Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)
Stuhl und sprach:
»Jetzt wird gefeiert, meine Freunde.« Sie schwankte wegen ihrer hohen Absätze.
»Meine Freunde … jetzt übertreibt sie’s aber«, brummte Kratze. »Dank einer Spende von Dolores können wir hier morgen ein großes Fest feiern. Wir feiern fünfjähriges Bestehen, und passend zum Jubiläum haben wir auch noch ein paar andere Neuigkeiten.« Schwester Barbros Gesicht riss auf zu einem breiten Grinsen. »Nach längeren Verhandlungen hat Direktor Mattson zwei Seniorenheime gekauft und eine neue Firma gegründet. Ja, Direktor Mattson wird dazu später noch Genaueres mitteilen, doch ich kann schon so viel sagen, dass die neuen Heime mit dem Haus Diamant zusammengefasst werden. Alles wird in einem neuen Konzern organisiert, und Direktor Mattson und ich werden die Leitung übernehmen. Selbstverständlich ist das ein Grund zum Feiern …«
»Für Sie vielleicht«, sagte Märtha.
»Schwester Barbro hat gesagt, dass wir ein großes Fest haben werden«, meldete Dolores sich zu Wort, und alle drehten sich zu ihr um. Sie beugte sich über ihren Einkaufstrolley und kramte zwischen ihren Decken herum und summte vor sich hin. Dann zog sie ein paar Fünfhundertkronenscheine heraus und hielt sie in die Luft, so dass sie jedermann sehen konnte. »Das ist für die Party, und ich habe noch mehr, wenn es nötig ist.«
»O nein«, stöhnten Stina und Anna-Greta gleichzeitig. Snille wurde bleich, Kratze hickste und Märtha bekam Magendrücken. Wenn die Polizei merkte, dass im Altersheim Fünfhundertkronenscheine die Runde machten, dann würden sie vielleicht noch einmal zu einer Hausdurchsuchung kommen. Und sie würden im Handumdrehen herausfinden, dass die Nummern der Scheine dieselben waren wie die der »weggewehten« Scheine auf der Fähre. Und dann wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie das Geldversteck in Märthas Lattenrost entdeckten.
»Ach du liebe Zeit, jetzt wird es aber ernst«, sagte Märtha.
»Stimmt. Wir müssen etwas unternehmen. SOFORT«, flüsterte Snille.
»Ich reserviere gleich Tickets und Hotelzimmer«, sagte Anna-Greta.
Märtha stand auf, und während im Gemeinschaftsraum viel geredet wurde, ging sie hinüber ans Fenster, um nachzudenken. Sie mussten schnellstmöglich wegkommen, aber sie waren mit den Vorbereitungen für den nächsten Coup noch nicht ganz fertig. Ein Raubüberfall musste detailliert geplant werden. Sie sah hinaus. Ein Auto fuhr langsamer und hielt etwas weiter hinten am Hang. Ein dunkelblauer Volvo. Sie drehte sich nach rechts und links und schaute sich um, aber der graue Mercedes, den sie vor Stunden bemerkt hatte, war jetzt fort.
Das Fest im Seniorenheim begann schon gegen vier Uhr nachmittags. Schwester Barbro wollte es so, weil sie wie immer die Meinung vertrat, die Bewohner sollten um acht Uhr im Bett liegen.
»Dass sie nie lockerlassen kann«, meinte Märtha. »Sogar Kinder dürfen länger aufbleiben, wenn es etwas zu feiern gibt.«
»Manche brauchen strenge Regeln, um sich wohl zu fühlen«, sagte Snille.
»Aber bei unserem eigenen Fest«, seufzte Märtha.
Als sie sich für die Feier schön gemacht hatte und Snille kam, um sie abzuholen, warf Märtha wieder einen Blick aus dem Fenster. Der graue Mercedes war wieder da.
»Snille, hast du das gesehen?«
»Warte kurz, ich hole meine Brille«, sagte er, doch als er zurückkam, war das Auto verschwunden. Stattdessen parkte der dunkelblaue Volvo vom Vortag weiter unten am Hang.
»Erst war ein grauer Mercedes hier, und jetzt steht da ein dunkelblauer Volvo. Warum?«, fragte Märtha.
»Jeder hat so einen Volvo.«
»Aber dieser Volvo hat eine Anhängerkupplung und zwei Außenspiegel.«
»Die Polizei wird doch wohl kaum Altersheime bewachen? Das muss jemand anders sein«, sagte Snille. »Wenn nun …«
Die Tür sprang auf, und Kratze kam herein.
»Wo seid ihr? Alle warten.«
»Wir kommen schon«, sagte Snille, doch kaum war Kratze aus der Tür, wandte er sich noch einmal zu Märtha. »Weißt du was, langsam bekomme ich es mit der Angst zu tun. Wenn Juro der Täter war, bei dem der Diebstahl schiefgegangen ist, muss er vielleicht schnell Geld woanders auftreiben. Ich glaube, er will mich ausquetschen über alles, was ich über Schlösser und Alarmanlagen weiß. Das sind knallharte Burschen. Wenn er nun herausgefunden hat, dass ich hier wohne, wenn er das in dem grauen Auto war …«
Märtha schob ihre Hand in seine.
»Aber jetzt ist der Mercedes weg. Du kannst beruhigt sein. Jetzt sollten wir uns
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