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Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Titel: Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catharina Ingelman-Sundberg
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am nächsten Tag schon vergessen hatte.
    »Ich bleibe ein bisschen bei ihr und fahre dann rüber zu dir. Aber ich muss ihr etwas mitbringen. Schokolade und Blumen sind so banal.«
    »Blumen? Nee, die bekommt sie ja sowieso. Nimm doch den hier. Er sieht doch total neu aus und steht uns hier nur im Weg.« Er trat gegen den schwarzen Einkaufstrolley auf der Palette.
    »Einkaufstrolley? Aber sie ist schon zu alt, um einkaufen gehen zu können.«
    »Nein, sieh mal, du lässt sie in dem Glauben, dass sie es kann. Da fühlen sich die alten Leute gleich viel jünger. Und du kannst ihn immer mit etwas Nettem füllen.«
    Allanson schielte misstrauisch zu dem Ding, doch dann begann er zu strahlen.
    »Sie hat Unmengen von Decken, die sie immer mit sich herumschleppt. Das Personal hat sich schon beschwert. Die könnte sie in den Wagen tun.«
    »Siehst du. Vergiss aber nicht, erst das Zeitungspapier herauszunehmen.«
    »Ja, aber etwas anderes möchte ich ihr auch noch schenken«, meinte Allanson.
    »Du hast doch erzählt, dass es jetzt keine Zimtschnecken und Kekse mehr gibt. Dann hol doch einen Hefezopf und Gebäck für die ganze Mannschaft. Und für uns kannst du auch gleich was Leckeres mitbringen.«
    Allanson strahlte.
    »Du hast immer richtig gute Ideen.«
    Janson lachte laut, machte die Türen zu und schloss ab. Dann setzten sie sich wieder ins Auto und drehten ihre übliche Runde zum Container und zum Fundbüro.

46
    Als der Wecker um halb sieben klingelte, zuckte Märtha zusammen. Es hieß ja, dass viele alte Leute morgens früh aufwachten, sie jedoch nicht. In ihrer Welt war das eine unchristliche Zeit, die den Vögeln, den Räubern und den verlotterten Jugendlichen vorbehalten war, die noch gar nicht ins Bett gegangen waren. Missmutig stand sie auf, duschte und zog sich an. Als die Wärter sie um sieben Uhr hinausließen, machte sie sich auf den Weg zur Küche. Hier gab es keine Kücheninsel oder andere Finessen. Vielleicht war das gar nicht schlecht, es hätte sie sonst nur verwirrt. Sie holte Milch und Aufschnitt aus dem Kühlschrank und fand Haferflocken und Müsli im Küchenschrank. Teller und Tassen waren in einem Regal über der Spüle, und das Besteck lag in den Schubladen. Gähnend kochte sie Eier, machte Hafergrütze auf die gute alte Art im Kochtopf, deckte den Tisch und stellte Brot, Käse, Schinken und Marmelade hin. Als sie fertig war, sank sie mit einer Tasse Kaffee in der Hand auf ihren Stuhl. Für Liza, die Kaugummifrau, hatte sie allerdings nicht gedeckt. Ihr Platz am Tischende war leer.
    Die Frauen trudelten nacheinander ein, und Märtha stellte sich vor. Sie begrüßten sie, setzten sich und begannen zu essen. Alle aßen friedlich ihr Frühstück, doch als Liza nach einer Weile ins Zimmer donnerte, sahen alle auf. Man konnte schon von weitem erkennen, dass sie schlecht drauf war, und das besserte sich nicht, als sie bemerkte, dass keiner für sie gedeckt hatte.
    »Wo ist meine Tasse?«
    »Die ist wohl im Schrank«, antwortete Märtha.
    »Dann hol sie raus«, antwortete Liza.
    »Die Teller sind im Regal ganz oben, und ganz unten findest du die Kaffeetassen. Die Gläser stehen auf der Spüle.«
    Die anderen Frauen hielten inne, und es wurde mucksmäuschenstill in der Küche. Märtha aß ihre Grütze und rührte leise ihren Kaffee um. Niemand konnte sich der Spannung im Raum entziehen, doch Märtha war zu alt, um sich Sorgen zu machen.
    »Hol die Tasse und deck für mich mit!«, murrte Liza.
    »Vielleicht decke ich morgen für dich, das kommt darauf an. Ich beobachte sehr genau, wie jemand mich behandelt.«
    Liza schlug neben Märthas Tasse, so dass der Kaffee über den Tisch spritzte. Märtha, die mit solch einer Reaktion gerechnet hatte, füllte sich seelenruhig nach und löffelte weiter ihre Grütze. Dann fragte sie die Frau neben sich.
    »Ist sie morgens immer so anstrengend?«
    Keine Antwort. Jemand hustete, ein Löffel klapperte in einer Schüssel, und die Frauen tauschten ernste Blicke. Im nächsten Moment spürte Märtha, wie jemand an ihrem Stuhl zog, ihre Bluse fasste und sie hochzog.
    »Meinen Kaffee!«, schrie Liza.
    »Es gibt auch Tee«, sagte Märtha und nahm ruhig Lizas Hände von ihrem Kragen. Die Frauen schnappten nach Luft, dann war unterdrücktes Kichern zu hören. Das steckte an, so dass schließlich alle laut lachten. Liza glotzte sie an, aber Märtha wusste, dass sie nichts tun konnte. Die Gute hatte die anderen Frauen mit der Drohung, sie in der Sauna zu misshandeln, unter ihre

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