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Wir haben gar kein Auto...

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Titel: Wir haben gar kein Auto... Kostenlos Bücher Online Lesen
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    Soll ich aufhören? Ja, immerhin haben wir gerade mal die zweite Etappe hinter uns.
Allerdings zeichnet sich das Sternzeichen des Widders,und das gilt auch für fast alle Deutschen, die ich kennengelernt habe, durch eine positive Eigenschaft aus: Sie sind nicht misstrauisch, ja sie sind sogar stets bereit, dir zu vertrauen. Allerdings ist es eine unleugbare Tatsache, dass sie zur Furie werden, sobald sie sich verraten fühlen.
    Während die letzten Szenen des Films über den Bildschirm laufen, fällt der Widder, der neben mir liegt, in Tiefschlaf. Sie schnarcht. Das Fenster ist selbstverständlich auch heute Nacht geöffnet, und ich schließe ebenfalls die Augen … zZZZZzzzzz.

DRITTE ETAPPE

Füssen – Lermoos

..................
    Eine kurze Etappe von mittlerem Schwierigkeitsgrad. Die Abfahrt von Schloss Neuschwanstein kann wegen des starken Verkehrs unangenehm sein, doch sobald man wieder auf der Via Claudia Augusta ist, führt die Strecke durch eine wunderschöne Landschaft. Die Straßendecke ist besonders körnig, und man muss auf die Schlaglöcher achten. In vielen Abschnitten ist das Gelände ziemlich hügelig, und man muss mehrere Bergetappen in den mittleren und niedrigen Gängen bewältigen. Auch die zahlreichen Höhenunterschiede sind auf die Dauer ziemlich anstrengend. Die wenigen Talfahrten sind mit Vorsicht zu genießen, da es zwar statt losen Schotters feste Steine gibt, diese aber hervortreten können und daher gefährlich sind. Orientierungsprobleme gibt es keine, trotzdem sollte man genau auf die Beschilderung achten. Der Übergang nach Tirol ist eindrucksvoll und reich an pittoresken Ausblicken.

2. September 2008
3. TAG
    Irgendwann nachts stehe ich auf. Ich weiß noch, ein beständiges Tack, Tack hat mich aufgeweckt. Nicht so richtig, aber im Halbschlaf kann ich mir keinen Reim darauf machen, was das für ein Geräusch ist. Also beschließe ich, erst mal Pipi zu machen und nachzudenken. Wenn ich nachts aufwache und die Toilette aufsuchen will, läuft seit Jahrzehnten immer das Gleiche vor meinem geistigen Auge ab: In Hunderten Hotels habe ich mir in den letzten dreißig Jahren nachts immer die gleichen Fragen gestellt:
    1. WO BINICH?
    2. WIESPÄT IST ES?
    3. IST DAS DIE KLOTÜRE, ODER GEHT’S DA RAUS AUF DEN GANG?
    Klar kennt jeder den Albtraum, halb nackt im Dunkeln zu stehen, die Türe hat der Wind hinter einem zugeworfen, und vor einem ist ein langer, einsamer Hotelflur – und das war’s. Keine Kloschüssel. Eine Variante, die aber bei weitem weniger furchteinflößend ist als der Tritt in einen Kleiderschrank. In diesem Fall schreie ich nur kurz auf, weil ich mich beim Berühren der Kleider fühle, als wäre ich in der Geisterbahn. So liege ich auch heute Nacht erst einmal minutenlang steif im Bett und versuche mich zu orientieren. Dieser Berg da neben mir, der so schnauft und schnorchelt, ist kein Bär, sondern Bruno, unter dem Federbett vergraben und in einen warmen Schlafanzug gewickelt, weil es ja in Bayern jederzeit plötzlich schneien könnte und weil ich Verrückte ja unbedingt immer mit offenem Fenster schlafen muss.
    Â»Das wäre ein absoluter Scheidungsgrund für mich, wenn wir verheiratet wären«, hat er schon mehr als einmal gesagt.
    Â»Meinetwegen«, hab ich geantwortet, »deswegen heirate ich dich ja auch nicht«, und hab das Fenster weit offen gelassen.
    Ja, genau! Das Tack, Tack kommt vom Balkon. Nur warum?
    Vorsichtig öffne ich ein Auge, weil ich weiß, dass ich, wenn ich beide Augen öffne, zu sehr wach werde und dann schlecht wieder einschlafen kann. Mit einem Auge dagegen sehe ich ja ein bisschen, und mit dem anderen schlafe ich einfach weiter. Auch meine beiden Gehirnhälften hab ich so trainiert, dass die eine Hälfte einfach weiterpennt. Klingt komisch, ist aber so!
    Wieso hängen da draußen Unterhosen in der Luft? Tack, Tack machen die Kleiderbügel mit den T-Shirts und schlagen ans Balkongitter. Schräg peitscht der Wind den Regen über den Hof, und alles, was halb trocken war, ist jetzt wiederum pitschnass.
Ich spritze pfeilartig und mit zwei weit geöffneten Augen und ebensolchen Gehirnhälften auf den Balkon und rette, was noch zu retten ist, in Klein Neapel. Oh Mann, ist das komisch, mitten in der Nacht hausfrauliche Tätigkeiten auszuüben. Ich könnte ihn erwürgen, diesen

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