Wir haben gar kein Auto...
Achseln und beobachte, was nun passiert. Alle Kabel noch mal raus. Mann, sind das viele Meter, der stürzt noch über dieses Gewirr, da bin ich mir sicher, durchzuckt es mich. Kabel rein, neuer Versuch â wieder nichts.
»Warum nur? Ist das Kabel kaputt, oder was?«
Ich sehe beginnende Verzweiflung bei ihm aufsteigen. »Ruhe bewahren«, sag ich mir, »es ist ja grade mal kurz nach zehn.«
Bruno erwähnt erneut, dass man ja auch morgen starten könne. »Dann könnte ich morgen gleich ganz früh zu Saturn fahren und die Kabel umtauschen«, erklärt er auf meinen staunenden Blick hin.
By the way,
das hat er in den vergangenen zwei Tagen dreimal gemacht. Ich trinke besser noch âne Tasse Tee und sag nichts.
Irgendwie kann ich verstehen, dass er nicht aufgeben will, denn natürlich wäre es schade, so âne halbscharige Sache für die Nachwelt zu produzieren. »Aber eine Kamera geht, und die hat auÃerdem Ton, also ein Stummfilm wirdâs schon nicht werden«, sage ich ganz leise und ernte einen Dolchblick. Ja, ich trinke besser noch ânen Tee.
Inzwischen ist auch meine liebe Freundin und Nachbarin Eliane aufgetaucht, denn sie will unseren Start ebenfalls nicht verpassen. Das Schild
(START 31. 08. 2008)
liegt einsatzbereit auf dem Tisch, die Uhr zeigt 10.30 Uhr, Eliane, Antonia und ich stehen am Start. Also, was ist, Bruno?
»Okay, okay, vielleicht liegtâs ja auch an der Batterie«, sagt er kleinlaut.
Wir stellen uns in all unserer Pracht und mit Schild vor die Räder. Klick, klick, ein Foto wird geschossen, Abschiedsküsschen werden gegeben, Hals- und Beinbruch wird gewünscht. Nein, danke. Bloà nicht! Und dann, man sollâs nicht glauben, unter Winken und Servus fahren wir los!
Genau zweihundert Meter.
Bruno stellt fest, dass das so mit den Kabeln nicht geht. Also noch mal das Spiel Kabel rein, Kabel raus, Kabel rein. Nerven behalten, Speidel!
Antonia, Eliane und Gino kommen angerannt. »Ist was passiert?«, fragen sie.
»Nein, nein, nichts Besonderes. Und den Tachometer haben wir ja auch noch nicht eingestellt.«
Gesagt, getan, und nach knappen zehn Minuten Kabelsalat gehtâs dann weiter.
Genau weitere zweihundert Meter.
»Jetzt möchte ich das filmen«, sagt Bruno und bleibt stehen.SchlieÃlich hat er den Start und das alles nicht gefilmt, und so möchte er das auf der Stelle tun. »Sonst wäre es zu spät.«
Da hat er recht. Also Kabel rein, Kabel râ¦Â Nein, jetzt sei mal nicht so, da hat er nun wirklich recht.
Hausmeister, das weià man landläufig, sind neugierig. Sie wissen eigentlich immer alles über jeden, oder glauben es zu wissen. In diesem Fall ist es der Hausmeister von nebenan, dem angesichts unserer Aufmachung der Mund offen stehen bleibt.
Damit ihm keine Fliege reinfliegt, rufe ich ihm fröhlich zu: »Guten Morgen, Herr Beliebig, gell, da schaunâs, wir radeln nach Meran.«
Somit weià es nun in der nächsten Stunde die gesamte Nachbarschaft, und deren Sonntag ist gerettet.
»Tesoro, vai, vai!«,
ruft mir mein italienischer Kameramann unterdessen zu.
Ich starte mit fotogenem Gegrinse, Winken und dem ebenso blöden wie überflüssigen Satz: »Ja, jetzt radeln wir endlich los, Richtung Meran. Es ist elf Uhr am einunddreiÃigsten August zweitausendacht.«
Bruno hinter mir, bedenklich wackelnd, weder FuÃgänger noch schnüffelnde Hunde bemerkend, die Kamera fest in der rechten Hand haltend.
Immerhin, auf diese Weise haben wir nach einigen Minuten den ihm wohlbekannten Park durchquert. Jetzt ein Stück StraÃe, nein, das wolle er nicht filmen.
»Juuutta, stooopp!«
Kamera rein, Kabel rein, wurschtel, wurschtel, nein, so gehtâs nicht, Kamera raus, Kabel raus, wurschtel, wurschtel. Kamera rein. Es ist 11.30 Uhr.
Nein, ich sag nichts, nein, wirklich nichts, wir haben heute ja bloà maximal fünfzig weitere Kilometer vor uns, und die Sonne beginnt, auf den Körpern zu brennen.
Wir radeln durch Pasing nach Lochham, wo meine Freundin Uschi mit ihrem Mann Christian wohnt.
»Wäre doch lustig, kurz zu klingeln«, schlage ich vor.
Bruno ist begeistert, weil er die groÃe Chance sieht, noch einmal zu überprüfen, warum der Ton nicht geht.
Die beiden freuen sich in der Tat, schlieÃlich wissen sie um unsere Reise. Im Bademantel und mit Fotokamera bewaffnet, hält Uschi uns für die Nachwelt
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