»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«
sich am Ende seiner Laufbahn weigerte, mit Flugbegleiterinnen auch nur ein Wort zu wechseln. Stattdessen musste sein Erster Offizier die gesamte Kommunikation übernehmen. Später, nachdem ihm diverse Ex-Frauen mehrere Millionen Dollar abgeknöpft hatten, verarbeitete er seine Ansichten über sogenannte »Goldgräberinnen« und das »verkorkste Rechtssystem« in einem Buch mit dem Titel The Predatory Female: A Field Guide to Dating and the Marriage-Divorce Industry , sinngemäß: Die gierige Frau – Ein Leitfaden für die Suche nach der Richtigen und den Kampf gegen die Hochzeits- und Scheidungsindustrie. Ich kann nur darüber spekulieren, wie der Mann zu Tode gekommen ist. Waren die gierigen Frauen oder die genervten Flugbegleiterinnen daran schuld? Oder beide gemeinsam? Und dann gibt es da noch die Geschichte über den allseits verhassten Piloten bei Eastern Airlines, der auf dem Flug vergiftet wurde und anschließend ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Die gesamte Besatzung wurde nach der Rückkehr zu ihrer Basis verhört. Es stellte sich heraus, dass der Pilot frisch geschieden war und seinem Hass auf alle Frauen dieser Welt ungebremst Luft gemacht hatte. Eine Freundin von mir war auf besagtem Flug Purserette und schwor Stein und Bein, dass sie es nicht war – sie gibt den Pilotenservice grundsätzlich an eine jüngere Kollegin ab.
Piloten und Flugbegleiterinnen lieben oder hassen einander, dazwischen gibt es praktisch nichts. Bei den erfahreneren Kolleginnen ist meist Letzteres der Fall. Denn sie wissen ganz genau, worauf die Typen aus sind, und haben sich häufiger darauf eingelassen, als sie je zugeben würden. Deshalb nehmen sie auch die Jüngeren unter ihre Fittiche, um sie in die Tricks und Kniffe der Piloten einzuweihen. Eine ging sogar so weit, mir ein paar Tipps aufzuschreiben, für den Fall, dass ich sie vergessen sollte:
1 . Tu’s nicht.
2 . Tu’s nicht.
3 . Tu’s nicht.
4 . Und falls du Mist baust und es trotzdem tust, tu’s nur ein einziges Mal.
Eine Flugbegleiterin, die sich unangemessen häufig mit Piloten einlässt, nennen ihre Kollegen »Cockpit Connie« oder, falls sie besonders unbeliebt ist, »Luftmatratze«. Piloten hingegen werden ausnahmslos drei Eigenschaften zugeschrieben: Sie sind Frauenhelden, schäbige Mistkerle und katastrophal angezogen. Leider entstehen auch diese Klischees nicht ohne Grund, deshalb ignorierte ich alle vier Ratschläge auf der Liste und ließ mich mit ihnen ein, und noch dazu mit mehreren. Gary war der Erste.
Ich lernte ihn am Flughafen LaGuardia kennen, als ich noch für diesen Uhrenhersteller arbeitete. Eine befreundete Arbeitskollegin hatte über den Nationalfeiertag günstige Tickets für einen Flug nach New York ergattert, wo ihre Familie wohnte, und mich eingeladen, sie zu begleiten. Es war erst der vierte Flug überhaupt in meinem Leben. Wir sollten abends landen und drei Tage später, am Nachmittag des 4. Juli, nach Dallas zurückfliegen, etwa zwei Stunden vor dem großen Feiertagsfeuerwerk über Manhattan. Während wir auf das Boarding unseres Rückflugs warteten, kam ich auf die glorreiche Idee, einen Piloten um ein gemeinsames Foto zu bitten. Ich wollte es rahmen lassen und meiner Mutter als Gag zum Geburtstag überreichen. Sie hatte eine Schwäche für Männer in Uniform, deshalb hatte sie auch einen ehemaligen Korvettenkapitän der US -Navy geheiratet.
Ich zückte also meine Kamera und hielt Ausschau nach einem geeigneten Kandidaten, als mein Blick auf drei grauhaarige Piloten fiel, die auf uns zukamen. Meine Freundin drängte mich, sie zu fragen, aber in letzter Minute verließ mich der Mut. Sie schienen viel zu sehr in ein ernstes Gespräch vertieft zu sein, und ich wollte sie mit meiner albernen Bitte nicht belästigen. (Woher hätte ich auch wissen sollen, dass sie sich höchstwahrscheinlich über die Schwierigkeiten mit ihrer Steuererklärung nach der dritten Scheidung austauschten?) In diesem Moment erspähte ich einen einzelnen Piloten, der ihnen in einigen Schritten Entfernung folgte. Er war jung und sah gut aus. Und er sah mir direkt ins Gesicht. Schluck.
Es stellte sich heraus, dass er Gary hieß, und ich hätte schwören können, eine leichte Röte auf seinen Wangen zu sehen, als ich ihm meinen Wunsch unterbreitete. Hätte ich vorhergesehen, wie meine Mutter auf das Bild reagieren würde, hätte ich den armen Mann nie im Leben darum gebeten, als Motiv herzuhalten. Und ich hätte ihm ganz bestimmt nicht meine
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