»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«
nie wieder mit dem Bus zu fahren. »Nicht mal nach Newark!«, fügte sie hinzu – für den Fall, dass die Botschaft nicht hundertprozentig angekommen war. Ich glaubte ihr trotzdem nicht. Zu dieser Zeit verlangte Olympia Trails vierzehn Dollar für die Fahrt von Manhattan zum Flughafen Newark, ein echtes Schnäppchen im Vergleich zu einem Taxi, für das man über dreißig Dollar hinblättern musste. Von unserem Crashpad aus waren es sogar sechzig, ohne Trinkgeld und Straßengebühr.
Während Georgia im nächsten Flughafenhotel darauf wartete, dass es ihren Ohren endlich besserging, schlug ich mich mit übellaunigen Passagieren herum. Es gibt Menschen, denen man es einfach nicht recht machen kann, ganz gleich, wie sehr man sich bemüht. Das Seltsame daran ist, dass auf jeden Passagier, der uns beim Aussteigen in den höchsten Tönen lobt, einer kommt, der lautstark schwört, nie wieder einen Fuß in eine unserer Maschinen zu setzen. Auf einem Flug von New York nach Los Angeles hatte ich mit einer Passagierin der zweiten Kategorie das Vergnügen. Als ich das Tablett mit dem Essen auf ihren Klapptisch stellte, starrte sie mich an, als wolle sie mir gleich ins Gesicht springen.
»Wie können Sie es wagen, mir so etwas vorzusetzen! Das ist doch Müll, reinster Müll!«, keifte sie. (Es gab gegrilltes Huhn mit grünen Bohnen und Kartoffeln.)
Etwas Besseres als »Tut mir leid« fiel mir in dieser Sekunde mal wieder nicht ein. Aber es gibt Fälle, in denen man mit einer Entschuldigung wie dieser alles nur noch schlimmer macht. Manche Passagiere kaufen einem nicht ab, dass es einem wirklich leidtut, und schreiben daraufhin einen Beschwerdebrief, in dem sie lang und breit darlegen, wie sie zu ihrer Überzeugung gelangt sind. Da ich immer noch in der Probezeit war, wollte ich so etwas unbedingt verhindern. Verängstigt stand ich hinter meinem Essenstrolley und blickte zu meiner Kollegin auf der anderen Seite des Gangs hinüber, in der Hoffnung, sie würde einschreiten und mich aus dieser misslichen Lage retten. Doch sie schüttelte nur den Kopf und arbeitete weiter. Also tat ich wohl oder übel dasselbe.
Als wir später die Gedecke abräumten und neue Getränke servierten, fiel mir auf, dass der Müll meiner unzufriedenen Passagierin anscheinend doch geschmeckt hatte, zumindest hatte sie alles aufgegessen.
Die Müll-Lady war nur die erste in einer langen Reihe von schwierigen Passagieren, mit denen ich im Lauf meiner Karriere noch zu tun bekommen sollte. Bald nach ihr folgte: der Superblödmann! Auf einem Flug nach Atlanta fläzte sich der Typ auf seinem Platz in der First Class, die Quadratlatschen mitten in den Gang gestreckt, die muskulösen Arme hinter dem Kopf verschränkt, während ich verzweifelt mit der Vorspeise in der Hand versuchte, sein Tablett aus der Armlehne zu bekommen. Er rührte sich nicht von der Stelle. Nicht einmal, als ich versehentlich gegen sein Knie stieß und ein Spritzer Tomatensauce auf seinem Schoß landete. Natürlich begann ich mich augenblicklich zu entschuldigen.
»Saubermachen!«, blaffte er.
Ich stürzte in die Bordküche und kam mit einem Stapel Papierservietten, einem Handtuch und einer Dose Mineralwasser zu seinem Sitz zurück. Wieder entschuldigte ich mich und hielt ihm alles hin. Keine Reaktion.
»Sir«, versuchte ich es jetzt mit Nachdruck. Ich würde ihm ganz bestimmt nicht im Schritt herumrubbeln.
Seine Augen waren das Einzige an ihm, was sich bewegte. »Habe ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollen die Schweinerei wegmachen?«
Die ersten Passagiere drehten sich um.
»Ich … ich …« Auf so ein Verhalten war ich nicht gefasst. In Tränen aufgelöst stürzte ich in die Bordküche. Mein Kollege sah mich an und fragte, was passiert sei. Als ich es ihm erzählte, schnappte er mein Silbertablett und sauste mit geschürzten Lippen den Gang entlang zu Mr Blödmann.
»Entschuldigen Sie bitte, Sir. Ich wäre überaus glücklich, wenn ich Ihnen hierbei helfen dürfte.« Wortlos stand der Typ auf, riss meinem Kollegen das Wasser und den Lappen aus der Hand und verschwand in der Bordtoilette.
Den Passagieren während des Flugs zu helfen ist eine unserer Hauptaufgaben. Aber manche nutzen unsere Hilfsbereitschaft weidlich aus. Ich brauchte lange, bis ich begriff, dass viele Menschen noch unverschämter werden, je mehr man sich für sie ins Zeug legt. Auf einem Flug nach Los Angeles war es eine alte Dame, die mich die ganze Zeit in Atem hielt. Ich beschwerte mich kein einziges Mal, denn
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