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»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«

»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«

Titel: »Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Poole
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mich nur fragen, was um alles in der Welt Gary geritten haben mochte: die Flugbegleiterin der First in die Holzklasse zu schicken, damit sie mir, einer Frau, die er kaum kannte und die ein bauchfreies Top im Flugzeug trug, das Crewessen servierte, das eigentlich für sie selbst bestimmt war!
    Ich kann nicht genau sagen, was peinlicher war: Garys großkotziger Verstoß gegen die Bestimmungen oder ich selbst, die nach dem Essen den Rufknopf drückte, damit die Flugbegleiterin das Tablett abräumte. Wenn nicht gerade ein Notfall vorliegt, das Anschnallzeichen angeschaltet ist oder Sie auf dem Fensterplatz neben einem schlafenden Mitreisenden festsitzen, sollten Sie tunlichst die Finger vom Rufknopf lassen. Flugbegleiterinnen benutzen ein bestimmtes Ruftonsystem, um sich untereinander über die unterschiedlichsten Notfälle zu informieren. Wenn mehrere Passagiere gleichzeitig klingeln, weiß die Besatzung nicht, ob sie nun mit dem Tablett oder mit der Sauerstoffflasche loslaufen soll. Stehen Sie lieber auf und gehen Sie in die Bordküche. Oder warten Sie, bis eine Kollegin vorbeikommt. Wir müssen mindestens jede Viertelstunde durch die Kabine gehen. Die Flugbegleiterin, die mir Garys Mahlzeit serviert hatte, kam jedenfalls sofort angelaufen (trotz meines Fauxpas, der mir heute nicht mehr unterlaufen würde) und räumte das Tablett ab. Sie verhielt sich absolut professionell und ließ sich nichts anmerken. Trotzdem bin ich sicher, dass sie und ihre Kolleginnen sich später in der Bordküche das Maul über mich zerrissen.
    Obwohl Gary und ich Telefonnummern ausgetauscht hatten und ich versprechen musste, ihm einen Abzug des Fotos zu schicken, fiel ich aus allen Wolken, als er sich tatsächlich meldete. Und noch mehr, als er mich um ein Date bat. Er hatte einen Layover in Dallas und schlug vor, noch einen Drink zu nehmen, da es für ein Abendessen schon ein bisschen spät sei. Aber wenn ich lieber essen gehen wolle, würde er mich selbstverständlich auch dazu gern einladen, fügte er eilig hinzu. Ich hatte noch nie einen Mann wie Gary kennengelernt. Ich war dreiundzwanzig und kannte nur Jungs, die gerade das College abgeschlossen und noch keine Ahnung hatten, was sie mit ihrem Leben anstellen wollten. Keine Männer, die ein Flugzeug steuerten. Ich fühlte mich ihm unterlegen, seiner Aufmerksamkeit nicht würdig. Verbrachte ich doch meine Tage damit zu überlegen, welcher Verschluss zu welchem Lederband passte, während er Passagiere ans andere Ende des Landes beförderte. Er war gutaussehend, klug und charmant – ein echter Volltreffer. Meine Mutter war todtraurig, dass er nicht mein Typ war. Damals stand ich eher auf ungehobelte Kerle, die nicht wussten, wohin mit sich und ihrem Leben.
    Rückblickend betrachtet ist mir klar, was das Problem mit Gary war: Es gab keines. Er war nahezu perfekt. Aber wie gesagt, ich war dreiundzwanzig, und mit einer Sache kam ich einfach nicht klar. Und das war nicht der Umstand, dass er eine Ex-Frau und einen vierjährigen Sohn hatte, die bei seinen Eltern um die Ecke wohnten. Bei denen auch er wohnte. Nein, was mich störte, waren seine Klamotten. Ich versank vor Scham fast im Boden, als er quasi in Uniform zu unserer ersten Verabredung auftauchte. Da ich wusste, dass dies nur ein Layover war, ließ ich es durchgehen – ausnahmsweise. Keine Frage, Gary sah absolut atemberaubend aus, wenn er in Uniform vor dem Cockpit stand und die Fluggäste begrüßte, aber die Uniformhose und der Gürtel in Verbindung mit einem hellgelben T-Shirt taugten nun einmal nicht für einen Disco-Besuch.
    Piloten und Mode sind ein hochinteressantes Thema. Normalerweise würde ich diese beiden Wörter niemals im selben Satz verwenden, da sie etwa so kompatibel sind wie Orangensaft und Zahnpasta. Fragen Sie mal eine Flugbegleiterin, ob sie einen Piloten in »Zivilklamotten« erkennt. Sie wird bejahen, ohne eine Sekunde zu zögern. Sie glauben mir nicht? Halten Sie das nächste Mal, wenn Sie am Flughafen sind, nach einem Typen mit Fliegerbrille von RayBan Ausschau. Wenn er dazu gebügelte Freizeithosen und ein Sakko mit der Aufschrift »Members only« sowie einem hellblauen Poloshirt darunter trägt, können Sie zu neunzig Prozent sicher sein, dass sein Name auf der Liste der Stand-by-Mitarbeiter steht. Trotz der krassen Diskrepanz zur Realität beschwört das Wort »Pilot« bei den meisten Frauen Bilder von atemberaubenden Typen in Uniform herauf. Ich denke da an Richard Gere ( Ein Offizier und Gentleman) , Tom

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