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Wir beide, irgendwann

Wir beide, irgendwann

Titel: Wir beide, irgendwann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Asher
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hatte gehofft, sie in diesem Sommer wiederzusehen. David wollte sogar einen Teil der Flugkosten übernehmen. Ich glaube, er war ganz froh darüber, mich mal über jemand anders als Emma reden zu hören. Aber das Mädchen aus Seattle hatte keine Lust auf eine Fernbeziehung. Nachdem ich ihr ein paarmal auf den Anrufbeantworter gesprochen hatte, ohne eine Reaktion zu erhalten, schrieb sie mir einen Brief. Auf dem Festival sei es zwar sehr nett mit mir gewesen, doch sehe sie keinen Sinn darin, eine Beziehung zu beginnen, die ja doch keine Zukunft habe.
    Ich höre eine Tür zufallen und drehe mich um. Emma sitzt auf den Stufen vor dem Haus und schnürt sich ihre silbernen Laufschuhe. Als sie ihren Discman am Oberarm befestigt, verstecke ich mich hinter einem Baum. Wenn Emma hierherkommt und Sydney genau in diesem Moment anruft, verdreht sie entweder bei jedem meiner Worte die Augen oder sie gibt mir im Hintergrund ständig Anweisungen.
    Emma trabt über die Straße, dem Joggingparcours entgegen, ehe sie aus meinem Blickfeld verschwindet. Ich gehe zu der kniehohen Betonabsperrung, die um die Schaukeln herumläuft, und lege das Telefon auf die Mauer.
    Selbst wenn ich versuche, keinen Fehler zu machen, wird die Zukunft von jeder meiner Handlungen beeinflusst. Von dem Moment an, als Emma Facebook entdeckt hat, hat sich alles verändert. Hätte ich nicht erfahren, dass ich Sydney später heiraten werde, hätte ich in der Schule wohl kaum Partei für sie ergriffen. Womit sie keinen Grund gehabt hätte, nach meiner Telefonnummer zu fragen.
    Das Telefon auf der Mauer schweigt beharrlich.

29 ://Emma
    Meine Mom und Martin sitzen unten vorm Fernseher, also nutze ich die Gelegenheit und gehe durch ihr Schlafzimmer, um zu duschen. Normalerweise gehört das untere Badezimmer mir allein, doch solange die Renovierungsarbeiten andauern, muss ich das obere mit ihnen teilen.
    Mein Dad hat mich mal gefragt, was ich von Martin halte. Das war während der Weihnachtstage, als wir in Florida am Strand spazieren gingen, wenige Monate nach seinem Umzug. Er sammelte Muscheln in einem Netz, während ich mit meinen nackten Füßen das Wasser aufspritzen ließ. Meiner Mom zuliebe wollte ich mich nicht über Martin beschweren, zumal mein Dad seit meinem elften Lebensjahr glücklich mit Cynthia verheiratet ist. Doch Lobeshymnen habe ich auch nicht gerade angestimmt.
    »Martin ist ganz okay«, sagte ich. »Jedenfalls streiten sie nicht so oft wie Mom und Erik.«
    Meine Mom und Erik haben sich regelmäßig angebrüllt und die Türen zugeknallt, was meistens damit endete, dass einer von ihnen auf dem Sofa übernachtete. Mir fällt ein, dass meine Eltern dieselben Kämpfe miteinander ausgetragen ha ben. Doch meine Mom und Martin haben bisher kaum miteinander gestritten.
    »Das ist gut«, entgegnete mein Vater. »Hört sich so an, als ob sie glücklich wäre.«
    Ich hatte einen Kloß im Hals. »Können wir bitte das Thema wechseln?«, fragte ich, während ich über die Bucht schaute.
    Ich dusche lange, rasiere mir die Beine und schlüpfe in meinen Bademantel. Während ich erneut das Schlafzimmer durchquere, bleibe ich vor dem gerahmten Babyfoto stehen, das einen festen Platz auf ihrer Kommode hat. Es zeigt mich als Einjährige in einem Planschbecken. Ich trage ein Strickmützchen, habe runde Wangen und große Augen sowie kleine herzförmige Lippen.
    Genau wie mein eigenes Baby auf Facebook.
    Zurück in meinem Zimmer, kuschele ich mich in meine Bettdecke und denke an Kevin Storm. Was für ein perfekter Name. Ich frage mich, ob wir unsere Tochter Olivia nennen. Ich habe diesen Namen immer geliebt und Olivia Storm hört sich nach einer reifen, selbstbewussten Frau an. Ich weiß, dass ich Josh geraten habe, wir sollten uns nicht zu sehr am Gedanken an unsere künftigen Kinder festhalten, weil wir es nicht in der Hand haben, dass eine ganz bestimmte Samenzelle an einem ganz bestimmten Tag eine ganz bestimmte Eizelle befruchtet. Aber ich kann mir nicht helfen …
    Ich rolle mich zur Seite.
    Morgen werde ich die Sache mit Graham beenden. Diesmal richtig. Eine Zeitlang hat es Spaß gemacht, aber ich kann mir nicht vorstellen, mich noch einmal von ihm küssen zu lassen. Nicht seit Josh uns gesehen hat. Nicht wenn Kevin Storm in der Zukunft auf mich wartet.
    Ich habe immer gesagt, dass ich nicht an die wahre Liebe glaube, die Tür für Cody Grainger jedoch stets offen halte, damit er mich eines Besseren belehren kann. Da ich Cody anscheinend nicht heiraten werde,

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