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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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Diese Eigenschaft besitzen zwar alle Krähen, aber Idrin ist die Sturheit in Person.«
    »Als wir klein waren, dachten wir, die Inkallim könnten sich in Krähen verwandeln«, murmelte Anyara.
    »Vielleicht weil ihr gehört habt, dass manche Leute sie als Raben bezeichnen. So etwas führt bei Kindern leicht zu Verwechslungen. Aber nein – die Whreinin und die Saolin waren die einzigen Gestaltwandler-Rassen. Die Anain zählen nicht, da sie überhaupt keine feste Gestalt besitzen.«
    »Ich hielt die Inkallim selbst mehr oder weniger für Geschöpfe der Märchenwelt«, sagte Anyara müde.
    »Unser Pech, dass sie es nicht sind.«
    Danach schwiegen sie eine Weile. Anyara spürte, wie sich andere Kindheitserinnerungen in ihre Gedanken drängten: Bruchstücke langer Abende, an denen sie, Orisian und Fariel versucht hatten, einander mit Gruselgeschichten Angst einzujagen.
    »Ist Aeglyss wie einer dieser Na’kyrim aus alten Zeiten?«, fragte sie. »Besitzt er ihre furchterregenden Kräfte?«
    Inurian schüttelte bedächtig den Kopf.
    »Nein, das glaube ich nicht. Das ist alles eine Ewigkeit her, Anyara. Du musst dich nicht vor Ereignissen fürchten, die so endlos lange zurückliegen. Aeglyss besitzt stark ausgeprägte Talente; so viel steht fest. Er vermag tief in den Gemeinsamen Ort einzutauchen. Aber ich glaube nicht, dass er seine Kräfte wirklich zu nutzen weiß. Es gibt nicht mehr viele von uns, und wir haben das meiste davon vergessen, was die Na’kyrim vergangener Tage wussten. Die großen Meister der Geist-Gemeinschaft sind seit gut drei Jahrhunderten verschwunden, seit dem Krieg der Befleckten. Außerdem wurden ihre Taten vermutlich durch die Angst der Normalen und die Weitergabe von einer Generation zur nächsten stark aufgebauscht.«
    »Nun, ich hoffe, dass keine neuen Legenden entstehen«, meinte Anyara.
    »Das hoffe ich auch.« Als sie den Ernst in seiner Stimme vernahm, erschauerte sie. Er spürte es und lächelte ihr zu.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte er. »Die Geschichten sind ein für alle Male vorbei.«
    Bald darauf kamen ihre Bewacher und zerrten sie wieder auf die Beine.

    Seit die Inkallim zwei Stunden zuvor ihr Lager aufgeschlagen hatten, regnete es ohne Unterlass. Sie befanden sich an einem Wiesenstreifen aus hartem Gras, gesäumt von einem struppigen Erlenwäldchen. Die zehn oder zwölf Kyrinin, die noch bei der Gruppe weilten, nachdem sie die schützenden Wälder von Anlane verlassen hatte, waren unter die Bäume geflüchtet. Krähen hockten zusammengekauert im Geäst und warteten darauf, dass der Regen nachließ.
    Die Inkallim hatten dünne Erlenäste zurechtgeschnitten, in den Boden gerammt und darüber Umhänge und Zeltplanen als behelfsmäßige Dächer gespannt. In ihrem Schutz drängten sie sich nun zusammen, unterhielten sich leise und reinigten ihre Waffen, während sie trockenes Gebäck und Dörrfleisch kauten. Dazu tranken sie Regenwasser, das sie in kleinen Töpfen sammelten. Ihre Pferde waren am Waldrand festgebunden. Inurian und Anyara saßen mit tropfenden Haaren und durchnässter Kleidung ohne jeden Schutz im feuchten Gras. An Händen und Füßen gefesselt, beobachteten sie die kleine Rinderherde, die lustlos auf der Weide Gras rupfte. Im Norden erhoben sich die vom Regen verschleierten Umrisse der Stadt. Anduran lag nicht einmal eine Stunde Fußmarsch entfernt. Von den Häusern stieg kein Rauch mehr auf; die Feuer waren allem Anschein nach erloschen.
    Aeglyss kam zu ihnen herüberschlendert und kauerte sich nieder, ohne die Nässe zu beachten. Inurian senkte die Lider und starrte den Grasfleck zwischen seinen Füßen an.
    »Was ist geschehen?«, fragte Anyara. »Weshalb haben wir haltgemacht?«
    »Wir sollen mit Kanin nan Horin-Gyre zusammentreffen.« Aeglyss lächelte. »Das ist eine große Ehre.«
    »Mit dem Titelerben von Horin-Gyre? Von seinen Leute geht das also aus? Nun, er hätte uns ebenso gut unter einem Dach in Anduran empfangen können.«
    Aeglyss zuckte die Achseln. »Wer kennt schon die Beweggründe der Mächtigen? Ich weiß nur, dass die Begegnung außerhalb der Stadt stattfinden soll.«
    »Er wird uns umbringen«, murmelte Anyara. »Wahrscheinlich soll das ohne Zeugen geschehen.«
    »O, Euch bestimmt nicht, meine Schöne«, versicherte ihr Aeglyss. »Er zeigte sich hochzufrieden, wenigstens ein Mitglied Eurer Familie lebendig gefangen zu haben. Er oder seine Schwester finden sicher eine Verwendung für Euch. Ich an Eurer Stelle hätte mehr Angst vor ihr als vor

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