Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo
uns noch ein bisschen rumflippen. Das ist heute dein letzter Tag in Freiheit.« Wir flippten natürlich automatisch zur Szene. Stella war da und die beiden Tinas. Stella rastete mal wieder richtig aus vor Freude, mich wiederzusehen. Die beiden Tinas waren aber echt schlecht drauf. Turkey. Sie waren mit Stella auf der Kurfürstenstraße gewesen, hatten aber vergessen, dass Sonntag war. Und auf dem Autostrich läuft am Sonntagnachmittag nun überhaupt nichts. Da sind die Freier mit Mutti und den Kindern unterwegs und haben keine Zeit für so was.
Ich war irgendwie froh, dass ich aus der Scheiße raus war. Dass ich keine Angst vor Turkey zu haben brauchte und keine Freier machen musste. Ich hatte ja nun schon Wochen nichts mehr mit einem Freier gehabt. Ich fühlte mich den anderen überlegen und war richtig happy, echt übermütig. Und ich dachte noch: Mensch, das ist das erste Mal, dass du auf der Szene rumflippst und nicht schussgeil bist.
Wir standen an der Autobushaltestelle beim U-Bahnhof Kurfürstendamm. Neben uns waren zwei Kanaken, die mir ständig zuzwinkerten. Ich sah wohl trotz Gelbsucht am frischesten von uns vieren aus, weil ich ja nun lange Zeit relativ clean geblieben war. Ich hatte auch keine Fixerkluft an, sondern richtige Teeniekleidung, die ich mir von meiner Schwester ausgeliehen hatte, weil ich mich auch äußerlich von den Fixern unterscheiden wollte. Ich hatte mir im Krankenhaus sogar die Haare ziemlich kurz geschnitten.
Die Kanaken hörten nicht auf zu zwinkern. Ich fragte die beiden Tinas: »Soll ich die für euch klarmachen. Und wenn ihr erst mal nur vierzig Mark kriegt, dann könnt ihr euch wenigstens ein halbes Halbes teilen.« Den beiden Tinas war sowieso alles egal, so schlimm waren sie auf Turkey. Ich ging also im totalen Übermut zu den Kanaken und sagte: »Ihr wollt die zwei Mädchen? Ich fragen für euch. Fünfzig Mark. Capito?« Ich zeigte auf die Tinas.
Die grinsten blöd und sagten: »Nein, du, du bumsen, du Pension.«
Ich war total relaxed und überhaupt nicht mehr aggressiv und sagte: »Nee, das haut schon mal gar nicht hin. Aber Mädchen sind große Klasse. Vierzehn Jahre. Nur fünfzig Mark.« Die jüngere Tina war tatsächlich gerade erst 14 alt geworden.
Die Kanaken blieben stur. Und wenn ich mir die beiden Tinas ansah, konnte ich die Kanaken auch irgendwie verstehen. Die Tinas sahen auf Turkey wirklich nicht zum Anbeißen aus. Ich ging zurück zu den Mädchen und sagte, dass da so nichts liefe. Und dann ritt mich irgendwie der Teufel. Ich nahm Stella beiseite und sagte ihr: »Die Tinas schaffen in ihrem Zustand sowieso keine Freier mehr. Schon gar nicht Kanaken. Lass uns doch mitgehen. Dann geilen wir die erst ordentlich an und die Tinas machen sie schnell fertig. Die bumsen ja sowieso mit Freiern. Wir verlangen hundert Mark und kaufen ein halbes Gramm.«
Stella war sofort einverstanden. Dabei waren Kanaken für uns beide ja das Letzte. Jedenfalls hätte keine der anderen je eingestanden, etwas mit einem Kanaken gehabt zu haben.
Ich ging also zu den beiden Türken und machte ihnen den Vorschlag und die waren auch sofort voll fickerig. Nur Detlef war total sauer und meinte: »Jetzt gehst du also wieder anschaffen.« Ich sagte: »Hör doch auf. Ich mache überhaupt nichts. Wir sind doch vier Mädchen.« Ich bildete mir ein, ich machte das Ganze aus Mitleid mit den Tinas. Mitleid mag auch dabei gewesen sein. Aber unbewusst suchte ich wahrscheinlich nur einen Umweg, um an Dope zu kommen.
Ich sagte den anderen, wir müssten zur Pension Norma in der Nürnberger Straße, weil die die größten Zimmer hätten. In die anderen Pensionen würden die uns zu sechst gar nicht auf ein Zimmer lassen. Dann zogen wir los. Und plötzlich schlich noch ein dritter Kanake hinter uns her. Die beiden anderen erklärten: »Das Freund. Auch Pension.«
Wir sagten erst mal gar nichts und kassierten die hundert Mark ab. Stella ging mit einem der Kanaken Dope besorgen. Sie kannte einen Dealer, der die größten halben Gramms auf der Szene verkaufte. Als sie mit dem Dope zurückkam, zogen wir dann zu acht über die Tauentzien. Vorne wir vier Mädchen und Detlef, alle eingehakt. Wir räumten den Bürgersteig leer. Dahinter die drei Kanaken.
Aber es war eine ziemliche Spannung. Die beiden Tinas wollten das H haben. Stella gab es nicht raus. Sie hatte natürlich Angst, dass uns die Tinas abhauen würden. Außerdem wollten wir den dritten Kanaken loswerden, der in unserem Deal überhaupt nicht mit
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