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Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Titel: Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catharina Ingelman-Sundberg
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trainiert – auch wenn es ihr nie gelungen war, so verführerisch auszusehen wie die Mädchen auf den Plakaten. Dann hatte sie es schleifen lassen, ein paar Kilos zugelegt und war trotz verschiedener Diäten immer ein bisschen zu dick geblieben. Also hatte sie nun die Gelegenheit, etwas dagegen zu tun.
    »Sport machen? Du bist schlimmer als ein Sklaventreiber!«, entfuhr es Kratze, und er kippte den Likör hinunter, als wäre es Schnaps. Er begann zu husten und starrte Märtha wütend an. Doch diese rundliche, kräftige Dame lächelte charmant zurück und sah so nett und freundlich aus, dass er ganz verlegen wurde. Nein, sie war keine Sklaventreiberin, sie wollte nur das Beste für alle. Und er war überzeugt, dass sie nur aus einem einzigen Grund keine Handtasche, sondern eine Gürteltasche trug: um die Hände frei zu haben und mit anzupacken, wenn Not am Mann war.
    »Hört mal her. Ich finde, wir sollten Märtha eine Chance geben«, fiel Snille ein, denn auch wenn er nicht gerade für Sport zu haben war, konnte er sich an fünf Fingern abzählen, dass sie nicht weit kämen, wenn sie sich nicht etwas Kondition antrainierten. Märtha sah ihn dankbar an.
    »Ja, und was machen wir jetzt?«, fragten Stina und Kratze gleichzeitig.
    »Wir werden die unbequemsten Alten auf der ganzen Welt«, antwortete Märtha. Für das Wort »Aufruhr« was es noch immer zu früh.

6
    Kratze nahm seinen Kautabak aus der Backe und legte eine zweite Runde Hanteltraining ein. Mittlerweile fiel es ihm leichter, aber sie waren jetzt auch schon einen Monat dabei, immer abends und an den Wochenenden. Neben ihm saß Stina auf dem Ergometer, und etwas weiter hinten trainierten Anna-Greta und Snille ihre Brustmuskulatur mit so komischen Apparaten. Und sie liefen dabei auf einem Laufband. Sie liefen und liefen und kamen nirgendwo an. Ungefähr wie bei Windstille am Äquator.
    »Wie läuft’s, Kratze?«
    Märtha lächelte wieder so warmherzig und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.
    »Gut«, keuchte er, knallrot im Gesicht. Er legte die Hanteln beiseite und sah sie müde an. Mit ihren 79 Jahren lief sie leichtfüßig zwischen den Geräten hin und her und schien nie außer Atem zu kommen. Wenn eines Tages ihre Stunde gekommen war, würde sie wahrscheinlich selbst zum Grab marschieren, sich in den Sarg legen und den Deckel auch noch zumachen, da war er sich sicher.
    »Noch eine Runde, das schaffst du«, fuhr sie fort. »Dann machen wir Schluss und räumen auf.«
    Er zog ein Gesicht.
    »Aber es darf doch keiner merken, dass wir hier waren, Kratze, das siehst du doch ein? Und bitte, bitte, iß keinen Knoblauch mehr. Der Gestank kann uns verraten.«
    Diese Ermahnungen! Märtha erinnerte ihn an seine Tante in Göteborg. Mittlerweile war sie verstorben, doch sie war Lehrerin gewesen und 150 Kilo schwer. Wenn ihre Schüler störrisch waren, drohte sie: »Wenn ihr nicht auf der Stelle still seid, setze ich mich auf euch.« Märtha und sie waren sicher verwandt. Aber Märtha hatte auch noch eine andere Seite. Sie kümmerte sich um ihre Mitmenschen. Jeden Tag büchste sie aus und kaufte in dem Laden um die Ecke Obst und Gemüse für die anderen. Und bezahlen ließ sie sich das auch nicht.
    »Alles, was grün ist, tut euch gut«, behauptete sie, und ihr gewinnendes Lächeln blinkte auf, und ihre Eichhörnchenaugen funkelten. Sie hatte einen Sport daraus gemacht, aus dem Heim unbemerkt abzuhauen, und sie war immer bestens gelaunt, wenn sie heimkehrte. Manchmal strich sie ihnen dann aufmunternd über die Wange. Wäre er ein kleiner Junge gewesen, der mit dem Fahrrad hingefallen war, dann hätte er gut in ihre Arme kriechen und sich trösten lassen können.
    »Schon bald werdet ihr das Training merken«, fuhr Märtha fort. »Ein paar Vitamine, ein paar Kohlehydrate – und schon, meine Freunde, könnt ihr die Welt bewegen.«
    »Na, dann beweg du mal«, brummelte er. An der Sache war etwas faul. Sie kam ihm so zielstrebig vor. Sein Gefühl sagte ihm, dass sie etwas im Schilde führte. Aber was?
    »Prima, jetzt ist es genug für heute«, rief sie. »Vergesst nicht, den Boden sauberzumachen und die Geräte abzuwischen. Wir sehen uns in meinem Zimmer.«
     
    Als sie kurz darauf geduscht und umgezogen bei Märtha im Zimmer standen, bot sie einen Korb mit Vollkornbrot und Obst an, während Snille ein paar Flaschen Energy Drinks auf den Tisch stellte. Sie hatte eine neue Tischdecke aufgelegt, mit roten und weißen Blumen.
    »Noch einen Monat Training, und

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