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Wir haben gar kein Auto...

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Titel: Wir haben gar kein Auto... Kostenlos Bücher Online Lesen
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Radler aus Leidenschaft, sie eher eineRadlerin, die sich Leiden schafft. Amüsiert blicke ich zu der leicht breitbeinig und schwerfällig humpelnden Dame rüber und kann sie ja so gut verstehen. In einem kurzen Gespräch erfahren wir, dass die beiden eine ähnliche Reise machen wie wir, nur geht diese bis Venedig. Donnerwetter, denke ich mir, das nächste Mal machen wir das auch.
    Weiter geht es entlang des Lechtals, vorbei an der Lechstufe mit Stausee. Noch gut zwanzig Kilometer Weg bis Füssen liegen vor uns. Sonne und Wolken wechseln sich ab, aber kein Regen kann die gute Laune meines gemütlich in die Pedale tretenden Schatzes trüben. Ich beschließe, in Zukunft das mittägliche Bier auszulassen, denn es macht die Beine bleischwer und die Radlmoral sinkt auf der Skala bis ganz nach unten. Bruno findet das natürlich großartig, kann er doch endlich in seinem Tempo fahren, ohne meckernde und treibende Leitkuh.
    Ãœber zart sich am Lech entlangschlängelnde Flussuferwege geht es hinauf auf kleine Hügel, wo wir die Alpen blitzen sehen, wieder hinunter durch kleine Dörfchen. Grad schön ist es, wir sind bester Dinge, auch wenn uns auf einem Schotterweg ein Odelwagen vom Wege abdrängt, um an uns vorbeizukommen.
    So, und dann passiert das Befürchtete. Klar auch, dass es Bruno trifft und nicht mich!
    Oh Graus, hab ich nicht genau davor Angst gehabt, und war die Vorbereitung für diesen Ernstfall nicht zu kurz und oberflächlich? So, jetzt wird es sich zeigen! Wer ist der Radlprofi von uns beiden? Wer hat die längeren und besseren Nerven? Ich fange innerlich zu zittern an. »Mist, verdammter«, sage ich laut und bremse.
    Ich hatte ihn rufen hören!
    Â»Juuuutta,
no, no.
Stooooop, Juuutta!«
    Schlagartig wusste ich, dass es jetzt schwierig würde. Sowohlpraktisch wie auch menschlich. Bei uns beiden ist es grundsätzlich besser, wenn mir blöde Dinge passieren und nicht ihm. Erstens bin ich daran gewöhnt, meine Probleme selbst zu lösen, und zweitens kann er mich dann ein bisschen bedauern und mir mit seiner männlichen Sichtweise zur Seite stehen. Wenn ihm dagegen etwas passiert, was übrigens häufig der Fall ist, gleicht alles sofort einer großen italienischen Katastrophe, die so viel Pathos und Drama in sich trägt, dass es mir schon wieder vergeht, ihm zu helfen.
    Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass eine meiner großartigsten Fähigkeiten meine absolute Ungeduld ist? Sie sehen, wir beide harmonieren ganz wunderbar.
    Also, wie gesagt, ich bremse, drehe mich um, sehe ihn halb im Graben liegen, muss kurz lachen – leise natürlich – und mache mich gaaanz langsam auf den Weg zu ihm. Schließlich muss ich Kraft schöpfen für das, was nun vor mir liegt.
    Â»Che cosa, amore?«,
frage ich zuckersüß.
    Aber die Bescherung muss von seiner Seite nicht weiter beschrieben werden. Der hintere Reifen ist geplatzt! Ich frage mich,
wie?
Bruno, nachdem er sich von seinem ersten Schock erholt hat, legt das Rad ins Gras. Sein Gesicht verrät Zorn, dass ihm das Malheur passiert ist, Zorn, dass es überhaupt passiert ist, und Zorn, dass er so ein blödes Fahrrad gestellt bekommen hat. Später wird sich sein Zorn darüber, dass er scheinbar nicht aufgepasst hat, als uns im Schnellverfahren gezeigt wurde, wie man einen Reifen wechselt, in einen Orkan verwandeln.
    Â»Wo ist denn unser Werkzeug?«, fragt er mich.
    Ich schaue ihn verdutzt an, denn er hat dieses doch selbst eingesteckt. »Keine Ahnung«, sage ich.
Also fängt er an, hektisch die beiden Taschen zu durchwühlen. Ich darf nicht vergessen zu erwähnen, wie lustig das mit den ganzen Kabeln, den Kameras und all dem Kram ist.Klar findet er es nicht. Es bleibt nichts anderes übrig, ich leere die Taschen aus, um dieses ach so bescheidene, um nicht zu sagen bescheuerte kleine Werkzeug zu suchen.
    Bei näherer Betrachtung besteht es aus einem Minischraubenzieher, und das war es dann auch schon. Jetzt bin ich ebenfalls zornig. Wie kann man uns mit so einem lächerlichen Werkzeug auf Tour schicken? Außerdem hab ich auch nicht gescheit aufgepasst beim Reifenwechsel im Laden. Ja, zum Donner, bin ich jetzt der Mann oder Bruno? Das Thema Reifenwechseln hatte ich klar auf der Männerseite platziert. Ich bin für Route und Verpflegung zuständig und solche Sachen halt, aber ganz klar nicht für Hinter- oder Vorderräder.
    Erst

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