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Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Titel: Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catharina Ingelman-Sundberg
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hinauf, die sich wie ein Gespensterschloss vor ihr auftürmte. Und wenn nun die Ganoven drinnen saßen, das Licht ausgemacht hatten und sie belauerten? Und war dieser dunkelblaue Volvo nicht auch ziemlich unheimlich gewesen? Vielleicht gehörte er den Besitzern – aber dann wären sie doch vermutlich auf den Hof gefahren? Und wenn es die Polizei war … oder … die Jugos lagen vielleicht irgendwo und warteten darauf, sie auf frischer Tat zu ertappen? Märtha überfielen kalte Schauer in der Dunkelheit. Es wurde langsam ein bisschen viel, was man im Auge behalten musste.
    »Psst.« Snille legte die Hand auf ihre Schulter. »Ich habe das Schloss geöffnet und will jetzt noch die Alarmanlage ausschalten. Kannst du Anders mit der Sackkarre holen?«
    »Und die Rollatoren?«
    »Die auch.«
    Märtha knöpfte ihren Mantel zu. Du liebe Zeit, war ihr mulmig zumute! Jetzt wurde die Situation wieder todernst. Noch konnten sie vorbringen, sie hätten sich im Haus geirrt, doch sobald sie die Postsäcke geholt hatten, waren sie dran. Wenn sie dann jemand ertappte, war es gelaufen. Noch ein paar Minuten hatten sie Zeit, die Sache abzublasen, aber, nein … Sie hatten schließlich so lange von dem ultimativen Verbrechen geträumt. Sie holte tief Luft und eilte zurück zum Sprinter. Dort nahm sie ihren Rollator und gab den anderen ein Zeichen mitzukommen. Anders war der Erste, als er zum Kellereingang kam, klappte er die Sackkarre auseinander.
    »Und wo sind die Säcke?«
    »Die stehen da unten«, flüsterte Snille und zeigte die Kellertreppe hinunter. »Das scheinen ganz normale Zehnkilosäcke zu sein. Trag doch mehrere auf einmal hoch. Dann können wir jeder einen Sack mit dem Rollator transportieren.«
    »Und wenn sie zusammenbrechen wie der Kinderwagen?«, meinte Märtha. »Ach was, die haben wir ja nicht in einem Internetshop gekauft.«
    Anders flitzte die Treppe hinunter.
    »Ich hoffe, er hat so viel drauf, wie Stina immer behauptet«, flüsterte Märtha.
    Nach kurzer Zeit hörte man Anders’ Grunzen aus dem Keller. Er hatte vier Säcke auf dem Buckel, als er keuchend die Treppe hinaufkam.
    »Ich nehme drei mit der Sackkarre, dann könnt ihr euch um den vierten kümmern«, sagte er und legte einen Sack in den Korb an Märthas Rollator. Er hatte es gerade geschafft, da meinte Märtha plötzlich, im Gewächshaus etwas gesehen zu haben.
    »Da ist jemand.«
    Anders erstarrte.
    »Wir ziehen uns langsam zurück zum Auto, als ob wir nichts bemerkt hätten«, sagte er.
    Da sprang die Gestalt auf sie zu, die Arme vor dem Körper ausgestreckt, als würde sie eine Pistole auf sie richten. Anders machte, so schnell er konnte, und Märtha und Snille kauerten sich schutzsuchend unter einen Baum. Der Mann kam näher, doch als er eine Abkürzung über den Rasen nehmen wollte, stürzte er.
    »Bestimmt ist er auf dem Kompost ausgerutscht«, sagte Snille.
    »Oder über einen Apfel gestolpert«, meinte Märtha.
    So schnell sie konnten, liefen die Alten zum Sprinter zurück, während Anders mit der Sackkarre vorneweg rannte. Aber es war dunkel, und dort lagen viele Äpfel, und als die Sackkarre hängenblieb, fielen die Postsäcke herunter.
    »Das waren unsere Millionen«, dachte Märtha, während sie japsend versuchte, ihren Sack bis zum Wagen zu bringen. Noch polterten die zehn Kilo beunruhigend in ihrem Rollatorkorb, doch sie hatte Angst, den Rest auch noch zu verlieren. Wenn der Sack herunterfiel, würde sie ihn nicht wieder aufheben können. Snille kam ihr zu Hilfe, und endlich hatten sie das Auto erreicht. Die »Grüne Gefahr« stand dort mit offenen Hecktüren und Rampe, so dass sie nur schnell hineinfahren mussten. Aber Anders brauchte länger, und Märtha befürchtete schon, dass er das Geld nehmen und sich aus dem Staub machen würde. Oder dass er in ein Handgemenge mit dem armen Mann, der ausgerutscht war, geraten war. Ja, ihr fiel so einiges ein, bis er endlich angerannt kam. Sie erstarrte.
    »Wo sind denn die Säcke?«, fragte sie und sah erschreckt auf die leere Sackkarre.
    »Erkläre ich euch gleich. Rein in den Wagen, schnell.«
    Er schob sie in den Sprinter, schloss die Türen und sprang auf den Fahrersitz.
    »Wo sind die Säcke?«, fragte Märtha noch einmal, bekam aber keine Antwort. Anders drehte den Schlüssel um, gab Gas, bog auf die Straße und fuhr los. Erst als sie ein Stück weit gekommen waren, drehte er sich zu den Alten um.
    »Wie viele Säcke habt ihr mitnehmen können?«
    »Einen, das ist alles«, sagte Snille.

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