyre schien über dem Wasser zu schweben, ein ohnmächtiger Rächer, der sie bis zuletzt mit hasserfüllten Blicken verfolgte.
    Die auslaufende Flut trug sie zu dem Schiff aus Tal Dyre. Lachend und winkend warfen ihnen die Matrosen Strickleitern zu. Als sie Rothe mit Tauen umwanden, um ihn nach oben zu hieven, verlor der hünenhafte Leibwächter das Bewusstsein.



ICH SAH EINST DAS FRAGMENT einer Handschrift, das man in den Ruinen eines der Paläste von Dun Aygll gefunden hatte . Ob wahr oder nicht wahr, dies ist im Wesentlichen die Geschichte, die es enthielt:
    Die Kindheit von Minon, der später als der Folterer bekannt werden und einen dunklen Schatten über seine Zeit werfen sollte, verlief zunächst in den üblichen Bahnen. Er hatte nur einen schwachen Zugang zum Geist der Gemeinschaft und besaß keine besonderen Talente, die sich aus dieser Verbindung ergaben, sondern führte ein ruhiges, beschauliches Leben auf den bewaldeten Hügeln von Far Dyne.
    Sein Vater hingegen war ein Mann von schlimmen Neigungen. Er schlich des Nachts aus der Hütte, in der er mit seinem Kyrinin-Weib und seinem Na’kyrim -Sohn hauste, um zu stehlen und zu morden. Im Lauf der Jahre versetzten seine Untaten das Land in Furcht, und eines Tages schickte ein ungenannter Herrscher seine Krieger aus, um die Gegend von dem bösen Räuber zu befreien.
    Eines Abends entdeckten sie die Hütte von Minons Vater. Sie erschlugen den Mann im Stall, wo er sein Pferd versorgte, und sein Weib vor dem Herd. Minon gelang es, einem der Angreifer ein Messer ins Herz zu stoßen, ehe sie auch ihn überwältigten.
    Erbost darüber, dass er einen der Ihren erstochen hatte, beschlossen die Krieger, dass Minon einen grausamen Tod erleiden solle. Sie unterzogen das Kind entsetzlichen Foltern. Aber als die Qualen unerträglich wurden, erwachten in Minon unvermutete Kräfte. Auf der Flucht vor den Schmerzen und dem Grauen stieß er eine Tür in die inneren Bereiche des Gemeinsamen Ortes auf, die ihm bis dahin verborgen geblieben waren, und aus jenen Tiefen strömte ein ungeheurer Kraftfluss herauf. Alle Grausamkeiten, die seine Folterer an ihm verübt hatten, kamen zehnfach auf sie zurück, denn Minon sprengte seine Fesseln und enthüllte ein schreckliches Antlitz.
    Als er schließlich allein aus der Hütte fortging, ließ er nichts als Blut hinter sich. Er wanderte in die Welt hinaus, und Angst und Schrecken liefen ihm voraus wie zwei böse Hunde.
    Aus: Geheime Legenden der Na’kyrim
    gesammelt von A’var von Highfast
    I
    In der Bucht von Kolkyre drängten sich große und kleine Boote. Die Stadt, vor allem aber das Hafenviertel, wimmelte von Kriegern. Nicht nur die Kilkry-Truppen hatten sich eingefunden, sondern auch Überreste des Lannis-Haig-Heers und Vorhut-Kompanien von Ayth, Taral und Haig. Dazu kamen Hunderte von Flüchtlingen aus den Kampfgebieten im Glas-Tal. Noch nie seit Menschengedenken hatte in der Stadt ein solches Gedränge geherrscht.
    Taim Narran schob sich durch die Menge in Hafennähe. So dicht war das Gewühl, dass er Gefahr lief, seinen Führer Roaric nan Kilkry-Haig aus den Augen zu verlieren. Ungeachtet aller schlimmen Gerüchte, die durch Kolkyre schwirrten, war Roaric an diesem Tag der Überbringer einer guten Nachricht gewesen. Die Botschaft, die Taim in seinem Gastgemach im Turm der Throne empfangen hatte, war so unerwartet und so großartig, dass Taim sie kaum zu glauben vermochte.
    »Wo sind sie?«, rief Taim über den Lärm hinweg.
    »Im Haus des Hafenmeisters«, kam die Antwort. »Sie befanden sich auf einem Schiff von Tal Dyre, das vor einer Stunde einlief. Eigentlich wollten sie nach Kolglas, aber der Kapitän erfuhr von einigen Fischern, was in Glasbridge geschehen war, und weigerte sich danach, die Flussmündung anzusteuern. Also brachte er sie hierher. Sie wollten vor der Audienz bei meinem Vater ein Bad nehmen und sich umziehen.«
    Als sie das Haus erreichten, stürmte Taim an dem Diener vorbei, der den Eingang bewachte, und suchte mit Herzklopfen nach

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