Wir beide, irgendwann
ein bisschen in Schwung zu bringen.«
Die anderen Arbeiter wischen die Tische ab, saugen den Boden und leeren die Münzen aus den Spielautomaten. Die Musik ist so laut, dass uns niemand belauschen kann, dennoch ist mir nicht wohl dabei, hier ein solches Gespräch zu führen.
»Dazu ist es noch zu früh«, entgegne ich. »Wir kennen uns doch kaum.«
Tyson schüttet den nächsten Schwall Bälle in meinen Sack. »Mann, die hat dich doch extra aus dem Unterricht rausgeholt. Sie will dich also unbedingt näher kennenlernen.«
»Kann schon sein.« Ich stelle den vollen Müllsack zur Seite. »Aber vielleicht bin ich ja noch nicht bereit.«
Tyson öffnet das Netz gerade weit genug, um mir einen grünen Ball an die Stirn zu werfen. »Dann sieh zu, dass du bald bereit bist! Wir reden hier schließlich von Sydney Mills. Und ich träume davon, mit dem Typen befreundet zu sein, der sie rumkriegt.«
Ich schüttele den nächsten Müllsack auf. »Wärst du nicht lieber selbst der Typ, der sie rumkriegt?«
Tyson denkt kurz nach. »Eigentlich nicht. Ich hab jedenfalls keine Lust, dass ständig über mich geredet wird.«
Ich hebe den grünen Ball vom Boden auf und lasse ihn in den Müllsack fallen. »Außerdem sieht es ja so aus, als würdest du wieder mit Kellan zusammenkommen.«
Tyson antwortet nicht.
»Keine Sorge«, sage ich. » Kellan soll es Emma selbst sagen, wenn sie es nicht schon getan hat. Aber du solltest darauf vorbereitet sein, dass Emma bestimmt ein langes Gespräch mit dir führen will …«
»Damit ich Kellan nicht wieder verletze. Ich weiß.« Tyson lehnt sich gegen die weiche Umrandung des Beckens. Es ist jetzt so leer, dass seine Knie wie zwei Inseln vor seiner Brust aufragen. Er schaut mich durch das Netz hindurch an. »Ich wollte Kellan nie verletzen. Ich war nur letztes Mal noch nicht so weit.«
»Aber du verstehst doch, warum Emma sich Sorgen macht«, sage ich. »Als du das letzte Mal mit ihr Schluss gemacht hast, war Kellan am Boden zerstört.«
Tyson hebt einen roten Ball auf und wirft ihn mit seitlich ausgestrecktem Arm auf die blaue Rutsche. Er rollt ein Stück hinauf, ehe er ins Becken zurückfällt.
»Wir mögen uns eben«, sagt er schließlich. »Und wir haben dieses Jahr beide viel nachgedacht. Mehr können wir eigentlich nicht tun.«
Was soll ich ihm noch sagen? Tyson kämpft mit sich selbst, ob er sich eingestehen soll, in Kellan verknallt zu sein, was er definitiv ist. Bei mir ist das ganz anders. Ich sollte mich unbedingt in Sydney verlieben, weil unser Weg bereits geebnet ist. Doch wenn ich an meine Zukunft denke, bin ich mir nicht sicher, ob es das ist, was ich will.
➜
Auf der Veranda brennt das Licht, als ich nach Hause komme. Ich lehne mein Skateboard gegen die Haustür und taste in meiner Hosentasche nach dem Schlüssel. Drinnen höre ich meine Eltern miteinander reden. Vielleicht sagen sie nichts, wenn ich hereinkomme, doch Dad wird demonstrativ auf seine Uhr blicken, um mir zu signalisieren, dass ich ein paar Minuten über der Zeit bin.
In Emmas Haus ist es weitgehend dunkel. Die Außenbeleuchtung brennt ebenso wenig wie die Lampen im ersten Stock. Aus dem Wohnzimmer dringt ein schwacher bläulicher Schimmer.
Ich spaziere über die Rasenfläche, die sich zwischen unseren Häusern befindet, und lausche dem Windspiel vor Emmas Haustür. Als Martin es aufgehängt hat, hat sich Emma beschwert, dass er jetzt auch noch die Geräusche in ihrem Leben bestimmt.
Vorsichtig trete ich an ihr Wohnzimmerfenster heran. In der Mitte des Raumes liegt Emma auf dem Sofa und schläft. Ihr Kopf ruht auf der Armlehne. Ihr Gesicht ist dem Fernseher zugewandt, doch von hier aus ist der Winkel so ungünstig, dass ich nicht sehen kann, welchen Film sie gerade geschaut hat.
Emma fehlt mir. Selbst wenn wir kein Wort miteinander sprechen würden, selbst wenn sie schliefe, würde ich in diesem Moment am liebsten neben ihr auf dem Sofa sitzen.
Freitag
50 ://Emma
»Emma?«, ruft meine Mom von unten.
Ich werfe einen verschlafenen Blick auf den Wecker, der erst in zehn Minuten klingeln wird.
»Emma!«
Ich ziehe mir stöhnend die Bettdecke über den Kopf. Ich bin gestern Abend unten auf der Couch eingeschlafen. Erst um zwei Uhr nachts habe ich mich die Treppe hinaufgekämpft und bin in mein Zimmer getaumelt. Doch trotz meiner Müdigkeit habe ich bemerkt, dass in Joshs Badezimmer noch Licht war. Er duscht öfter mitten in der Nacht, wenn er nicht schlafen kann. Ich habe sogar kurz überlegt, ihm noch
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