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Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Titel: Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catharina Ingelman-Sundberg
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wir sind fit genug«, sagte er.
    »Ja, und Anfang März wird der Schnee auch geschmolzen sein. Dann stechen wir in See«, schob Märtha hinterher.
    »Wie, in See stechen?«, fragte Kratze verwundert. »Wir sind doch nicht auf dem Meer. Im Übrigen, wohin denn? Nun sag um Himmels willen endlich, was du vorhast!«
    »Ich will, dass ihr alle fröhlicher und gesünder werdet, und wenn ihr dann so richtig in Form seid, dann …«
    »Was dann?«
    »Dann, aber erst dann, werdet ihr ›Das große Geheimnis‹ erfahren«, antwortete Märtha.
     
    Schwester Barbro legte die Hanteln beiseite und schob ihr Stirnband zurecht. Merkwürdig, im Fitnessraum roch es neuerdings nach Knoblauch. Sie ging hinüber zum Laufband und betätigte den Schalter. Hier war der Geruch besonders stark und auch am Regal mit den Gewichten. Sie stieg auf das Gerät und begann zu joggen. Es gab keine Fenster im Fitnessraum, also konnte der Geruch kaum von draußen kommen. Wenn es nicht an der Lüftung lag.
    Eigentlich war Fitness gar nicht ihr Ding, sie wollte doch nur Direktor Mattson imponieren. Er hatte gesagt, dass sie einen schönen Körper habe, und dem wollte sie gerecht werden. Wenn sie ihren Chef erobern wollte, reichte ein tiefer Ausschnitt nicht, da musste sie von oben bis unten gut aussehen, und ein fester Busen gehörte auch dazu. Bislang war alles gutgelaufen, auch wenn es in letzter Zeit viel Heimlichtuerei gab. Meist mussten sie sich während der Arbeitszeit treffen, denn zu Hause wartete seine Familie. Aber früher oder später würde er seine Frau verlassen, davon war sie überzeugt. Er hatte ihr ja erzählt, dass es mit seinem Eheleben vorbei sei und es nichts mehr zu reden gebe zwischen ihnen. »Seit ich dich getroffen habe, Liebste, bin ich zum ersten Mal in meinem Leben richtig glücklich«, sagte er immer. Schwester Barbro strahlte. Direktor Mattson, oder vielmehr Ingmar, wie sie ihn in ihren Schäferstündchen nannte, hatte gesagt, dass sie beide zusammengehörten. Sie stieg vom Laufband herunter, holte sich eine Gymnastikmatte und begann mit dem Stretching. Wenn sie doch nur wieder mit ihm in den Urlaub fahren oder sogar mit ihm zusammenziehen könnte! Dann würde sie dafür sorgen, dass sie Teilhaberin in seinem Betrieb würde. Na ja, bis dahin würde sie sich mit den heimlichen Stunden bei der Arbeit und den gemeinsamen Geschäftsreisen begnügen müssen. Doch wenn es ihr gelang, die Gewinnspanne des Hauses zu vergrößern, dann würde er ihren Wert vielleicht erkennen und sich scheiden lassen? Sie machte sich auf der Matte lang und wünschte, er läge neben ihr. Er und sie. Ein Paar. Sie musste nur dafür sorgen, dass es Wirklichkeit wurde!
    Als sie vom Boden aufstand, fiel ihr etwas ins Auge. Ein weißes Haar? Sonderbar. Vom Personal war niemand weißhaarig, und auch das Reinigungspersonal war es nicht. Es gab doch wohl sonst niemanden, der den Fitnessraum benutzte?

7
    Als die Freunde sich am nächsten Tag bei Märtha zum Kaffeetrinken trafen, war der Fernseher angeschaltet. Nachdem jeder seinen Kaffee bekommen hatte und auf dem Sofa saß, legte Snille die DVD ein.
    »Diese Sendung müsst ihr sehen«, sagte er. »Eine Dokumentation über den Strafvollzug.« Er zog die Vorhänge zu.
    »Ach ja?«, sagte Anna-Greta.
    Die alten Leutchen tranken ihren Kaffee mit dem üblichen Schuss Moltebeerenlikör, und der Film hatte kaum angefangen, da ging bereits Wutschnauben durch den Raum.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, regte sich Stina auf und wedelte mit ihrer Nagelfeile. »Die Gefangenen haben es viel besser als wir!«
    »Und das mit unseren Steuergeldern«, schnaubte Anna-Greta.
    »Na ja, ein Teil der Steuern fließt auch in die Versorgung von Altersheimen«, wand Snille ein.
    »Das ist bestimmt nicht der Rede wert. Die Gemeinderäte stimmen doch lieber für Sportanlagen als für Seniorenheime«, konterte Anna-Greta.
    »Die Politiker gehören ins Gefängnis«, meinte Märtha und verlor eine Masche. Fernsehen und Stricken gleichzeitig fiel ihr schwer.
    »Ins Gefängnis? Aber da wollen wir doch hin«, platzte Snille heraus und bekam von Märtha einen Tritt gegen das Schienbein. Sie waren sich einig gewesen, eins nach dem anderen aufzutischen. Sonst bestand die Gefahr, dass die anderen sich weigerten. Aber während der ganzen Sendung fielen erboste Kommentare, und schließlich konnte sich Anna-Greta nicht mehr beherrschen. Sie zog ihren Knoten zurecht, legte die Hände in den Schoß und sah voller Wut in die Runde.
    »Wenn die

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