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Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Titel: Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane F.
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irgendwelchen Drogen hätte und so weiter.
    Von Detlef bekam ich dann auch einen ganzen Stapel Briefe auf einmal. Er schrieb, dass er unheimlichen Scheiß gebaut habe, als er dem Freier die Euroschecks klaute. Dass er das aber nur getan hatte, um in Paris zu entziehen. Er hätte mich damit überraschen wollen, weil wir es zusammen ja doch nie gebracht hätten. Detlef schrieb, dass er bald wieder rauskäme und dann eine Therapie mache. Ich schrieb, dass ich auch bald in die Therapie ginge. Und wir schrieben beide, dass wir nach der Therapie zusammen in eine Wohnung ziehen würden. Wir spannen uns in diesen Briefen also wieder mal unser gemeinsames Paradies nach der Therapie zusammen. Dabei dachte ich, wenn ich gerade mal nicht an Detlef schrieb, dass ich nie wieder aus Bonnies Ranch rauskäme.
    Eine echte Chance hatte ich noch. Mein Pilz war wiedergekommen und ich sagte der Ärztin auf der Station jeden Tag, dass ich zur Operation ins Krankenhaus müsse, weil ich es vor Schmerzen nicht mehr aushielte. Eines Morgens wurde ich dann tatsächlich unter strenger Bewachung ins Rudolf-Virchow-Krankenhaus gebracht. Nach der Untersuchung musste ich gleich dableiben, denn es war wirklich ziemlich schlimm. Ich hatte schon von Fixern gehört, wie man aus dem Krankenhaus rauskommt. Ich besorgte mir einen Parkschein. Das ist die Erlaubnis, in den Krankenhauspark zu gehen. Den kriegt man natürlich als Fixerin nicht so ohne weiteres. Aber es gab da einen tollen Trick. Ich ging zu einer ganz lieben schlitzäugigen Schwester und erzählte ihr, ich wollte arme alte Omis, die nicht mehr laufen konnten, ein bisschen im Park rumschieben. Die war voll ahnungslos und fand das wahnsinnig niedlich von mir.
    Ich ergeierte mir dann auch gleich eine Omi, die fand, dass ich ein sehr liebes Kind sei. Ich schob sie in den Park und sagte: »Warte einen Moment, Omi, ich bin gleich wieder da.« In den nächsten paar Sekunden war ich auch schon über den Zaun.
    Ich lief zum U-Bahnhof Amrumer Straße und fuhr zum Zoo. Ich hatte mich noch nie so frei gefühlt. Ich ging gleich zur Szene an der TU-Mensa. Ich flippte da ein bisschen rum und setzte mich dann zu drei jungen Fixern auf eine Bank. Ich erzählte ihnen, dass ich gerade aus Bonnies abgehauen sei. Das imponierte ihnen natürlich kolossal.
    Ich war tierisch schussgeil. Einer von den Jungs dealte. Ich fragte, ob ich nicht etwas auf Kombi haben könne. Er sagte, wenn ich ihm vermitteln helfen würde, könnte er mir was geben. Ich sagte Okay. Er gab mir was. Und ich drückte es gleich auf der Mensatoilette weg.
    Ich hatte nur knapp die Hälfte von einem Viertel gedrückt. Das Dope war auch nicht übermäßig gut. Ich fühlte mich zwar ganz gut, hatte aber noch vollen Durchblick. Musste ich ja auch haben, weil ich für den Typ vermitteln sollte. Das war noch ein jungscher Typ, den ich ein bisschen von der Haschischszene auf der Hasenheide kannte. Er ging noch zur Schule. War so sechzehn. Ich merkte gleich, dass er nicht viel Erfahrung mit Dealen hatte. Sonst hätte er mir nicht gleich den Schuss ausgegeben, sondern hätte mich erst vermitteln lassen.
    Ich roch dann, dass es plötzlich nur so von Zivilbullen wimmelte vor der Mensa. Der Typ checkte überhaupt nichts. Ich musste noch hin zu ihm und »Bullen« flüstern, bevor der irgendwas mitkriegte. Ich ging dann langsam Richtung Zoo und er schlich hinterher. Als mir ein Fixer vom Bahnhof entgegenkam, sagte ich: »Bleib stehn, Alter. Razzia bei der Mensa. Ich kann dir aber astreines Dope vermitteln.« Der jungsche Dealer kam auch gleich ran und holte echt sein ganzes Dope aus der Tasche und sagte, der Typ könne mal antesten. Ich dachte, mein Hamster bohnert. Dreihundert Meter weiter Razzia und der Idiot zieht sein H aus der Tasche.
    Dann kamen auch gleich zwei Zivilbullen, die da schon gelauert hatten. Rennen machte keinen Sinn mehr. Dieser Anfänger von Dealer warf seine Päckchen nur so in der Gegend rum. Überall flatterte lila Stanniolpapier. Der glaubte wohl, er könne das noch dem Fixer oder mir in die Schuhe schieben, und laberte immer, er habe damit nichts zu tun.
    Wir mussten uns gegen einen VW lehnen, die Arme hoch, und wurden nach Waffen durchsucht, obwohl keiner von uns älter als sechzehn war. Dieser Mistkerl von Bulle ging mir dabei auch noch an die Titten. Ich war aber total cool. Ich hatte ja meinen Druck gehabt und mich konnte nach Bonnies sowieso nichts mehr erschüttern. Ich hab sofort wieder auf gut erzogenes Kind gemacht. Die waren

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