Wir beide, irgendwann

Einrichtung namens See- und Küstenwache. Auf dem Foto schmiege ich meine Wange an einen Golden Retriever. Meine Haare sind blond und gelockt.
    Dann lese ich meinen ersten Eintrag.
    Emma Nelson
    Ab heute ist es offiziell. Ich habe den Namen Rawlings wieder abgelegt. Isaac soll meinetwegen das Esszimmermobiliar haben, ich nehme dafür die Couch und bekomme meinen Namen zurück. Jetzt brauche ich nur noch ein neues Zuhause dafür. (Für die Couch.)
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    Ich senke den Kopf und reibe mir die Augen. Es ist nicht mal eine Woche her, seit Josh mir diese CD-ROM gegeben hat, doch hat sich das in irgendeiner Hinsicht ausgezahlt? Vielleicht hat Josh recht und ich hätte mir Jordan Jones nicht so schnell vom Hals schaffen sollen. Oder ich hätte es länger mit Kevin probieren sollen. Es mag nicht die perfekte Beziehung gewesen sein, aber welches Paar macht nicht hin und wieder schwierige Zeiten durch? Jetzt war ich kaum mit einem Mann namens Isaac Rawlings verheiratet, und schon sind wir wieder geschieden.
    Und selbst wenn ich alles rückgängig machen könnte, wüsste ich nicht, zu welchem Leben ich zurückkehren wollte. Außerdem habe ich inzwischen so viele Veränderungen herbeigeführt, dass es keine Möglichkeit gibt, eine bestimmte Zukunft wahrzumachen. Wenn ich auf der Tampa State studiere, wo ich Jordan kennenlerne, werde ich mich mit ihm nie richtig wohlfühlen, da ich genau weiß, wie die Sache enden wird.
    Ich will nicht einmal wissen, wo ich Isaac Rawlings begegnen werde. Wenn ich mich entscheide, ihn nicht zu heiraten, werde ich ja doch nur in der nächsten unglücklichen Ehe landen.
    Ich werfe einen Blick auf die Liste meiner Freunde. Diesmal habe ich nur hundertvierzehn Freunde. Ich scrolle zum Buchstaben J, finde aber immer noch keinen Josh.
    Als ich wieder nach oben scrolle, entdecke ich den Namen Cody Grainger. Mein Herz beginnt zu rasen. Irgendwas hat sich heute tatsächlich zwischen uns geändert! Auf dem Foto trägt er ein Sportsakko und Krawatte und seine Haare sind sorgsam zur Seite gekämmt. Ich klicke auf seinen Namen.
    Cody Grainger
    Bereite mich auf meine Vorlesung in Zürich vor. War ein sehr langer Flug von Tucson.
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    Ich lese seine letzten Einträge. Cody lebt jetzt in Arizona. Er ist Professor für Architektur und hat sich auf die Nutzung von Wind- und Sonnenenergie spezialisiert. Er hält Vorträge auf der ganzen Welt. Vor zwei Wochen war er ins Weiße Haus eingeladen und hat vor dem Kongress gesprochen. Und das Beste von allem – er ist noch Single.
    Zuletzt war Cody ein »gewöhnlicher« Architekt, doch inzwischen scheint er sehr berühmt geworden zu sein. Und das alles wegen mir! Was ich ihm heute über Architektur erzählt habe, muss zur Initialzündung für seine Zukunft geworden sein. Ein schwindelerregender Gedanke.
    Andere Fotos von Cody gibt es nicht, doch auf seiner Infoseite listet er die verschiedensten Dinge auf, die er mag:
    Scharfes mexikanisches Essen, Autokinos, Duke-Ehemaligen-Veranstaltungen, Gitarren, Rotwein, Wayne’s World-Zitate
    Ich frage mich, ob ich Duke auf die Liste meiner Lieblingsunis setzen soll. Wäre doch cool.
    Doch kann ich nicht glauben, dass Cody ein Fan von Wayne’s World ist. Ich habe den Film vor ein paar Jahren mit Josh und Tyson gesehen. Tyson hat die ganze Zeit schallend gelacht und Junior Mints in sich reingestopft. Josh und ich konnten kaum glauben, wie dämlich der Film war. Jedenfalls haben wir uns mehr über Tyson als über den Film amüsiert.
    Doch wenn Cody Wayne’s World auch noch fünfzehn Jahre später zitiert, sollte ich ihn mir wohl schnellstmöglich besorgen.
    ➜
    »Waynes World?« , fragt die Frau in der Videothek. »Den hab ich gerade wieder einsortiert.«
    Sie zeigt auf das Regal mit den Komödien. Ich sehe den Film auf den ersten Blick, ziehe die Videokassette heraus, trete wieder an den Schalter und gebe der Frau meinen Leihausweis.
    »Sie wird mal mir gehören«, sagt sie, während sie grinsend meinen Namen einträgt. »Oh, ja, sie wird mal mir gehören.«
    Ich habe keine Ahnung, wovon sie redet. »Bitte?«
    Die Frau neigt den Kopf zur Seite. »Hast du Wayne’s World noch nicht gesehen?«
    »Nur einmal, im Kino …« Dann verstehe ich plötzlich, dass sie irgendeine Zeile aus dem Film zitiert. »War das Wayne oder Garth?«
    »Wayne, glaube ich. Mein Freund sagt das in einer Tour.«
    »Wirklich? Viele finden das also komisch?«
    Sie starrt mich