Winterwunder
Generalprobe, nicht mal zum Probeessen.«
Echt unmöglich, dachte Parker, zeigte jedoch einfach dezentes Mitgefühl. »Das tut mir leid. Warum nicht?«
»Sie hat mit der Hochzeit nichts zu tun – sagt sie. Na ja, das wollte sie ja auch nicht. Ich habe sie gebeten, eine meiner Ersten Brautjungfern zu sein, aber sie hat abgelehnt. Sie sehe nicht ein, wieso sie sich solche Umstände machen solle, nur weil ich unbedingt zwei Erste Brautjungfern wollte.«
»Deine Schwester und deine älteste, beste Freundin.«
»Ganz genau.« Sherry schlug mit der Faust auf den Tisch und grub energisch ihren Löffel in die Schlagsahne auf ihrem Kaffee. »Und jetzt sieht sie nicht ein, wieso sie einen Babysitter engagieren soll, um an dem Essen teilzunehmen. Ich sage ihr, die Kinder sind auch eingeladen, aber dann heißt es, sie hat keine Lust, bei einem Probeessen den ganzen Abend auf ihre Kinder aufzupassen, wenn sie das Gleiche schon am nächsten Tag bei der Hochzeit tun muss. Für die Kinder wäre es eine Reizüberflutung, sagt sie, und für sie selbst einfach zu anstrengend. Also habe ich gesagt, wir bezahlen ihr den blöden Babysitter, damit sie und Hank am Abend ausgehen können. Da war sie auch wieder beleidigt. Ich kann es ihr nicht recht machen.«
»Dann hör auf, es zu versuchen.«
»Aber sie ist meine Schwester, Parker. Es ist meine Hochzeit.« Tränen schimmerten in Sherrys Augen, und ihre Stimme zitterte.
Und dabei, dachte Parker, war sie während der gesamten Planung die fröhlichste, bezauberndste und flexibelste Braut gewesen, die man sich vorstellen konnte.
Sie wollte verdammt sein, wenn sie zuließ, dass Sherry auch nur ein Augenblick ihrer Feier verdorben wurde.
»Ich rede mal mit ihr.«
»Aber …«
»Sherry.« Parker legte eine Hand auf Sherrys. »Vertrau mir.«
»Okay.« Sherry schnaufte einmal tief durch und blinzelte die Tränen fort. »Tut mir leid. Ich bin eine Idiotin.«
»Bist du nicht.« Zur Bekräftigung drückte Parker Sherrys Hand kurz und fest. »Das kannst du mir glauben, ich kenne nämlich eine Menge Idioten. Davon bist du weit entfernt. Also, tu mir einen Gefallen, und denk einfach erst einmal nicht mehr daran. Schieb es beiseite und konzentriere dich darauf, wie gut alles ist und wie wundervoll es wird.«
»Du hast Recht. Ich wusste, dass du mich wieder aufmuntern würdest.«
»Dafür bin ich da.« Unter dem Tisch drehte Parker das Handgelenk, um auf die Uhr zu schauen. Zehn Minuten konnte sie noch opfern.
»Und, bist du schon ganz versessen auf deine Termine im Spa und bei der Kosmetikerin, auf die letzten Anproben?«
Aus den zehn wurden fast fünfzehn Minuten, doch Parker hatte für die Heimfahrt zu dem Beratungsgespräch am frühen Abend einen Zeitpuffer einkalkuliert. Selbst der Regen, der herabprasselte, als sie zu ihrem Wagen ging, beunruhigte sie nicht.
Ihr blieb noch reichlich Zeit, um nach Hause zu fahren, sich frisch zu machen, die Unterlagen zu holen, sich um Erfrischungen zu kümmern und mit ihren Partnerinnen die Daten der Kunden durchzugehen. Um Zeit zu sparen, stöpselte sie jedoch ihr Mobiltelefon ein und benutzte die Freisprechanlage, um Laurel anzurufen.
»Hochzeitsagentur Vows, Confiserie Icing.«
»Hallo. Ich bin auf dem Heimweg. Ist alles bereit?«
»Kaffee, Tee, Champagner, einfache, aber fantastische Horsd’œuvres, Pralinen. Emma hat die Blumen schon ausgetauscht. Wir alle bringen unsere Musteralben mit. He, war das ein Donner?«
»Ja, es geht gerade richtig los.« Parker warf einen Blick auf die sich drohend auftürmenden Wolken. »In ungefähr zwanzig Minuten bin ich da. Tschüss.«
Der Sturm fegte über sie hinweg, wild und ungezügelt – und sie dachte, wie sehr sie das genießen würde, wenn sie im Haus wäre. Sie würde bald dort sein, dachte sie, drosselte jedoch vorsichtig die Geschwindigkeit, als der Regen gegen die Windschutzscheibe peitschte.
So rollte sie langsam in Richtung Zuhause und ging dabei im Geiste die Details durch, die sie über ihre neuen Kunden kannte.
Es passierte schnell, ganz verschwommen vom Regen.
Der Hund – oder war es ein Reh? – stürmte über die Straße. Der entgegenkommende Wagen versuchte ihm auszuweichen, geriet ins Schleudern. Parker ging vom Gas, tippte noch auf die Bremse, als ihr Herz schon wieder ruhiger schlug und das Tier von der Straße verschwand.
Doch der entgegenkommende Wagen schlitterte immer noch genau auf sie zu.
Wieder setzte ihr Herzschlag aus. Da sie keine andere Wahl hatte, riss sie das
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