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Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Titel: Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catharina Ingelman-Sundberg
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ins Zentrum von Djursholm hinein und nicht sie. Nach der Bibliothek fuhr er weiter geradeaus und bog an der Strandpromenade links ab. Märtha sah hinaus. Sie kamen an mehreren Luxusvillen vorbei, eine größer und protziger als die andere. Dann sah sie eine Bucht, bevor sie einen Hang hinauffuhren.
    »Hier ist es«, sagte Anders, bog nach rechts und parkte seitlich an der Straße. Im Auto herrschte Totenstille, denn allen war der Ernst des Augenblicks bewusst. Vorsichtig schielten sie zum Haus hinüber.
    »Skandiavägen stimmt. Aber ich kann keine Lichter in den Fenstern sehen«, meinte Snille. »Diese Schwiegermutter, von der Juro gesprochen hat, ist vielleicht verreist?«
    »Das sieht wie ausgestorben aus«, hauchte Stina mit zittriger Stimme. »Und ihr glaubt wirklich, dass sie die Postsäcke hier versteckt haben?«
    »Jetzt schauen wir uns erst einmal um«, erklärte Märtha.
    »Wenn uns jemand entdeckt, sagen wir einfach, dass wir dachten, dies sei das Seniorenheim Krone. Das war doch dein Vorschlag, Märtha, stimmt’s?«, fragte Kratze.
    »Ja, richtig. Das Haus ist riesig wie eine Einrichtung. Krone passt perfekt. Hast du den Dietrich dabei, Snille?«
    »Ja, und auch noch spezielle Kellerschlüssel. Die Leute haben die tollsten Schlösser an den Eingangstüren, aber sie vergessen oft den Keller.«
    »Und die Alarmanlage?«, fragte Stina.
    »Das weißt du doch, das ist meine Spezialität«, erwiderte Snille.
    »Dann lasst uns hineingehen«, sagte Stina und wickelte ihren schwarzen Schal um. Wenn man schwarze Sachen trug, wurde man schlechter gesehen, das war das Erste, das sie in Hinseberg gelernt hatte. Jetzt sah sie aus, als wäre sie zur Beerdigung eines Königs unterwegs. Nur der Trauerflor fehlte.
    »Warte noch Snille, Kratze und ich werden vom Garten aus erst einmal einen Blick auf das Gebäude werfen«, sagte Märtha. »Erst wenn die Luft rein ist, nehmen wir uns den Keller vor.«
    »Ja, so hatten wir es beschlossen.«
    »Also«, sagte Snille, der es überflüssig fand, lange im Auto zu hocken und zu warten. »Seid ihr bereit?«
    Ein leises Gemurmel kam als Antwort.
    In dem Augenblick, als Märtha die Wagentür öffnete, kam ein Auto den Berg heraufgefahren. Der dunkelblaue Volvo schwebte nahezu heran und bremste genau in dem Moment, als er an dem parkenden Sprinter vorbeifuhr.
    »Das war’s dann wohl«, dachte Märtha.

71
    »Verdammt, hast du das gesehen? Diese verfluchten Alten sind mit Rollator ins Auto gestiegen, aber jetzt kommen sie ohne die Dinger heraus. Sie benutzen nicht einmal einen Stock. Habe ich nicht gesagt, dass das zwielichtige Gestalten sind?« Kommissar Lönnberg zeigte auf die Alten in der Dunkelheit.
    »Reg dich nicht auf, Lönnberg. Bei alten Leuten weiß man nie«, sagte Strömbeck. »Halt mal an dem Weg vorne links und knall die Wagentür kräftig zu, wenn du ausgestiegen bist. Es soll möglichst normal aussehen. Dann spazierst du den Hang hinauf, und ich nehme mir die Alten vor.«
    »Okay, aber sei vorsichtig. Es ist dunkel.«
    »Das ist gut so, dann sehen sie mich nicht.«
    »Aber denk an das Fallobst. Um diese Jahreszeit kann man leicht auf gammligen Obst ausrutschen oder sich den Fuß verstauchen, wenn man auf Winteräpfel tritt.«
    »Worauf ich ausrutsche, sehe ich vermutlich erst hinterher«, murrte Strömbeck. Er legte sein Halstuch doppelt, schlug den Kragen hoch und schlich geduckt zum Haus hinüber. Erst sah er gar nichts, aber als seine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, entdeckte er drei schwarze Silhouetten. Wenn hier jemand riskierte hinzufallen, dann doch eher die drei, dachte er. Vielleicht brachen sie sich allesamt den Oberschenkelhals. Er ging näher heran. Die Typen schlichen nicht, sie schlenderten eher, als wären sie unterwegs, um einen Besuch zu machen – obwohl ja jeder auf den ersten Blick sah, dass niemand in dem finsteren Gebäude zu Hause war. Strömbeck bezog Stellung hinter einer Fichte und schielte zwischen den Zweigen hindurch. Die drei wanderten ruhig um die Villa herum und sahen von Zeit zu Zeit zu den Fenstern hinauf, bevor sie zur Eingangstür gingen und klingelten. Als keiner öffnete, bewegten sie sich auf die Kellertür zu. Einer der Männer fummelte am Schloss herum, doch dann konnte Strömbeck nichts mehr erkennen. Er nahm allen Mut zusammen und schlüpfte durch den Zaun hindurch. Als er auf dem Grundstück stand, sah er ein Gewächshaus. Ein perfekter Aussichtsplatz.
     
    Märtha sah ängstlich an der riesigen Djurholmsvilla

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