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»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«

»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«

Titel: »Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Poole
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schönen oder grauenhaften Flug beschert haben, dass diese einen Moment ihrer kostbaren Zeit opfern, um ihre Eindrücke zu Papier zu bringen. Aus diesem Grund ist es stets eine ganz besondere Überraschung, wenn wir eine Kopie davon in unserem Postfach vorfinden. Ich habe schon oft überschwängliche Lobesbriefe bekommen und mich gefragt, ob ich tatsächlich all das getan habe, was der Passagier beschreibt. Manchmal beschleichen mich sogar Zweifel, ob nicht vielleicht eine Verwechslung vorliegt. Ab und an schildern sie erfolgreich bewältigte Notfälle oder gratulieren der Crew zu einem besonders aufmerksamen Service, und ich stehe mit dem Brief in der Hand in der Zentrale und zermartere mir das Hirn darüber, wann all das passiert sein soll. Aber vielleicht ist das ja nur der Beweis für den Wahnsinn, dem wir tagtäglich ausgesetzt sind.
    Jedenfalls las mein Vorgesetzter den Brief laut vor, während ich brav lauschte, ohne ein Wort der Widerrede, so wie man es uns während der Ausbildung beigebracht hatte. Lieber einen kleinen Rüffel kassieren, als riskieren, dass er einen wegen Pampigkeit auf dem Kieker hat. Der Brief stammte von einer Frau, die sich beschwerte, dass ich nichts unternommen hätte, um ein weinendes Baby zu beruhigen. Erstaunlicherweise hatte nicht ein anderer Passagier den Brief geschrieben, sondern die Mutter des Säuglings. Vielleicht hätte ich ihr ja besser unter die Arme greifen können, wenn sie mich noch in der Luft um Hilfe gebeten hätte, als bis nach der Landung zu warten und ihren Unmut dann schriftlich festzuhalten. Flugbegleiter sind schließlich keine Hellseher! Auf einem anderen Flug hatte mich eine Mutter angebrüllt, weil ich ungefragt und ohne mir vorher die Hände zu waschen das nackte Füßchen ihres Kleinen berührt hatte, und ein Fluggast war stocksauer geworden, nachdem ich seinem weinenden Sprössling ein paar Plastikbecher und eine zur Handpuppe umfunktionierte Spucktüte zum Spielen gegeben hatte. Während mein Vorgesetzter weitere Details über das sträflich vernachlässigte Kleinkind verlas, an das ich mich beim besten Willen nicht erinnern konnte, musste ich an eine andere Passagierin denken: Sie war mit ihrem Baby auf dem Arm in die Bordküche gekommen und hatte mit einem stark ausgeprägten Akzent gefragt, wo sie es ablegen könne.
    Im Gepäckfach über dem Sitz , lag mir auf der Zunge, aber ich war noch zu neu, um mir einen derartigen Scherz zu erlauben, also fragte ich nur höflich: »Was meinen Sie damit?«
    »Wie sagen Sie dazu … Kinderkrippe?«
    Nein, ich sagte gar nichts . Aber natürlich verkniff ich mir die Erwiderung. Stattdessen teilte ich ihr mit, dass sie das Baby wohl oder übel während des gesamten achtstündigen Flugs von London nach New York auf dem Schoß behalten müsse. Sie war völlig schockiert. Aber nicht so sehr wie ich, als sie mir erzählte, dass sie weder frische Windeln noch etwas zu essen für das Kleine mitgenommen hatte. Ob man mich wohl auch dafür zur Verantwortung ziehen konnte?
    »Möchten Sie noch etwas dazu sagen?«, fragte mein Vorgesetzter schließlich und verstaute den mit dem Namen Poole beschrifteten roten Aktendeckel wieder im Schrank. Mit dem größten Vergnügen! , dachte ich, doch ich lächelte nur und hielt den Mund. Manchmal empfiehlt es sich, keine Meinung zu gar nichts zu haben, wie eine Stepford-Frau in zwölftausend Meter Höhe.
    Aber nicht alle Flugbegleiter lassen sich mundtot machen. Die wenigen, die sich nichts gefallen lassen, werden wahre Volkshelden ihrer Kollegen und zum personifizierten Alptraum der Passagiere. Und ihre Geschichten haben manchmal länger Bestand als ihre Karriere. So auch bei Susan, einer schlagfertigen, freundlichen Mittvierzigerin, die so attraktiv war, dass die Piloten mitten im Terminal ihre Aktenkoffer fallen ließen, nur um ihr nachzusehen. Während ihrer Probezeit hatte sie noch gute Miene zum bösen Spiel gemacht und sich von unverschämten Passagieren herumschubsen lassen. Doch irgendwann danach, als ein Passagier sich über eine Kleinigkeit beschwerte und seinem Wutausbruch durch das eine oder andere Schimpfwort noch etwas mehr Gewicht verlieh, platzte ihr der Kragen.
    »Sir, ich verstehe ja, dass Sie verärgert sind, aber Sie können sich an Bord nicht so benehmen.«
    »Leck mich!«, stieß er halblaut hervor.
    Das reichte. Sie ging neben seinem Platz auf die Knie und flüsterte leise: »Du mich auch!«
    Er schnellte aus seinem Sitz wie ein Springteufel. »Was haben Sie da

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