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Wir haben gar kein Auto...

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Titel: Wir haben gar kein Auto... Kostenlos Bücher Online Lesen
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kleine, leider abgesperrte Kapelle befinden. Wenigstens ein Stoßgebet zum Himmel sende ich davor, Petrus möge gnädig mit uns sein und siehe da, er ist es, just in dem Moment, als Bruno ebenso grummelig wie deutlich zum Ausdruck bringt, dass er keinen Meter mehr weiterfährt, ich mich wiederum frage, welchen Sinn es haben soll, hier im Regen mitten in den Pampas trotzig stehen zu bleiben, da hört es auf zu regnen, und die Wiesen fangen an zu dampfen.
    Gottlob, die erste Krise ist hoffentlich überstanden. Ich packe die Wurstsemmeln aus und füttere die Bestie. Dazu noch den Energietrunk aus der Flasche, und schon ist die Welt wieder in Ordnung.
Vor uns, sanft durch den noch regenverhangenen Horizont, lugen die ersten Berge hervor, und eine phantastische sattgrüne Hügellandschaft erstreckt sich vor unserem Auge.Ich möchte jauchzen, so glücklich macht mich dieser Anblick. Ist es doch genau das, was ich Bruno zeigen möchte. Stolz offeriere ich ihm, die nächsten Tage gemeinsam mit mir durch diesen schönen Landstrich radeln zu dürfen. Ganz gläubig könnte ich dabei werden. Irgendwie scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, und man könnte meinen, hier sei die Welt noch absolut in Ordnung.
    So genießen wir die wärmende Sonne und die Pracht der Landschaft. Genießen, oder auch nicht, den Muskelkater von gestern, der besonders schön zum Ausdruck kommt, wenn’s den Hügel raufgeht. Brav stehen auch immer wieder Schilder mit dem Hinweis »Via« am Wegesrand, selige Zufriedenheit macht sich in mir breit, egal, dass ich auch heute an jedem zweiten Kirschbaum auf Bruno warten muss, es gibt ja so viel zu genießen.
    In Altenstadt hat uns die Zivilisation wieder, und wir beschließen, die romanische Basilika St. Michael zu besichtigen. Diese ist wirklich sehenswert in ihrer Schlichtheit. Sehr modern und trotzdem nicht kühl renoviert. Endlich hat Bruno wieder was zu filmen und zu fotografieren. Ich habe gar nicht erwähnt, dass sich das Gekabel heute absolut in Grenzen hält, Regen verschreckt wohl selbst den hartgesottensten Dokumentarfilmer, und so genießt er es umso mehr, jetzt als Kulturfilmer tätig sein zu können. Ich stelle mich hier in Pose, da in Pose, laufe die große Treppe rauf und wieder runter, grinse, rede beflissen Kulturelles für die Nachwelt und habe dann das große Vergnügen, dasselbe noch mal mit meinem Schatz filmen zu dürfen. Ich, die ich mit ’ner Kamera überhaupt nicht umgehen kann.
    Â»Na, das kann ja heiter werden«, denke ich laut, aber mit Engelsgeduld erklärt Bruno mir, wie ich’s machen soll.
    Nach ein paar wackeligen Schwenks weiß ich, dass meine Begabung wohl mehr im Agieren
vor
der Kamera liegt.
    Kaum sitzen wir wieder auf den Rädern, fängt der Magen erneut an zu knurren, dabei haben wir noch so viele Kilometer bis Füssen vor uns. Da heißt es ranhalten und zünftig strampeln, über Feldwege, entlang an frisch geodelten Wiesen. Nase zu und durch. Und siehe da, in Lechbruck steht ein herrliches Wirtshaus im Sonnenlicht, und die Terrasse ruft laut: »Jutta, Bruno, hierher!«
    Ja, da kann man doch nicht nein sagen. Gasthaus Hirsch heißt das gute Stück, und wir essen zusammen ein halbes Hendl und einen Salat und trinken ein wohlverdientes kaltes Bier dazu. »Bier ist einfach etwas Herrliches«, findet auch mein italienischer Gefährte und fühlt sich gleich ein wenig bayerischer.
    Kennen Sie Menschen, die wiederum andere Menschen anziehen wie der klebrige Fliegenfänger die Schmeißfliegen?
    Ich bin so ein Fliegenfänger!
    Gerade waren wir so glücklich über die sonnige, stille Terrasse, und Minuten später bevölkert eine Gruppe von lauten, fröhlichen Radlknackärschen den Tisch neben uns. Durchtrainierte, braungebrannte Muskeln werden dem Sonnenlicht ausgesetzt. Tempo, Höhenmeter, Stunden verglichen und Landkarten gewälzt. Natürlich trinken diese Profis kein Bier, müssen sie doch heute noch einen Pass bezwingen. Rast wird auch nur notgedrungen gemacht. Irgendwie ist das eine andere Welt, denke ich und merke, wie auch mein Bruno leicht befremdet zu ihnen rüberschaut.
    Wie schön, dass wir Zeit für unsere Reise haben, so gar nicht fit sind und trotzdem dieses Abenteuer wagen.
Gottlob trudeln dann auch noch zwei Otto Normalradler ein, und zwar in Gestalt eines nettes Pärchens aus der Schweiz. Er sichtlich

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