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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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Verfehlungen. Vergiss sie nicht. Ich hasse es, gerade heute, da wir in Feierlaune sein sollten, von solchen Dingen zu sprechen, aber ich fürchte, dass Gryvan noch nicht fertig ist mit uns. Aus den Andeutungen des Stewards schließe ich, dass unser Hoch-Than einen zusätzlichen Tribut fordern wird, um die Kosten für Igryns Unterwerfung zu begleichen.«
    »Das Blut unserer Krieger reicht ihm wohl noch nicht«, knurrte Naradin.
    »Offensichtlich nicht. Ich neige dazu, ihm diese Forderung abzuschlagen, falls er sie erhebt, hätte aber gern deine Ansicht dazu gehört. Ich kann solche Entscheidungen nicht mehr allein treffen, denn in wenigen Jahren wird die Verantwortung für unser Haus auf deinen Schultern ruhen.«
    »Weißt du, auf welcher Seite Lheanor steht?«, fragte Naradin. »Wenn Gryvan die Absicht hat, uns noch mehr zu knechten, wird er das auch bei Kilkry versuchen.«
    »Davon kannst du ausgehen«, stimmte ihm Croesan zu. »Er macht keinen Unterschied zwischen Lannis und Kilkry, und das ist gut so. Ich habe eine Botschaft an Lheanor gesandt. Es wird ohnehin Zeit, dass wir uns wieder einmal treffen.«
    Naradin schüttelte den Kopf. »Ist Gryvan inzwischen so verblendet, dass er nicht mehr sieht, welche Gefahren er heraufbeschwört, wenn er einen Keil zwischen die Wahren Geschlechter treibt? Hat er vergessen, dass wir es sind, die seine Grenzen gegen den Schwarzen Pfad schützen?«
    »Nun, genau das ist der springende Punkt. Die Gyre-Stämme haben sich seit dreißig Jahren nicht mehr gerührt. Allem Anschein nach sind sie mehr damit beschäftigt, sich gegenseitig zu bekriegen, als ihre Fehden mit uns zu erneuern. Lediglich Horin-Gyre macht sich gelegentlich die Mühe, Späher und Stoßtrupps über das Tal der Steine hinaus in unsere Gebiete zu schicken. Ich erinnere Behomun ständig daran, dass da droben immer noch Gefechte stattfinden, aber ich fürchte, sein Herr Gryvan weiß ebenso gut wie wir, dass die Bedrohung aus dem Norden – zumindest gegenwärtig – nicht mehr das ist, was sie früher war. Deshalb glaubt er, dass er es sich leisten kann, seine Machtspiele mit uns zu treiben. Wir sind zwar zusammen mit Kilkry in der Lage, dem gesamten Horin-Gyre-Geschlecht die Stirn zu bieten, aber bei Haig ist das eine andere Geschichte. Wenn es zu einem bewaffneten Konflikt käme, könnte Gryvan auf Ayth und Taral als Verbündete gegen uns zählen. Wir würden bestenfalls ein paar Monate durchhalten.«
    »Also müssen wir«, fasste Naradin zusammen, »den Mund halten, auch wenn uns das schwerfällt, und Gryvan oc Haig so weit entgegenkommen, dass wir einen offenen Bruch vermeiden.«
    »Genau.« Croesan seufzte. »Ich habe Haig den Treueid geleistet, als ich Than wurde, und dir wird auch nichts anderes übrig bleiben, wenn meine Zeit um ist und du die Führung unseres Hauses übernimmst. Gryvan misst diesem Versprechen vielleicht nicht viel Bedeutung bei, aber ich hoffe, dass wir es selbst angesichts seiner Herausforderung halten können.«
    Der Than faltete die Hände und warf den Kopf zurück, als versuche er, die unerfreulichen Gedanken abzuschütteln.
    »Verweilen wir nicht länger als notwendig bei diesen Dingen«, sagte er. »Der Winter steht vor der Tür, und ich habe die Absicht, seine Ankunft zu feiern.«
    Naradin erhob sich und umschloss die Hände seines Vaters mit festem Griff.
    »Eines Tages wird dich dein Enkel ebenso lieben, wie Eilan und ich dich lieben. Und das kann uns selbst der Hoch-Than nicht nehmen.«
    Croesan klopfte Naradin auf die Schulter.
    »Das ist wahr, das ist wahr. Und nun lass uns gehen und deiner Gemahlin ein wenig Beistand leisten.«

    Rothe suchte Orisian in seinen Gemächern auf. Während ihres Aufenthalts in Anduran hatten sie kaum Gelegenheit zu regelmäßigen Schwertübungen gefunden, nun aber beharrte der Gardehauptmann darauf, dass sie das Versäumte nachholten. Und so befand sich Orisian bald darauf im Burghof, umkreiste den Hünen und mühte sich ab, dessen wuchtigen Hiebe zu parieren. Obwohl sie hölzerne Übungsschwerter benutzten, schickte jeder Zusammenprall ein schmerzhaftes Prickeln durch Orisians Handfläche.
    Als er noch jünger gewesen war, hatten ihn diese Lehrstunden mitunter in arge Verlegenheit gebracht. Die Zweikämpfe zogen oft genug kleine Zuschauergruppen an, und da sich sein Abwehrinstinkt in Grenzen hielt, war der Lernprozess lang und manchmal schmerzhaft gewesen. Inzwischen hatte er sich so weit verbessert, dass er bei den Beobachtern zumindest keine

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