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Winterwunder

Winterwunder

Titel: Winterwunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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in viel tieferen Gewässern, als er beabsichtigt hatte.
    Sie hatten beinahe jede freie Minute zusammen verbracht, und etliche Minuten, die eigentlich gar nicht frei gewesen waren. Und schon, peng , dachte er an die nächste Woche mit ihr, dann an die nächsten Monate und, okay, sogar darüber hinaus. Damit hatte er einfach nicht gerechnet.
    Außerdem hatte er sie, ehe er sich’s versah, zum Essen bei seiner Mutter gebeten und sie eingeladen, in seinem Bett zu übernachten.
    Beides war bisher noch nie vorgekommen. Nicht, dass er da unumstößliche Regeln gehabt hätte. Es war mehr eine Vorsichtsmaßnahme gewesen, damit alles angenehm unkompliziert blieb.
    Parker war jedoch nicht angenehm unkompliziert, dachte er, während er einen Unterfahrschutz für die Ölwanne anbrachte. Das hatte er von vornherein gewusst.
    Sie war kompliziert und bei weitem nicht so berechenbar, wie es den Anschein hatte. Er hatte wissen wollen, wie sie funktionierte, das konnte er nicht leugnen. Und je gründlicher er die Einzelteile untersucht hatte, desto faszinierter war er gewesen.
    Mittlerweile kannte er die Einzelteile und wusste, wie sie funktionierte. Sie war detailbesessen, ein bisschen, nein, extrem pingelig und zielstrebig. Dazu hatte sie die Gabe und das Bedürfnis, die Details zu einem perfekten Paket zu schnüren und mit einer Schleife zuzubinden.
    Mit diesen Eigenschaften allein – plus Geld und Status – wäre sie eine schöne Nervensäge gewesen. Doch überdies steckte in ihr eine tief verwurzelte Sehnsucht nach einer Familie, nach Beständigkeit, nach einem Zuhause – und Letzteres konnte er weiß Gott verstehen. Außerdem Dankbarkeit für das, was ihr zugefallen war. Sie war absolut loyal, großzügig, und da sie darauf programmiert war, leistungsfähig und nützlich zu sein, hatte sie eine wahnsinnige Arbeitsmoral.
    Sie war kompliziert und echt, und wie das Bild, das er von ihrer Mutter hatte, am Straßenrand in einem hübschen Frühlingskleid, verkörperte sie für ihn wahre Schönheit. Innerlich wie äußerlich.
    Deshalb hatte er am Ende seine Regeln, die eigentlich keine waren, gebrochen, denn je mehr er über Parker erfahren hatte, desto mehr hatte sie ihn in ihren Bann gezogen, desto klarer war ihm geworden, dass sie genau das war, wonach er sich sehnte.
    Mit Sehnsüchten konnte er umgehen. Er hatte sich schon nach vielem gesehnt – manches hatte er bekommen, anderes nicht, und er hatte den Eindruck, dass sich das unterm Strich die Waage hielt. Am Vorabend jedoch, als er zu Parker gefahren war, weil er unruhig, aufgewühlt und so verdammt traurig gewesen war, hatte sich in seine Sehnsucht ein tiefes Bedürfnis gemischt.
    Er brauchte sie, brauchte es, einfach bei ihr zu sein, mit ihr zusammen, in der Ordnung, die sie um sich herum schuf und in der irgendwie alles einen Sinn zu haben schien.
    Etwas – jemanden – zu brauchen war, als würde man ohne Sicherheitsleine von einem Haus springen. Er hatte auf die harte Tour gelernt, dass er besser damit fuhr, wenn er sich um sich und seine Angelegenheiten selbst kümmerte. Punkt.
    Nur dass er begonnen hatte, sie ebenfalls als »seins« zu betrachten. Er hatte ihr schon dies und jenes über sich erzählt, das er noch nie jemandem verraten hatte – und worüber nachzudenken seiner Ansicht nach auch nichts brachte.
    Also …
    Besser, er machte sie wütend, entschied er. Besser, sie warf ihn raus. Sie würden beide ein paarmal tief durchatmen und sich dann wieder beruhigen. Alles noch mal überdenken.
    Er überprüfte die Umbauten an dem Fahrzeug, ging vom vorderen ans hintere Ende.
    Und hörte über die Musik der Foo Fighters das unverkennbare Geräusch von Stöckelschuhen.
    Er musste nur den Kopf drehen, und da stand sie, in einem ihrer sexy Business-Kostüme, das Haar aus dem faszinierenden Gesicht genommen, eine Tasche von der Größe eines Buick über der Schulter.
    »Die Tür war nicht abgeschlossen.«
    »Nein.« Er zog den Lappen aus seiner Gesäßtasche, um sich die Hände abzuwischen.
    Sie sollte nicht hier sein, dachte er. Hier stank es nach Öl, Motoren und Schweiß. Genau wie er vermutlich.
    »Ich dachte, du hättest heute Abend eine Veranstaltung.«
    »Hatte ich auch. Sie ist fertig.« Sie warf ihm einen ihrer kühlen Blicke zu. »Aber wir nicht. Würdest du das also bitte etwas leiser stellen?«
    »Ich muss hier noch die Räder und Reifen anbringen.«
    »Na schön. Ich warte.«
    Das würde sie, dachte er. Darin war sie gut.
    Also würden die Foo Fighters wohl

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