Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)
Geldtransporter, der ausgeraubt worden war, und vom Fund der vielen Postsäcke an einer Müllverbrennungsanlage. Die Scheine waren alle mit blauer Farbe gekennzeichnet worden und konnten unmöglich in Umlauf gebracht werden. Alle sahen Stina an.
»Wie gesagt, es sieht aus, als hättest du recht gehabt«, sagte Snille. »Und das kann Juro gewesen sein. Komisch nur, dass er auf so eine einfache Sache reingefallen ist.«
»Auch Diebe können ein bisschen hinterher sein. Genau wie normale Menschen, die denken, sie können und wissen alles«, sagte Märtha.
»Diese Art Menschen lernen nie etwas dazu«, bekräftigte Snille.
»Heutzutage hat das Wachpersonal Sicherheitskoffer. Das haben sie heute morgen im Radio gebracht«, fuhr Stina fort. »In den Koffern sind Farbampullen und GPS-Sender eingebaut. Die kleinste Erschütterung reicht, und die Farbe sprüht um sich. Diese Koffer dürfen zudem ein vorprogrammiertes Gebiet nicht verlassen. Sonst wird das über GPS registriert und der Alarm ausgelöst.«
Alle starrten auf Stina. Während der Zeit im Gefängnis hatte sie angefangen, sich wirklich ernsthaft für Verbrechen zu interessieren. Sie war ein Mensch, der in einer Sache richtig aufgehen konnte. Wenn sie von Gärten fasziniert war, redete sie nur noch von Pflanzen, und begeisterte sie sich plötzlich für Kunst, waren Bilder ihr erstes Gesprächsthema. Nun schien sie ihr Hauptaugenmerk auf Verbrechen zu richten. Komplizierte Verbrechen.
»GPS und Farbampullen. Da muss man das System austricksen. Vielleicht funktioniert das mit Kälte. Wenn man alles einfriert«, überlegte Snille.
»Nur in Südeuropa haben sie noch diese alten, ganz normalen Sicherheitskoffer«, erklärte Stina. »Wir könnten auch dahin fahren.«
»Im Ausland sind die Gefängnisse aber nicht so schön wie in Schweden. Nein, ich habe eine bessere Idee. Statt gestohlenes Geld zu stehlen, begehen wir den Diebstahl doch selbst«, sagte Märtha.
Totenstill war es plötzlich im Raum. Keiner wagte es, einem anderen in die Augen zu sehen. Märtha hatte das ausgesprochen, was jeder bereits im Kopf hin und her schob. Ob sie den nächsten Schritt gehen und richtige Verbrecher werden sollten?
»Du meinst …« Stina kippelte mit ihrem Stuhl.
»Raub ist schon etwas Ernstes«, sagte Anna-Greta. »Wir bewegen uns gerade von braven Bilderdieben und welchen, die bereits Gestohlenes mopsen wollen, zu echten Räubern. Ist das wirklich vereinbar mit der Philosophie der Seniorengang?«
»Wie sollen wir sonst den Diebstahlsfonds füllen? Und solange niemand zu Schaden kommt und wir das Geld einer guten Sache zukommen lassen, sehe ich da keinen großen Unterschied«, antwortete Märtha.
» Wie viel schöner der Ton von der Saite, die reißt, als niemals zu spannen den Bogen «, rief Stina aus, die sich trotz ihrer neuen Vorliebe für Krimis an ihren guten, alten Heidenstam erinnerte.
»Aber wie soll der Raub denn vonstattengehen?«, fragte Kratze. »Fünf alte Leute können wohl kaum mit gezogenen Pistolen eine Bank stürmen. Das sieht nicht ganz einfach aus.«
»Alle Berufe sind schwieriger geworden. Und langweiliger«, fiel Anna-Greta ein. »Als ich bei der Bank gearbeitet habe, gab es noch keine Computer. Ich habe Scheine gezählt wie ein Magier, und niemand war so schnell im Kopfrechnen wie ich. Heute sind solche Fähigkeiten gar nicht mehr gefragt. Alles läuft über den PC. Man muss nur mit der Maus klicken.«
»Meine Liebe, kannst du nicht einfach die Maus aus dem Spiel lassen?«, unterbrach sie Kratze.
»Wie auch immer«, fuhr Märtha fort. »Wir können nicht davon ausgehen, dass jemand anders das Verbrechen für uns erledigt. Wir müssen uns selbst etwas ausdenken.«
»Und wie machen wir das?«, fragte Snille.
»Ich weiß es auch nicht, aber wenn man am wenigsten damit rechnet, ist die Hilfe schon ganz nah«, sagte Märtha.
Und erstaunlicherweise war es auch so.
72
Die fünf wurden unterbrochen, als sie gerade dabei waren, den exakten Zeitpunkt für den Diebstahl festzulegen. Ohne Vorwarnung stand Schwester Barbro mit einem Mal in Märthas Zimmer und teilte mit, dass es jetzt sofort eine Zusammenkunft mit allen gebe. Als sie nach dem Anlass fragen wollten, war sie schon wieder zur Tür hinaus.
»Verfluchtes Weib«, schimpfte Kratze. »Sie hätte wenigstens sagen können, worum es sich dreht.«
Kaum waren sie im Gemeinschaftsraum angekommen und hatten die Blumen auf dem Tisch gesehen, da klatschte Barbro in die Hände, kletterte auf einen
Weitere Kostenlose Bücher