Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo
Kathi noch besser als Piet. Ich war ziemlich glücklich, dass Kathi zu mir kam und zeigte, dass er sich für mich interessierte. Ich hatte immer Angst, dass die Jungen mir meine 12 Jahre ansahen und mich als kleines Kind abtaten.
Kathi begann mich zu streicheln. Da wusste ich nicht mehr, ob ich das gut finden sollte. Mir wurde irrsinnig heiß. Ich glaube, vor Angst. Ich saß da wie aus Stein und versuchte irgendetwas über die Platte zu sagen, die gerade lief. Als Kathi mir an den Busen fasste, oder was noch richtiger Busen werden sollte, stand ich auf und ging zum Plattenspieler und fummelte da endlos rum.
Dann kamen auch Piet und Kessi wieder aus meinem Zimmer. Sie sahen ganz seltsam aus. Verstört und irgendwie traurig. Kessi war ganz rot im Gesicht. Die beiden sahen sich überhaupt nicht mehr an. Sie sagten auch kein Wort mehr. Ich fühlte, dass Kessi ein sehr schlechtes Erlebnis gehabt hatte. Dass es ihr jedenfalls bestimmt nichts gebracht hatte. Dass es sehr unbefriedigend für beide gewesen sein musste.
Piet fragte mich schließlich, ob ich abends auch zum Haus der Mitte käme. Das machte mich wieder glücklich. Ich hatte unheimlich viel erreicht. Es war genauso gekommen, wie ich es geträumt hatte. Dass ich Piet und Kathi zu mir nach Hause einlud und dann richtig zur Clique gehörte.
Piet und Kessi gingen über den Balkon nach draußen. Kathi stand noch immer im Zimmer rum. Ich bekam wieder so etwas wie Angst. Ich wollte nicht mit Kathi allein bleiben. Ich sagte ihm ganz direkt, dass ich jetzt aufräumen und dann Schularbeiten machen müsse. Es war mir plötzlich egal, was er dachte. Er ging auch. Ich legte mich in mein Zimmer, sah an die Decke und versuchte, Durchblick zu kriegen.
Echt gut sah Kathi ja aus, aber irgendwie gefiel er mir nicht mehr. Nach anderthalb Stunden klingelte es. Durch den Spion in der Haustür sah ich Kathi. Ich machte nicht auf und schlich mich auf Zehenspitzen in mein Zimmer zurück. Ich hatte wirklich Angst davor, mit dem Typ allein zu sein. In diesem Moment kotzte er mich richtig an und ich selber schämte mich irgendwie. Ich wusste auch nicht warum. Ob wegen des Dope oder wegen Kathi. Aber da war ja wirklich nichts gewesen.
Ich wurde ziemlich traurig. Jetzt, wo ich in die Clique aufgenommen war, dachte ich, dass ich ja eigentlich gar nicht zu denen gehöre. Für Sachen mit Jungs war ich zu jung. Ich wusste jetzt genau, dass ich das nicht bringen würde. Und was sie über Polizei und den Staat und so sagten, das war mir sehr fremd und es war auch nichts, was mich eigentlich direkt anging.
Trotzdem war ich schon um fünf Uhr beim Haus der Mitte. Wir gingen dann nicht in den Club, sondern ins Kino. Ich wollte zwischen Kessi und einem, den ich nicht kannte, sitzen, aber Kathi drängelte sich dazwischen. Als der Film lief, fing er wieder an mich zu streicheln. Irgendwann ging er mir mit der Hand zwischen die Beine. Ich wehrte mich nicht. Ich war richtig gelähmt. Ich hatte wahnsinnige Angst vor irgendetwas. Einmal wollte ich rauslaufen. Dann dachte ich wieder: »Christiane, das ist der Preis dafür, dass du jetzt in dieser Clique bist.« Ich habe alles über mich ergehen lassen und nichts gesagt. Ich hatte ja irgendwo auch die wahnsinnige Hochachtung vor diesem Typen. Nur als er sagte, ich solle ihn auch streicheln, und als er dann noch meine Hand an sich zu ziehen versuchte, da habe ich die Hände auf meinem Schoß ineinander verkrallt.
Ich war irrsinnig froh, als der Film zu Ende war. Ich bin sofort von Kathi weg und zu Kessi. Ich habe ihr alles erzählt und gesagt, dass ich von Kathi nichts mehr wissen wolle. Kessi hat es ihm bestimmt gesagt, denn etwas später kam raus, dass sie unheimlich in Kathi verknallt war. Da fing sie im Club an zu heulen, weil Kathi sie nicht mehr beachtete als die anderen Mädchen. Mir erzählte sie das dann mal, wie verknallt sie war und dass ihr immer zum Heulen zu Mute sei, wenn Kathi in der Nähe war.
Trotz der Sache mit Kathi gehörte ich nun zur Clique. Ich war für die anderen zwar die Kleine. Aber ich gehörte dazu. Keiner der Jungen versuchte, mich anzufassen. Es hatte sich wohl rumgesprochen und wurde voll akzeptiert, dass ich mich noch zu jung fühlte, um da irgendwie rumzumachen. Das war eben auch anders als bei den Alkis. Alkis nannten wir die Jugendlichen, die sich mit Bier und Schnaps antörnten. Bei denen wurden Mädchen unheimlich brutal behandelt, die sich zierten. Über diese Mädchen machte man sich lustig, die wurden beleidigt
Weitere Kostenlose Bücher