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Winterwunder

Winterwunder

Titel: Winterwunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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gesagt hat, und noch mehr durch das, was meine Mutter erzählt hat, weiß ich, dass er als Kind einige schwere Schläge einstecken musste. Emotional, als er seinen Vater verloren hat, und körperlich durch seinen Onkel und seine Tante. Als Lehrer bekommt man es unweigerlich mit Kindern zu tun, die so etwas durchgemacht haben oder noch durchmachen. Oft braucht es einfach viel Zeit, bis sie jemandem vertrauen können, und sehr viel Arbeit.«
    »Also sollte ich ihm mehr Zeit lassen, Geduld haben, und mich mehr anstrengen.«
    »Zum Teil ist das deine Entscheidung.« Carter strich ihr im Gehen über den Arm. »Was ihn betrifft, so muss ich sagen, er ist verrückt nach dir und weiß nur noch nicht so recht, wie er damit umgehen soll. Du willst, brauchst und verdienst die ganze Palette, und er denkt, du solltest ihn sehen, so wie er jetzt ist. Dass das genügen sollte.«
    »Gut analysiert.« Parker seufzte und lehnte sich dankbar ein wenig an Carter. »Ich weiß nicht, ob mich das eher dazu bringt, weitermachen zu wollen oder mich zurückzuziehen, aber es ist gut analysiert.«
    »Ich wette, Mal hat letzte Nacht auch nicht viel Schlaf bekommen.«
    »Ich hoffe nicht.« Der Scherz half ihr, wieder zu lächeln, und dabei wandte sie sich ihm zu, um ihn zu umarmen. »Danke, Carter. Was immer auch geschieht, das hier hat mir geholfen.«
    Sie löste sich wieder von ihm. »Geh zur Schule.«
    »Vielleicht kannst du ein Nickerchen machen.«
    »Carter, mit wem redest du da?«
    »Versuchen musste ich es.« Er küsste sie auf die Wange, machte sich wieder auf den Weg zu seinem Wagen. Stolperte beinahe über seine eigene Aktentasche, bevor sie ihm wieder einfiel.
    »Mac«, hauchte Parker, als sie sich umdrehte, um ins Haus zu gehen. »Du hast so ein verdammtes Glück.«
    Sie hielt einen Augenblick inne, nur um das Haus zu betrachten, sein zartes Blau vor dem klaren Himmel. All die anmutigen Linien, dachte sie, die hübschen hellbraunen Akzente, das Schimmern der Fenster. Wie bei einer Hochzeit, entschied sie, waren dies die Details. Im Grunde war es mehr als ein Haus, sogar mehr als ein Zuhause – was ihr so viel bedeutete. Es war ein Symbol, es stand für etwas Bestimmtes. Wie seit Generationen stand es da, ein Zeugnis für ihren Namen, ihre Familie. Indem es hier stand, zeigte es, dass es ihr im Blut lag, etwas Dauerhaftes aufzubauen.
    Wie konnte sie mit Malcolm etwas aufbauen, ohne sein Fundament zu verstehen?
    Sie ging durch die Küche hinein. Kaffee, dachte sie, ein anständiges Frühstück, um wieder frische Energie zu tanken. Vielleicht würden die Antworten kommen, so oder so, wenn sie erst einmal zu ihrer Routine zurückgekehrt war.
    Doch als sie in die Küche kam, saß Mrs Grady an der Arbeitsplatte, mit nassen Augen.
    »Was ist los, was ist passiert?« Parker vergaß ihre eigenen Sorgen und eilte um die Arbeitsplatte herum.
    »Gestern Abend ist ein schrecklicher Unfall passiert. Ein Autounfall.«
    »Ich weiß. Del hat was davon gesagt. O Gott. Ist jemand ums Leben gekommen? Jemand, den Sie kannten?«
    »Schlimmer. Es waren drei Mädchen, noch Teenager. Sie waren zu viert, aber die eine hatten sie gerade zu Hause abgeliefert. Die anderen sind tot, alle drei.«
    »O nein …«
    »Ich kenne die Mutter von einem der Mädchen, aus dem Buchclub, in dem ich Mitglied bin.«
    »Mrs G., Mrs G.« Parker schlang die Arme um sie, wiegte sie. »Es tut mir so leid.«
    »In dem anderen Wagen waren zwei Personen. Der eine ist stabil, sagen sie, der andere noch in kritischem Zustand.«
    »Ich mache Ihnen mal einen Tee.« Parker strich Mrs Grady das Haar aus dem Gesicht. »Sie legen sich ein bisschen hin, und ich bringe ihn Ihnen. Ich setze mich zu Ihnen.«
    »Nein, es ist okay, hier zu sitzen. Wir beide wissen, wie der Tod, wenn er so plötzlich und grausam zuschlägt, einen völlig fertigmachen kann.«
    »Ja.« Parker drückte ihr die Hand und ging durch die Küche, um den Tee zu kochen.
    »Dana, die Frau die ich aus dem Buchclub kenne – ich habe sie nie gemocht.« Mrs Grady zog ein Papiertaschentuch aus der Schürzentasche, tupfte sich Augen und Wangen ab. »Eine unangenehme Person, besserwisserisch und so. Und jetzt denke ich daran, dass sie ein Kind verloren hat, und nichts davon zählt mehr. Jemand hat Fotos von dem total zerstörten Wagen gemacht, und sie haben das in den Lokalnachrichten gebracht. Ich hoffe, sie sieht das nicht, muss es nie sehen. Ich hoffe, dass sie das Auto abgeschleppt und weggesperrt haben, bevor sie es je zu sehen

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