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Wir beide, irgendwann

Wir beide, irgendwann

Titel: Wir beide, irgendwann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Asher
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Hinterkopf versetzen.
    Sydney lächelt, während sie den Blinker betätigt. »Was für eine seltsame Frage beim ersten Date.«
    Ich weiß, dass sie unsere gemeinsame Tour nur ironisch als »Date« bezeichnet, aber das heißt auch, dass sie zumindest mit dem Gedanken spielt, der heutige Tag könnte der Beginn unserer Beziehung sein. Ist er auch!
    Nachdem wir schweigend ein paar Blocks passiert haben, frage ich: »Was machst du am Wochenende?«
    »Samstag spiele ich Tennis mit meiner Mom und meinen Schwestern«, antwortet sie. »Und am Sonntag findet ein Picknick für die Gefängnisinsassen statt. Da helfen wir alle mit, auch mein Vater und die Verlobten meiner Schwestern.«
    Auf halbem Weg zwischen Lake Forest und Pittsburgh befindet sich ein Gefängnis, doch ich bin noch nie dort gewesen. »Sie veranstalten Picknicks?«
    »Jedes Jahr am Memorial Day«, antwortet Sydney. »Wir machen das freiwillig. Letztes Jahr hab ich allerdings den Fehler begangen, Jeremy dorthin mitzunehmen. Kennst du Jeremy Watts?«
    »Glaub nicht.«
    »Der hat letztes Jahr seinen Highschoolabschluss gemacht. Netter Typ, nur manchmal ein bisschen unsensibel. Während des Picknicks hat er die ganze Zeit so getan, als wäre er einer der Häftlinge, und mir Sachen zugeflüstert wie: ›Kannst du mir mal den Nudelsalat geben? Mit meinen Handschellen komme ich da leider nicht ran.‹«
    Ich blicke aus dem Fenster, damit sie nicht sieht, dass ich ein Lächeln kaum unterdrücken kann.
    »Die trugen nicht mal Handschellen«, fügt sie hinzu.
    Ich weiß, wie Emma und ich uns in derselben Situation verhalten hätten. Hätte ich diesen Handschellenwitz gemacht, hätte sie mich sanft in die Seite geboxt und gesagt, darüber mache man keine Scherze. Doch ihre Augen hätten sie verraten. Auch sie hätte ihr Lachen nur mühsam unterdrücken können.
    Ich zeige auf das Sunshine Donuts. »Wollen wir kurz anhalten? Ich zahle.«
    Sydney rümpft die Nase und antwortet: »Vielleicht später.«
    Wir lassen das Sunshine Donuts hinter uns, und ich beobachte, wie sein hell erleuchtetes Logo im Seitenspiegel zusehends kleiner wird und verschwindet.

46 ://Emma
    In zwanzig Minuten muss ich auf der Sportanlage sein, also arbeite ich in der fast menschenleeren Bibliothek. Nur zwei Jungen aus der ersten Jahrgangsstufe sitzen an einem Computer. Ms Nesbit sortiert schweigend Bücher in die Regale ein. Ihre rosa Strähne wird von einem Sammelsurium verschiedener Haarspangen zurückgehalten.
    Alles in meinem Leben scheint den Bach runterzugehen. Der einzige Lichtblick ist Cody. Auf dem Gang haben wir uns heute zweimal angelächelt, und ich muss immer daran denken, dass er in fünfzehn Jahren noch Single sein wird. Ein hochattraktiver Single, der als Architekt in Denver arbeitet. Denver liegt zwar nicht am Meer, aber ich kann vielleicht lernen, die Berge zu lieben.
    »Was ist aus deinen Telefonbüchern geworden?«, erkundigt sich Ms Nesbit, als sie an meinen Tisch kommt. »Warst du in der Stadtbibliothek?«
    »Ja … danke.« Ich wünschte, ich hätte mich in meiner Fantasie noch länger in Denver aufhalten können.
    »Ist doch toll, oder?«
    »Was?«, frage ich verwirrt.
    »Was es heutzutage in Bibliotheken für Möglichkeiten gibt«, antwortet sie. »Vielleicht hast du ja schon mal recherchiert, auf welches College du später gehen könntest. Oder dich über Sommerjobs, Camps oder offene Praktikantenstellen informiert. Du kannst praktisch deine gesamte Zukunft dort planen.«
    Ich lächle matt. So eine Planung macht nur Spaß, wenn man daran glaubt, dass einem eine schöne Zukunft bevorsteht. Doch was ist, wenn man ein ums andere Mal erfährt, wie wenig Einfluss man auf seine eigene Zukunft hat? Ständig versuche ich, die richtigen Weichen zu stellen, aber es funktioniert einfach nicht.
    Nachdem Ms Nesbit zu ihren Büchern zurückgekehrt ist, sehe ich die beiden Jungen am Computer lachen, und mir kommt der Verdacht, dass ich Facebook die ganze Zeit falsch benutzt habe. Man hat nicht automatisch die Kontrolle darüber. Es geht darum, zu lernen, die Kontrolle über die Zukunft zu übernehmen, indem man die Möglichkeiten nutzt, die einem zur Verfügung stehen.
    ➜
    Als ich die Sportanlage erreiche, erkläre ich meinem Trainer, dass ich die letzten beiden Trainingseinheiten wegen eines »Frauenproblems« nicht mitmachen konnte. Was nicht völlig gelogen ist. Schließlich war ich mit einem Blödmann verheiratet, den ich loswerden musste, und habe dann auch noch herausbekommen, dass

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