Winterwunder
vertrauen.«
»Unfair«, brummelte Parker, hakte jedoch das Telefon von ihrem Hosenbund.
Sie zog sich gar nicht erst um, streifte nur eine Kapuzenjacke über und zog den Reißverschluss hoch. Die belebende kühle Luft, so frisch nach dem Regen vom Vorabend, tat gut. Kahle Bäume reckten ihre dunklen Arme hinauf in den Himmel, der so grell blau war, dass sie bedauerte, keine Sonnenbrille eingesteckt zu haben. Das Gras, das vom Nachtfrost hart gefroren war, knirschte unter ihren Füßen.
Der Herbst, dachte sie, mit seinen Farben und Nuancen und rauchigen Gerüchen, war fast vorüber – und der Winter kam langsam näher, um seinen Platz einzunehmen.
Bis zu Macs Hochzeit war es nur noch ein Monat. Und es gab noch so viel zu tun, so viele Details zu klären, so viele Dinge abzuhaken. Wahrscheinlich war es am besten, dass Malcolm und sie mal auf Abstand zueinander gegangen waren. Schließlich musste sie sich auf die wichtigste Hochzeit vorbereiten, die Vows je geplant hatte.
Für die anderen Veranstaltungen musste ebenfalls, weiß Gott, jede Menge organisiert werden, und das noch ohne die extravagante Seaman-Hochzeit im kommenden Frühjahr, die ihre ständige Aufmerksamkeit erforderte.
Auch für Emmas Hochzeit hatte sie zahllose Regelungen und Pläne auszuarbeiten, ebenso für Laurels.
Dann war da noch das Buchprojekt. Mit den Änderungen und Vorschlägen ihrer Partnerinnen war es schon ziemlich handfest und weit gediehen. Zeit, das Ganze zum Literaturagenten zu schicken, dachte sie.
Wirklich, die einfache Wahrheit lautete, dass sie überhaupt keine Zeit für eine Beziehung hatte.
Irgendwann einmal vielleicht. Aber nicht jetzt. Und dann würde sie sicherlich eine vollwertige Partnerschaft erwarten und verlangen, ein Miteinander zweier Gleichgesinnter, absolutes Vertrauen.
Wie es bei ihren Eltern gewesen war.
Sie konnte keinen Mann lieben, der nicht das Gleiche wollte, und würde es sich auch nicht gestatten. So schmerzhaft es auch jetzt war, dies zu erkennen, es zu akzeptieren – wenn sie es leugnete, würde es später noch mehr wehtun.
»Hallo, Parker.«
Mit einem Ruck fuhr sie aus ihrer innerlichen Auseinandersetzung auf und starrte Carter an, der mit seiner Aktenmappe in der Hand auf sie zusteuerte.
»Carter. Ich habe ganz die Zeit vergessen. Du gehst zur Arbeit.«
»Ja. Ist alles okay?«
»Klar. Ich habe nur … Ich geh besser rein und mache mich an die Arbeit.«
Er nahm ihre Hand. »Was ist los mit dir?«
»Nichts. Ehrlich. Ich habe letzte Nacht nicht viel geschlafen, deshalb bin ich …« Sie tat genau, was Malcolm gemacht hatte. Sie verschloss sich, zog sich in sich selbst zurück.
»Ich glaube, Malcolm und ich haben gestern Abend miteinander Schluss gemacht.«
»Das würde mir leid tun. Kannst du mir erzählen, warum?«
»Ich schätze, wir haben einfach zu wenig gemeinsam oder sehen die Dinge zu verschieden – oder wir wollen einfach nicht das Gleiche.«
Der nasse Tränenklumpen wollte sich wieder rühren.
»Carter, ich weiß es auch nicht genau. Ich verstehe ihn nicht.«
»Möchtest du das denn?«
»Ich will andere immer verstehen, und ich würde sagen, deshalb kann das mit uns nicht funktionieren.«
Carter stellte seine Aktenmappe ab, wo sie waren, legte ihr den Arm um die Schultern und begann, mit ihr zu gehen.
»Du musst zur Arbeit.«
»Ich habe noch etwas Zeit. Als Mac und ich Probleme hatten, als ich das Gefühl hatte, sie nicht zu verstehen, hast du mir geholfen. Durch dich habe ich Erkenntnisse über sie gewonnen, die ich brauchte. Vielleicht kann ich das Gleiche für dich tun.«
»Er lässt mich nicht rein, Carter. Da sind so viele verschlossene Türen. Immer wenn ich ihn auf die schweren Zeiten in seinem Leben anspreche, die ja eine große Rolle dafür spielen, wer wir sind, sagt er, das ist keine große Sache, es ist schon lange her, oder er wechselt einfach das Thema.«
»Er spricht nicht viel über sich selbst. Ich glaube, mit den verschlossenen Türen hast du Recht. Und ich glaube, es gibt Menschen, die bestimmte Türen verschließen, um andere öffnen zu können. Weil sie denken, sie könnten durch die anderen Türen nicht hindurchgehen, wenn sie nicht zuerst ausgesperrt hätten, was früher war.«
»Das verstehe ich, wirklich. Bis zu einem gewissen Grad. Aber wie kann ich mit jemandem zusammen sein und hoffen, mit ihm zusammenzubleiben, wenn er die Probleme, die schweren Zeiten nicht mit mir teilt? Der sich von mir nicht helfen lässt?«
»Von dem wenigen, das er
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