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Wir erklären den Frieden! (German Edition)

Wir erklären den Frieden! (German Edition)

Titel: Wir erklären den Frieden! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stéphane Hessel , Dalai Lama
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Sorgen. Wir streben alle nach Glück und versuchen alle, uns vor Leid zu schützen, ungeachtet unserer Rasse, Religion, unseres Geschlechts und politischen Status. Als Menschen, als empfindsame Wesen haben wir alle einen Anspruch auf Glück, auf ein Leben in Freiheit und Frieden. Im asiatischen Raum haben manche Regierungen behauptet, dass die Menschenrechte, die in der Allgemeinen Erklärung aufgeführt sind, vom Westen bestimmt wurden, in Asien und anderen Teilen der Dritten Welt könne man sie aufgrund von kulturellen Unterschieden und des wirtschaftlichen und sozialen Gefälles nicht umsetzen. Diesen Standpunkt teile ich nicht, und ich bin überzeugt, das gilt auch für die Mehrheit der Asiaten, denn es liegt nun mal in der Natur aller Menschen, nach Freiheit, Gleichheit und Würde zu streben, und die asiatischen Völker haben darauf das gleiche Recht wie alle anderen. Ich sehe keinerlei Widerspruch zwischen der Forderung nach wirtschaftlicher Entwicklung und der Forderung nach Einhaltung der Menschenrechte. Die reiche Vielfalt der Kulturen und Religionen sollte dazu beitragen, die grundlegenden Menschenrechte überall auf der Welt zu verankern, denn diese Vielfalt speist sich aus den Werten und Bedürfnissen, die uns alle als Mitglieder der Gemeinschaft der Menschen verbinden. Auf keinen Fall dürfen soziale und kulturelle Unterschiede zur Rechtfertigung von Menschenrechtsverletzungen dienen. Es gibt keine Entschuldigung für die Diskriminierung eines Menschen wegen seiner Rasse, seines Geschlechts oder seines sozialen Status. Dort, wo das noch geschieht, muss ein Wandel erfolgen. Das universelle Prinzip der Gleichheit aller Menschen hat absoluten Vorrang. Es sind in erster Linie die autoritären und totalitären Regime, die den allgemeinen Charakter der Menschenrechte bestreiten. Es wäre ein großer Fehler, in diesem Punkt nachzugeben. Man sollte im Gegenteil diese Regime dazu zwingen, die allgemein anerkannten Prinzipien zu achten und sich im langfristigen Interesse ihrer eigenen Bevölkerung daran zu halten.
    Das Sonett 116
    D. L.: Sie haben die nötige moralische Autorität, um den Generalsekretär der Vereinten Nationen anzusprechen und ihm die Gründung dieses Weisen-Komitees vorzuschlagen.
    S. H.: Dafür bin ich jetzt zu alt, Eure Heiligkeit. Ich habe einen Punkt in meinem Leben erreicht, an dem ich mich auf das Danach vorbereiten muss. Die Arbeit überlasse ich besser denjenigen, die noch eine Weile da sein werden. Ich betrachte es als ein großes Privileg, Sie getroffen zu haben, nicht nur gestern, sondern auch heute, gleich zweimal. Beim nächsten Mal werden Sie vielleicht ohne mich hier sitzen, ich werde woanders sein, aber ich werde an Sie denken, egal wo ich bin, werde ich an Sie denken, in der Hoffnung, dass alle Ihre Wünsche in Erfüllung gehen, Frieden für alle, Toleranz für alle, Wohlwollen für alle, guter Wein und schöne Poesie.
    D. L.: Sie sollten wissen, dass ich meine beiden wichtigsten Ziele bis an mein Lebensende verfolgen werde: erstens das harmonische Miteinander der Religionen zu befördern und zweitens für die Besinnung auf innere Werte zu werben – in meinen Augen die einzige Quelle für ein gelungenes, für ein sinnerfülltes Leben. Ich werde mich stets dafür engagieren, egal, was passiert.
    D IE H ERAUSGEBER : Wie wäre es mit etwas Poesie, Eure Heiligkeit? Bevor wir uns verabschieden, würden wir Stéphane, der Hunderte von Gedichten auswendig kann, gern bitten, uns jenes Shakespeare-Sonett vorzutragen, das er sich im Juli 1944 in die Tasche gesteckt hatte, im Glauben, er würde von der Gestapo hingerichtet werden: »Wenn ich einst tot bin, traure nicht …«
    S. H.: Nein, das ist jetzt nicht das richtige Sonett. Da wir vor allem Liebe brauchen, möchte ich dieses hier zum Besten geben:
    Let me not to the marriage of true minds
    Admit impediments. Love is not love
    Which alters when it alteration finds,
    Or bends with the remover to remove:
    O no! it is an ever-fixed mark
    That looks on tempests and is never shaken;
    It is the star to every wandering bark,
    Whose worth’s unknown, although his height be taken.
    Love’s not Time’s fool: though rosy lips and cheeks
    Within his bending sickle’s compass come:
    Love alters not with his brief hours and weeks,
    But bears it out even to the edge of doom.
    If this be error and upon me proved,
    I never writ, nor no man ever loved. 17
    D. L.: Wunderbar!

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