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Wir beide, irgendwann

Wir beide, irgendwann

Titel: Wir beide, irgendwann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Asher
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ein Lichtsignal zu schicken. Wenn er zurückgeblinkt hätte, dann hätte ich ihm eine Nachricht ans Fenster gehalten – wie wir es gemacht haben, als wir noch Kinder waren. Doch wollte ich ihn nicht stören. Josh legt sicher keinen Wert darauf, von mir zu hören. Er hat den ganzen Nachmittag mit Sydney verbracht, die ersten Schritte in ihre gemeinsame Zukunft unternommen.
    Die Sandalen meiner Mom klacken die Treppen hinauf, und ich durchforste mein müdes Gehirn danach, womit ich sie so verärgert haben könnte. Ich habe sie gestern gar nicht mehr gesehen. Sie und Martin waren in Pittsburgh Möbel kaufen. Ich habe allein zu Abend gegessen und das Geschirr und mein Glas später in die Spülmaschine geräumt. Ich habe sogar die Arbeitsplatte abgewischt, ehe ich Wayne’s World geschaut habe.
    Meine Mom trägt ein gelbes Kleid. Ihre Haare werden von einem gleichfarbigen Haarband gebändigt. Mit gerunzelter Stirn hält sie eine schwarze Videokassette hoch.
    » Wayne’s World , Emma?«
    Ich reibe mir die Schulter, auf der ich gelegen habe. »Hast du mich deshalb geweckt?«
    »Nein.« Sie streckt mir eine andere Videokassette entgegen. »Ich habe dich deshalb geweckt.«
    Ich nehme ein Haargummi von meinem Nachttisch und mache mir einen Pferdeschwanz. »Kannst du dich etwas genauer ausdrücken?«
    »Du hast unsere Leerkassette herausgenommen, um dir Wayne’s World anzuschauen«, stößt meine Mom mit gepressten Lippen hervor.
    Ich zucke die Schultern. Kann schon sein, dass vorher eine andere Kassette im Videorekorder war.
    »Wir wollten Seinfeld aufnehmen, hatten alles einprogrammiert.«
    »Oh, tut mir leid.«
    »Das machen wir jeden Donnerstag, Emma. Das weißt du doch.« Sie betrachtet das Meeresposter über meinem Schreibtisch, ehe sie wieder mich anguckt. »Martin und ich machen uns Sorgen darüber, dass du den Regeln in diesem Haus so wenig Respekt entgegenbringst.«
    Ich setze mich auf. »Wenig Respekt? Wovon redest du?«
    Sie zeigt auf den Boden vor meiner Kommode. »Martin hat den Fleck da drüben bemerkt. Dabei hast du doch gerade einen neuen Teppich bekommen, Emma. Wie kannst du den denn so schnell ruinieren?«
    Ich will jetzt nicht darüber reden. Das Blumenwasser auf dem Teppich auszugießen, war eine dumme Idee, aber nicht die dümmste, die mir an jenem Nachmittag gekommen ist.
    »Ich werd versuchen, das sauber zu machen«, entgegne ich.
    »Du hättest uns um Hilfe fragen sollen. Wir haben Putzmittel, die …«
    »Warte mal! Was hat Martin überhaupt in meinem Zimmer zu suchen?«
    Meine Mutter seufzt. »Er wollte nur was ausmessen.«
    Ich springe aus dem Bett und ziehe mein Nachthemd über die Hüften. Ich bin jetzt nicht zum Kämpfen aufgelegt, vor allem nicht nach den Auseinandersetzungen mit Josh und meinem Dad, aber ich kann das nicht einfach hinnehmen.
    »Wegen seines zukünftigen Büros«, fügt sie hinzu. »Aber das hat natürlich alles Zeit, bis du mit der Schule fertig bist.«
    »Das darf doch nicht wahr sein!« Mein Puls rast. Ich halte mir die Hände an den Kopf, als wären sie Scheuklappen. »Ich wohne hier seit sechzehn Jahren und dies ist immer noch mein Zimmer. Vielleicht will Martin es später mal zu seinem Büro machen, aber er hat kein Recht, hier jetzt schon hereinzuspazieren, wann immer es ihm passt.«
    Meine Mom legt beide Videokassetten auf meine Kommode.
    »Tut mir leid wegen Seinfeld «, sage ich, öffne eine Schublade und ziehe ein grünes T-Shirt und eine Jeansshorts heraus. »Ich telefonier mal herum und frag, ob das jemand aufgenommen hat. Aber sag Martin, dass er seine Pläne für mein Zimmer wieder auf Eis legen kann.«
    Meine Mom schaut in die Ferne und scheint mit den Tränen zu kämpfen. »Wir müssen uns alle umstellen«, sagt sie leise.
    Am liebsten würde ich ihr sagen, dass ich mich schon umstellen musste, als Dad und sie sich scheiden ließen, dass ihre Blitzheirat mit Erik eine weitere Umstellung erforderte und dass ich es leid bin, mich ständig umstellen zu müssen.
    »Sag Martin einfach, dass mein Zimmer ihn nichts angeht.«
    ➜
    Beziehungsstatus Schwer zu sagen.
    So sieht meine Zukunft an diesem Morgen aus. Es heißt nicht, dass ich verheiratet bin, aber es heißt auch nicht, dass ich Single bin. Ich habe am San Diego State meinen Abschluss gemacht und lebe in Oakland, Kalifornien.
    Meine letzte Eintragung stammt von Mittwoch.
    Emma Nelson
    Hoffe, dass es an diesem Wochenende nicht regnet.
    Gefällt mir · Kommentieren · 18 . Mai um 18 . 44
    Mein Foto ist in

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