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Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Titel: Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane F.
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drin war.
    Stella drehte sich dann um, zeigte auf den dritten und legte los: »Wenn Kanake da mitkommt, wir nix machen.« Sie brachte es sowieso, einen Türken mit Kanake anzureden.
    Die drei Kanaken hielten aber mittlerweile Händchen und ließen sich überhaupt nicht beeindrucken. Stella sagte, dann sollten wir sie einfach ablinken und losrennen. Ich war zuerst voll dabei, weil ich flache Schuhe anhatte. Zum ersten Mal seit wenigstens drei Jahren lief ich mit flachen Schuhen rum. Die hatte ich mir auch von meiner Schwester geliehen. Dann kamen mir aber Bedenken. Ich sagte: »Wir treffen die bestimmt mal wieder und dann geht es uns dreckig.« Ich hatte echt vergessen, dass dies mein letzter Nachmittag auf Szene und Strich sein sollte.
    Stella war sauer. Sie blieb zurück und redete noch mal auf die Kanaken ein. Wir gingen gerade unter der Treppe am Europa-Center durch. Als es still hinter uns wurde, drehte ich mich um und da war Stella weg. Wie vom Erdboden verschwunden. Mit dem ganzen Dope. Die Kanaken merkten das dann auch und taten ganz aufgeregt.
    Ich dachte nur: Echt Stella. Ich hatte eine tierische Wut. Ich meinte, sie könnte nur ins Europa-Center abgehauen sein, und raste die Treppe der Fußgängerüberführung hoch. Detlef hinterher. Die beiden Tinas kamen nicht mehr weg. Die Kanaken hatten sie gekrallt. Ich rannte wie eine Irre durch das Europa-Center. Ich rechtsrum und Detlef linksrum. Keine Spur von Stella. Ich fand sie auch nicht und hatte obendrein ein schlechtes Gewissen wegen der Tinas. Ich sah, wie sie von den Türken in eine Pension abgeschleppt wurden, und wartete draußen stundenlang, bis sie endlich mit der Dreckarbeit fertig waren. Nun sollten sie wenigstens ihren Druck kriegen, auf den sie so geil waren. Ich ahnte, wo Stella zu finden war. Tina und ich fuhren runter auf den U-Bahnhof Kurfürstendamm. Da war kaum noch was los, weil die Szene um diese Zeit zum Treibhaus abwanderte, oben am Kurfürstendamm. Aber wir suchten ja Stella und gingen direkt auf die U-Bahn-Toiletten. Kaum waren wir durch die Tür, hörte ich schon Stella voll in action. Sie quasselte auf jemanden ein. Auf dieser Toilette sind eine ganze Menge Türen, aber ich checkte sofort, auf welchem Klo Stella war. Ich haute mit den Fäusten gegen die Klotür und schrie: »Stella, mach sofort die Tür auf. Sonst passiert was.«
    Die Tür flog auch gleich auf. Stella kam raus. Die kleine Tina klatschte Stella erst mal eine ins Gesicht. Stella, total breit, sagte: »Da, da habt ihr das ganze Dope. Ich will nichts davon haben.« Und weg war sie.
    War natürlich voll gelogen. Stella hatte gut die Hälfte des halben Gramms gleich weggeknallt, damit wir nicht mehr rankamen. Die beiden Tinas und ich warfen den Rest von dem halben Gramm und das Dope, das wir gerade gekauft hatten, zusammen und teilten es gerecht untereinander auf.
    Für mich war das mehr als genug nach dem Entzug. Ich hatte Mühe, von dem Klo wieder hochzukommen. Wir fuhren zum Treibhaus. Da war Stella wieder voll in action. Sie vermittelte für einen Dealer. Wir gleich: »Komm, du schuldest uns noch ein halbes Halbes.« Sie rückte auch ohne weiteres raus damit. Ein bisschen schlechtes Gewissen brachte sie doch noch.
    Ich sagte: »Du bist das letzte Miststück. Ich will nie wieder was mit dir zu tun haben.«
    Ich ging ins Treibhaus, drückte meinen Anteil von Stellas Dope weg und holte mir eine Cola. Ich saß allein in einer Ecke. Das waren die ersten Minuten seit dem Nachmittag, in denen ich zur Ruhe kam. Einen Moment hoffte ich, dass Detlef auftauchte. Dann war es eh zu spät. Ich hatte angefangen nachzudenken.
    Das Nachdenken fing noch ganz harmlos an. Ich dachte: Das ist doch echt Scheiße. Erst linkt dich dein einziger Freund ab und dann deine beste Freundin. Es gibt eben überhaupt keine Freundschaft unter Fixern. Du bist total allein. Du bist immer allein. Alles andere ist Einbildung. Der ganze Terror um einen Druck an diesem Nachmittag. Das war ja nichts Besonderes. Jeden Tag ist dieser Terror.
    Ich hatte einen lichten Moment. Ich hatte ja manchmal lichte Momente. Aber immer nur auf H. Wenn ich nüchtern war, dann war ich total unzurechnungsfähig. Das hatte dieser Tag mal wieder ausreichend bewiesen.
    Ich dachte also weiter nach. Das war gar nicht dramatisch. Ich war ganz ruhig, weil ich mir ja genügend H reingeknallt hatte. In das Krankenhaus zurück ging ich nicht. Es war schon nach elf.
    Ich wäre da sowieso rausgeflogen und mich hätte auch kein Krankenhaus

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