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Wir Kinder Aus Bullerbü

Wir Kinder Aus Bullerbü

Titel: Wir Kinder Aus Bullerbü Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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tiefer Stimme: »Fremde Wanderer!«
    »Sie können nicht hereinkommen, hier ist keiner zu Hause«, sagte Agda.
    »Wir wollen aber hinein«, riefen wir und hämmerten gegen die Tür. Aber da mussten wir lachen. Ich versuchte erst, ganz leise zu lachen, aber dann gluckste es vor Lachen aus mir heraus und ich glaube, Agda muss es doch wohl gehört haben. Sie öffnete die Tür vorsichtig einen Spalt weit und wir benutzten die Gelegenheit und zwängten uns hinein.
    »Nein, so etwas habe ich noch nie gesehen«, sagte Agda. »Was kommen denn da für feine Leute zu Besuch?« »Ich heiße Herr Karlsson«, sagte Britta. »Und das hier sind meine Frauen.«
    »Sie haben wirklich sehr schöne Frauen, Herr Karlsson«, sagte Agda. »Und noch dazu zwei. Darf ich die Herrschaften zu einem Glas Saft einladen?« Das durfte sie natürlich.
    Wir tranken Saft und spielten, dass wir erwachsen wären, und es ging viel besser als sonst, weil wir jetzt »erwachsene Kleider« anhatten.
    Dann kamen wir auf den Einfall, zum Südhof hinüberzugehen und uns den Jungen zu zeigen. Die Haustür war nicht verschlossen, sodass wir einfach hineingehen konnten.
    Als wir die Treppe zu Oles Zimmer hinaufstiegen, stolperte Inga über ihren langen Rock und es gab einen gewaltigen Lärm. Ole öffnete seine Tür, um zu sehen, was los wäre. Und er erschrak doch so sehr, dass er zurücksprang, als er uns sah. Es war ja dunkel draußen auf dem Dachboden und aus der offenen Tür fiel nur ein klein wenig Licht, sodass er wohl glaubte, dort ständen drei Gespenster an der Treppe.
    Als Lasse sah, dass wir uns verkleidet hatten, wollte er sich auch verkleiden, und da wollten Bosse und Ole es natürlich auch. Lasse zog ein Kleid von Oles Mutter an und ein Paar Schuhe mit hohen Absätzen. Bosse und Ole zogen Männersachen an. Lasse sprang
    herum, wedelte mit den Armen und sagte mit piepsender Stimme:
    »Wie machen Sie es nur, dass Ihre Pfefferkuchen so gut schmecken, meine Dame? Kann ich nicht das Rezept bekommen?«
    Er glaubt, dass erwachsene Damen so sprechen. Dann besuchten wir alle Großvater und erzählten ihm, dass wir uns verkleidet hätten. Er konnte es ja leider nicht selbst sehen.

    Aber wir spielten ihm Theater vor, ein Theaterstück, das wir uns selber ausdachten. Lasse spielte eine giftige Tante. Nein, wie haben wir über ihn gelacht! Großvater lachte auch, obwohl er nicht sehen konnte, sondern nur hören.

Der große Schneesturm
    Jetzt will ich von dem großen Schneesturm erzählen, den wir kurz vor Weihnachten hatten. Es war der schlimmste Schneesturm, den Papa erlebt hat, sagte er. Von Anfang Dezember an sagte Lasse jeden Tag, wenn wir in die Schule gingen:
    »Passt auf, es gibt keinen Schnee zu Weihnachten.« Ich wurde jedes Mal ganz traurig, wenn er das sagte, denn ich wollte so gern, dass Weihnachten Schnee läge. Ein Tag nach dem ändern verging, ohne dass auch nur die kleinste Schneeflocke fiel. Aber gerade in der Weihnachtswoche, als wir in der Schule saßen und rechneten, rief Bosse plötzlich: »Guckt mal! Es schneit!« Und es schneite wirklich. Wir freuten uns so, dass wir alle »hurra« riefen. Und Fräulein Lundgren sagte, wir sollten alle aufstehen und singen: »Schneeflöckchen, Weißröck-chen, nun kommst du geschneit.« Als wir in der Pause hinausgingen, lag im Schulhof eine dünne weiße Schneeschicht. Wir liefen in einer langen Reihe hintereinander und trampelten eine große Acht in den Schnee. So liefen wir die ganze Pause über im Schnee herum und riefen und schrien vor lauter Freude.
    Nur Lasse sagte: »Ja, aber mehr Schnee als diesen gibt es bestimmt nicht.«
    Als wir am nächsten Tag in die Schule gingen, war aber jedenfalls schon so viel Schnee gefallen, dass wir richtig hindurchstapfen mussten, denn es schneite immer noch. Aber Lasse sagte:
    »Mehr Schnee als diesen hier gibt es bestimmt nicht, und der kann noch bis Weihnachten wegschmelzen.« Er sollte sich wundern. Als wir gerade in der Schule angelangt waren, begann es noch viel stärker zu schneien. Es schneite so, dass es ganz weiß war vorm Fenster. Man konnte nicht einmal quer über den Schulhof sehen. Es schneite und schneite. Und dann wurde es auch windig. Es stürmte und schneite und schneite und stürmte. Fräulein Lundgren wurde schließlich unruhig und sagte: »Ich weiß wirklich nicht, wie ihr Kinder aus Bullerbü heute nach Hause kommen sollt.« Sie fragte, ob wir nicht bei ihr übernachten wollten, und das hätten wir eigentlich sehr gern getan. Aber wir wussten,

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