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Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Titel: Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane F.
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und waren unterdurch. Bei uns gab es überhaupt keine Brutalität. Wir akzeptierten uns gegenseitig, so wie wir waren. Wir waren ja irgendwie auch alle gleich oder doch auf demselben Trip. Wir verstanden uns ohne viel Gequatsche. Aus der Clique wurde nie jemand laut oder unflätig. Uns ging das Gelabere der anderen nicht viel an. Wir fühlten uns erhaben.
    Außer Piet, Kessi und mir gingen schon alle zur Arbeit. Es war bei allen ähnlich. Ihnen stank es zu Hause und bei der Arbeit. Anders als die Alkis, die ihren Stress noch im Club mit sich rumtrugen und aggressiv waren, konnten die Typen in unserer Clique total abschalten. Sie schmissen sich nach Feierabend in ihre geilen Sachen, rauchten Dope, hörten coole Musik und es war der totale Frieden. Da vergaßen wir die ganze Scheiße, durch die wir den übrigen Tag draußen gehen mussten.
    Ich fühlte mich noch nicht genauso wie die anderen. Dazu, glaubte ich, sei ich noch zu jung. Aber die anderen waren meine Vorbilder. Ich wollte möglichst so sein wie sie oder so werden. Von ihnen wollte ich lernen, weil ich dachte, sie wüssten, wie man cool lebt und sich von all den Arschlöchern und der ganzen Scheiße nicht anmachen lässt. Von Eltern und Lehrern ließ ich mir sowieso nichts mehr sagen. Für mich war die Clique nun alles, was in meinem Leben wichtig war – außer meinen Tieren.
    Dass ich so total in diese Clique reinflippte, hatte Gründe auch bei mir zu Hause. Da wurde es mittlerweile unerträglich. Das Unerträglichste war, dass Klaus, der Freund meiner Mutter, ein echter Tierfeind war. Das glaubte ich jedenfalls damals. Es fing an damit, dass Klaus ständig rumlaberte, das ginge nicht mit all den Viechern in einer so kleinen Wohnung. Dann verbot er meiner neuen Dogge, die ich von meinem Vater bekommen hatte, im Wohnzimmer zu liegen.
    Da rastete ich schon aus. Unsere Hunde hatten immer zur Familie gehört. Die waren behandelt worden wie alle anderen Familienmitglieder. Und nun kam dieser Kerl und sagte, die Dogge dürfe nicht ins Wohnzimmer. Es kam aber noch bunter. Er wollte mir auch verbieten, dass der Hund neben meinem Bett schläft. Ich sollte dann allen Ernstes in meinem winzigen Zimmer einen Verschlag für die Dogge bauen. Das machte ich natürlich nicht.
    Dann hatte der Klaus seinen endgültigen Auftritt. Er erklärte, die Tiere müssten aus dem Haus. Meine Mutter stand ihm noch bei und meinte, ich kümmerte mich nicht mehr um die Tiere. Das fand ich das Letzte. Sicher war ich jetzt abends oft nicht zu Hause und da musste einer von den beiden noch mal mit dem Hund raus. Aber sonst, meinte ich, kümmerte ich mich jede freie Minute um den Hund und die anderen Tiere.
    Mir half kein Drohen, kein Schreien und kein Heulen. Mein Hund wurde weggegeben. Er kam zu einer Frau, die ich noch ganz in Ordnung fand, die mochte ihn wirklich. Aber die Frau bekam dann gleich Krebs und musste den Hund weggeben. Ich hörte, er sei in eine Kneipe gekommen. Er war ein wahnsinnig sensibles Tier, das bei jedem Krach durchdrehte. Ich wusste, in einer Kneipe würde mein Hund kaputtgehen. Ich machte Klaus und meine Mutter dafür verantwortlich. Ich wollte nichts mehr mit Leuten zu tun haben, die so tierfeindlich waren.
    Das war alles in der Zeit, in der ich begann zum Haus der Mitte zu gehen und die ersten Male Haschisch rauchte. Zwei Katzen waren mir geblieben. Aber die brauchten mich tagsüber nicht. Nachts schliefen sie in meinem Bett. Nachdem der Hund weg war, gab es für mich keinen Grund mehr, zu Hause zu sein. Ich hatte da keine Aufgabe mehr. Ich mochte auch allein nicht mehr spazieren gehen. Ich wartete nur darauf, dass es fünf wurde und der Club im Haus der Mitte aufmachte. Manchmal verbrachte ich auch die Nachmittage schon mit Kessi und anderen aus der Clique.
    Ich rauchte jeden Abend. Diejenigen, die in der Clique Geld hatten, gaben den anderen was ab. Ich fand auch nichts mehr dabei, Haschisch zu rauchen. Wir machten das ja ganz offen im Haus der Mitte. Die Sozialarbeiter von der Kirche, die im Club aufpassten, quatschten uns gelegentlich an, wenn wir rauchten. Da gab es verschiedene Typen. Aber die meisten gaben gleich zu, dass sie auch schon geraucht hätten. Die kamen von der Universität, aus der Studentenbewegung, und da war wohl Haschischrauchen was ganz Normales gewesen. Und diese Typen sagten dann nur, wir sollten das nicht übertreiben und das nicht als Fluchtmittel gebrauchen und so etwas. Vor allem sollten wir nicht auf harte Drogen umsteigen.
    Das ging

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