Wir Genussarbeiter
absoluter Handlungsmacht hinterherzulaufen, gälte es, das Unverfügbare anzuerkennen, ja, sich sogar von ihm tragen zu lassen; ganz ähnlich, wie auch Wasser trägt, wenn man sich auf ihm treiben lässt. Hinab zieht die Tiefe nur, wenn man in Panik gerät, strampelt und mit den Armen schlägt; wer sich ihr anvertraut und mit ihr umzugehen weiß, schwebt auf ihrer Oberfläche.
Dieses Bild des auf dem Wasser treibenden Menschen wollen wir am Ende zum Anlass nehmen, um auf einen Aphorismus von Adorno zu sprechen zu kommen, der überschrieben ist mit: Sur l’eau . Auf dem Wasser. »Rien faire comme une bête, auf dem Wasser liegen und friedlich in den Himmel schauen, ›sein‹ sonst nichts, ohne alle weitere Bestimmung und Erfüllung‹ könnte an die Stelle von Prozeß, Tun und Erfüllen treten«, schreibt der Philosoph. In seinem Aphorismus beklagt er die »blinde Wut des Machens«, die in unserer Gesellschaft vorherrscht, und schlägt vor, das Lassen als die wirkliche Freiheit
zu begreifen: »Vielleicht wird die wahre Gesellschaft der Entfaltung überdrüssig und lässt aus Freiheit Möglichkeiten ungenützt, anstatt unter irrem Zwang auf fremde Sterne einzustürmen. «
Adornos Zeilen sind im vergangenen Jahrhundert entstanden. Heute, inmitten des Wachstums- und Forschrittswahns, mit dem der Mensch nicht nur langsam, aber sicher seine Psyche, sondern auch seine Lebensgrundlage schlechthin, die Erde, zugrunde richtet, sollten sie uns umso mehr zu denken geben. Angezeigt ist im 21. Jahrhundert nicht mehr nur das Tun, sondern auch das Seinlassen.
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Fey, Jochen F.: »Kochkunst auf der documenta XII. Gedanken zum ›Kochen‹ und zur
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