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Wir beide, irgendwann

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Titel: Wir beide, irgendwann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Asher
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sollte ich die Tür vielleicht ein wenig weiter öffnen, sodass auch Kevin Storm die Möglichkeit hat, hindurchzugehen.

Mittwoch

30 ://Emma
    Martin stellt eine Schale mit trockenen Haferflocken und Rosinen auf die Theke. »Das nennt man Müsli«, sagt er und streckt seine Hand nach der Sojamilch aus. »Die Schweizer essen das zum Frühstück, und auch deine Mom und ich fangen an, es zu mögen.«
    »Schön zu wissen«, entgegne ich, schiebe eine gefrorene Waffel in den Toaster und werfe durch das Fenster einen Blick auf Joshs Einfahrt. Das Auto seiner Eltern steht immer noch da. Ich wünschte, sie würden endlich verschwinden, damit ich ihn zu einer weiteren Facebook-Session rüberholen kann.
    Martin gleitet in seine übliche Nische am Frühstückstisch. »Und weißt du auch, wie hoch die Lebenserwartung in der Schweiz ist?«
    Ich starre auf den Toaster. Ich will, dass er meine Waffel endlich ausspuckt. Außerdem will ich, dass Martin die Klappe hält und Joshs Eltern abhauen.
    Meine Mom kommt herein. »Wollen wir dann? Ich dachte, wir könnten auf dem Weg zur Arbeit noch beim Farbenladen vorbeischauen.«
    »Muss nur noch mein Müsli aufessen«, sagt Martin.
    Meine Mom stellt ihren Kaffeebecher in die Spüle. »Emma, hast du deinen Vater schon angerufen und dich für den Computer bedankt?«
    Ich hasse die Art, wie sie »dein Vater« sagt. Bis letztes Jahr war er einfach »Dad«.
    »Noch nicht«, antworte ich und übergieße meine Waffel mit Sirup. »Ich hab eine E-Mail angefangen, sie aber noch nicht abgeschickt.«
    Er hat Montag auf den AB gesprochen und sich erkundigt, ob der Computer schon angekommen ist.
    »Wenn du ihn anrufst, frag ihn bitte auch nach dem Baby. Rachel muss schon fünf Wochen alt sein.«
    Ich bin jetzt nicht in Stimmung, um meinen Vater anzurufen und über den Computer zu reden. Die ganze Sache ist einfach zu verrückt. Gott sei Dank höre ich Joshs Haustür ins Schloss fallen. Ich eile zum Fenster und sehe, wie seine Eltern mit ihrem Wagen rückwärts aus der Einfahrt setzen. Ich schnappe mir Teller und Gabel und bin im nächsten Moment aus der Tür.
    ➜
    Zum dritten Mal drücke ich die Klingel und spähe durchs Fenster. Joshs Rucksack liegt auf dem Tisch, er hat sich also noch nicht auf den Schulweg gemacht. Ich werfe einen Blick hinter die Topfpflanze und bin erleichtert, dass der Ersatzschlüssel noch da ist. Meinen Waffelteller auf einer Hand balancierend, verschaffe ich mir selbst Einlass.
    Aus Joshs Zimmer dröhnt Musik.
    »Josh!«, rufe ich vom unteren Treppenabsatz aus.
    Keine Antwort.
    Ich bin seit Dezember nicht mehr in diesem Haus gewesen. Das war ein paar Wochen nachdem Josh mich zu küssen versucht hatte, und wir haben damals kaum miteinander geredet. Als meine Mom sagte, sie und Martin würden bei Joshs Eltern essen und mit ihnen fernsehen, habe ich mich in der Hoffnung angeschlossen, ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Doch Josh hat sein Essen in drei Minuten runtergeschlungen und sich danach in seinem Zimmer eingeigelt.
    Die ganze Wand neben der Treppe ist mit Fotos bedeckt, die Josh und David in verschiedensten Altersstufen zeigen. Kein Klassenfoto fehlt und auch jeder misslungene Haarschnitt ist dokumentiert. Sogar Handabdrücke aus Ton finden sich dort neben eingerahmten Babylocken.
    Ich beiße von meiner Waffel ab, ehe ich an Joshs Tür klopfe. »Walking on Sunshine« schallt mir entgegen, während Josh aus voller Kehle mitsingt: »And don’t it feel GOOD !«
    Ich drehe den Knauf, drücke die Tür auf und …
    … sehe Josh, der nichts als einen weißen Slip trägt und Liegestütze macht. Ich betrachte seinen leicht gebräunten Brustkorb, bevor mein staunender Blick an seiner weißen Unterhose hängen bleibt.
    »Emma!«
    Ich lache, als er die Bettdecke an sich reißt und sie um seine Hüften schlingt.
    Sein Gesicht ist rot angelaufen. »Hast du schon mal was von Anklopfen gehört?«
    »Ich hab geklopft«, antworte ich, während ich meinen Kopf im Takt wiege. »Aber die entscheidende Frage lautet: Hast du schon mal was von Boxershorts gehört?«
    Josh streckt seinen Arm nach der Jeans aus, die auf dem Bett liegt, und zieht sie unter der Decke an.
    Ich beiße ein weiteres Mal von der Waffel ab und lasse meinen Blick durch den Raum schweifen, der im Großen und Ganzen so aussieht wie immer. Klamotten auf dem Boden, ein Tony-Hawk-Poster über der Kommode, Cindy Crawford über dem Bett, eine Dose mit Farbstiften zum Zeichnen und ein paar alte Skateboardrollen auf dem Boden. Neu

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