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Wir - die Unsterblichen

Wir - die Unsterblichen

Titel: Wir - die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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ihn aus der Zelle.
    Der Pfaffe half ihm auch nicht weiter. Wenn er schon zur Hölle fuhr, dann ohne die seichten Bibelsprüche, die ihm nichts sagten. Er wollte die Intervention des Gouverneurs, sonst nichts. Wenn er erst einmal im Zuchthaus saß, hatte er Zeit genug, sich einen Weg in die Freiheit auszudenken.
    Nach acht Stunden.
    Vielleicht sollte er schlafen, aber dann verging die Zeit noch schneller. Warum auch schlafen? »Danach« würde er noch genug schlafen können.
    Wieder Schritte auf dem Flur. Montelli sah hastig auf die Uhr, ehe die Tür sich öffnete. Wenn es wirklich eine Begnadigung war, warum kamen dann mehrere Leute? Oder hatten sie die Hinrichtung vorverlegt …?
    Es war der Gefängnisdirektor persönlich. In seiner Begleitung befanden sich zwei Herren, die Montelli noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Der eine hatte graue Haare und mochte sechzig Jahre alt sein. Der andere war etwas jünger. Hinter ihnen tauchten zwei schwerbewaffnete Polizisten auf.
    Der Direktor blieb dicht vor Montelli stehen, der auf seiner Pritsche sitzen geblieben war.
    »Diese beiden Herren sind Professor Dr. Bernstein und Dr. Ron Black. Sicherlich haben Sie noch nie etwas von ihnen gehört, aber das spielt im Augenblick keine Rolle. Sie wissen, daß Sie morgen früh sterben, und ich kann Ihnen mitteilen, daß der Gouverneur sowohl den Aufschub des Hinrichtungstermins wie eine Begnadigung abgelehnt hat.« Er machte eine kleine Pause, um seine Worte wirken zu lassen. Montellis Gesicht blieb ausdruckslos. Wenn schon der Termin feststand, warum kam dann der Direktor mit den beiden Kerlen zu ihm? Das hatte doch seinen Grund. Also hielt er den Mund. Der Direktor fuhr fort: »Aber wir wollen Ihnen trotzdem eine Chance geben, und zwar mit offizieller Genehmigung von Washington. Damit hat der Gouverneur nichts zu tun, Montelli. Wenn Sie unseren Vorschlag annehmen, gibt es keine Hinrichtung …«
    Montelli war unwillkürlich aufgesprungen, aber dann setzte er sich wieder.
    »Die beiden Herren sind wahrscheinlich von der Bank?«
    »Nein. Das Geld, das Sie versteckten, interessiert uns nicht. Es handelt sich vielmehr um ein wissenschaftliches Experiment, zu dem eine Person notwendig ist, deren freiwillige Einwilligung wir benötigen. Und da Sie außer Ihrem Leben nichts mehr zu verlieren haben, möchten wir Ihnen einen Vorschlag unterbreiten.«
    Abwägend betrachtete Montelli den Direktor und die beiden Herren in dunklen Anzügen. Ein wissenschaftliches Experiment also! Und wahrscheinlich ging er dabei drauf. Würden sie sonst zu einem kommen, der ohnehin zum Tode verurteilt war? Immerhin hatte der Direktor von einer Chance gesprochen …
    »Habe ich, falls ich akzeptiere, eine Überlebenschance?«
    Der Direktor sah den grauhaarigen Dr. Bernstein an. Der nickte:
    »Mehr als das, Mr. Montelli. Sie werden leben, dafür kann ich garantieren. Es ist nur … aber darüber unterhalten wir uns, wenn Sie angenommen haben. Vorher möchte ich nichts weiter dazu sagen, nur: Sie werden nicht sterben, wenn Sie akzeptieren.«
    »Dann ist der Fall doch klar, Doktor. Natürlich bin ich einverstanden. Von mir aus können Sie mir beide Beine abnehmen, wenn ich nur nicht in diese verdammte Gaskammer muß. Also, schießen Sie los.«
    Der Direktor drückte Montelli auf die Pritsche zurück.
    »Nicht so hastig! Sie sind einverstanden – gut. Aber wir wollen nichts überstürzen. Ich werde Washington unterrichten, was einem vorläufigen Aufschub gleichkommt. Morgen unterhalten wir uns weiter, zu einer Stunde, in der Sie eigentlich schon tot sein sollten. Schlafen Sie gut, Montelli. Jetzt können Sie es ja.«
    Sie verließen sie Zelle. Die Tür schloß sich. Montelli war wieder allein.
    Es war, als habe er geträumt. Von einer Sekunde zur anderen war ihm eine Galgenfrist eingeräumt worden. Auch wenn er ablehnte, so fielen die Kapseln – verdammtes Zyankali – auf keinen Fall schon morgen früh in den Säurebehälter. Morgen nicht!
    Und wenn er annahm, würde er weiterleben, das hatte dieser Bernstein versichert. Wo aber lag dann das Risiko, das sie zwang, für ihr Experiment einen zum Tode Verurteilten heranzuziehen? Ein Risiko mußte es doch geben!
    Montelli seufzte und streckte sich auf der Pritsche aus.
    Ach was, das hatte Zeit bis morgen. Nun wollte er erst einmal schlafen, richtig schlafen.
     
    Das Büro des Gefängnisdirektors war nüchtern und zweckmäßig eingerichtet. Montelli war schon zweimal hier gewesen, einmal nach der Einlieferung und

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